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Olympia 2010: Favoriten setzten sich durch

Author: Dirk Gundel Sunday, February 14th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf, Olympia, Short Track
DESGphoto Haralds Silovs DESGphoto / L. Hagen

Der Mann des ersten Wettkampftages der Olympischen Spiele war ohne Frage der Lette Haralds Silovs. Nach einem guten Auftritt über 5000 Meter im Eisschnelllaufen (Platz 20) fuhr der Lette aus Richmond nach Vancouver und absolvierte nach einer kurzen Pause drei Runden über 1500 Meter im Shorttrack. Es bleibt Spekulation was ohne die Vorbelastung möglich gewesen wäre, immerhin belegte der 23jährige am Ende Platz 10 im Shorttrack. Damit blieb er in beiden Sportarten vor allen deutschen Startern.

Dieser bemerkenswerte Auftritt bringt Silovs auf jeden Fall einen Eintrag in die Geschichtsbücher, als erster Sportler der an einem Wettkampftag an zwei Sportarten teilnimmt.

Die Medaillen holten sich jedoch andere Läufer. Nach seiner langen Siegesserie konnte Sven Kramer auch bei den Olympischen Spielen endlich seine Goldmedaille erkämpfen. Dabei hatte er mal wieder mit den Regelwidrigkeiten der ISU zu kämpfen, denn als Weltcupführender durfte er nichts als letzter, musste sogar als erster der Goldanwärter auf die Bahn. Mit 6.14,60 legte der 23jährige auf dem schweren Eis, dann auch einen Bahnrekord und Olympischen Rekord vor, war sich aber offensichtlich seines Sieges noch nicht sicher.

Der ehemalige Shorttracker Seung-Hoon Lee hatte sich nach seinen zuletzt starken Auftritten bei den Asienmeisterschaften in eine Mitfavoritenrolle katapultiert. Mit sensationellen Schlußrunden und einer Endzeit von 6.16,95 konnte er die Erwartungen sogar noch übererfüllen und sich die Silbermedaille sichern. Im direkten Duell ließ er dem Niederländer Bob de Jong dabei nicht den Hauch einer Chance.

Ivan Skobrev hatte im Vorfeld eine Medaille angekündigt und machte dieses Vorhaben mit einer beeindruckenden Leistung im direkten Kampf gegen Enrico Fabris auch wahr. Der Italiener musste auf den Schlußrunden abreißen lassen und kam am Ende nur auf einen siebten Platz, noch hinter dem starken Franzosen Alexis Contin.

Das letzte Duell zwischen Håvard Bøkko und Chad Hedrick wurde schnell zu einem Alleingang des Norwegers. Er konnte in den letzten Runden jedoch die Pace von Skobrev nicht halten und musste sich am Ende mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Welche Rolle dabei der Streit zwischen dem Norwegischen Verband und Trainer Peter Müller spielte, bleibt zwar spekulativ, dürfte aber durchaus eine Rolle gespielt haben, da Müller seinen Schützling in der Halle nicht betreuen durfte.

“Es hat mich fast umgebracht. Es war eines der härtesten, aber auch der besten Rennen, die ich je gelaufen bin” sagte der Niederländer Kramer nach seinem Triumph. Seine Konkurrenten verneigten sich vor ihm. Er würde Kramer gerne schlagen, sagte Bronzegewinner Ivan Skobrev aus Russland, “aber das ist unmöglich, denn er ist der beste Eisschnellläufer aller Zeiten”. In vier Jahren auf dem Heimeis von Sotschi wolle er es trotzdem nochmal versuchen. Silbermedaillengewinner Lee war natürlich sehr glücklich, angesprochen auf sein starkes Finish: “Meine Shorttrack-Erfahrung hat mir diesen Erfolg ermöglicht”.

21,42 sec betrug der Rückstand des besten Deutschen gegenüber der Siegerzeit. Positiv betrachtet ist das eine Verbesserung zu den letzten Olympischen Spielen (23,66 sec), realistisch gesehen bleibt es eine Enttäuschung. Denn seit den letzten Olympischen Spielen wurde bei keinem Weltcuprennen und keiner Einzelstrecken-WM ein Rückstand in diesen Dimensionen gemessen. Einzig Patrick Beckert dürfte mit seiner Leistung annähernd glücklich gewesen sein, immerhin war er am Ende auf Platz 22 der Beste des deutschen Trios. Dennoch war der Erfurter nicht ganz zufrieden. “Ich bin ein bisschen zu verhalten angegangen, trotzdem hat hinten raus die Kraft gefehlt.”. Marco Weber und Robert Lehmann waren im Gegensatz zu fast allen anderen Läufern langsamer als bei der Weltmeisterschaft an gleicher Stelle vor einem Jahr.

Wenn man die reine Platzierung sieht, war es vor 50 Jahren das letzte Mal ähnlich durchwachsen für die Deutschen. Helmut Kuhnert hatte 1960 ebenfalls Platz 22 über 5000 Meter belegt, danach waren die Ergebnisse der deutschen Läufer immer besser gewesen. Robert Lehmann sagte dann auch zu seiner eigenen Leistung: “Ich bin sauschlecht gelaufen. Das war eine Riesenenttäuschung. Ich habe einfach alles falsch gemacht”.

Über 1500 Meter der Herren im Shorttrack sollte die erste Medaille für die Gastgeber her, denn neben dem Amerikaner Ohno und den Koreanern, waren die Kanadier favorisiert. Am Ende wurde das lautstarke Publikum enttäuscht. Drei Südkoreaner, zwei US-Amerikaner und je ein Kanadier und ein Chinese hatten das A-Finale erreicht. Im Finale brachte der Weltmeister Ho-Suk Lee aus Südkorea seinen Landsmann Sung zu Fall, so dass die beiden Goldanwärter aus dem Rennen war. Weltcupspitzenreiter Jung-Su Lee ließ sich davon nicht beirren und setzte sich souverän vor dem US-Amerikanern Ohno und Celski durch. Der Kanadier Olivier Jean musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Für Ohno war dies bereits die sechste Olympische Medaille, während mit dem 18jährigen Celski im eigenen Team bereits ein Nachfolger bereit steht.

Prächtig schlug sich der Mainzer Sebastian Praus, der im B-Finale Platz fünf belegte und damit in der Endabrechnung Elfter wurde. Damit verpasste er sein bisher bestes Olympia-Ergebnis mit Platz zehn vor vier Jahren in Turin ganz knapp. Seinen besten Lauf absolvierte er im Halbfinale, als er hinter Ho-Suk Lee sowie Wenhao Liang aus China den ausgezeichneten dritten Platz belegte. “Das B-Finale war mein Ziel. Es wäre unrealistisch gewesen, hier von Medaillen zu träumen”, sagte der 29-Jährige.

Im Vorlauf musste Sebastian auch ein wenig das Glück strapazieren, denn er kam nur aufgrund der Disqualifikation des US-Amerikaners Jordan Malone weiter. Endstation war in Runde eins bereits für die anderen deutschen Starter Tyson Heung und seinen Dresdner Vereinskollegen Paul Herrmann.

Auch Aika Klein hatte über 500 Meter einen schweren Vorlauf und musste früh die Hoffnungen auf ein Weiterkommen begraben. “Ich bin vom Start weg nicht aus dem Quark gekommen. Dann wurde es besser, ich bin sehr nahe an meine Bestzeit herangelaufen. Aber die Konkurrenz hier ist sehr stark”. Für die Rostockerin sind die 500 Meter allerdings ohnehin eher ein Nebenprodukt, ihre Stärken liegen auf der 1500 Meter Strecke.

Und auch im Shorttrack hat die ISU eine absurde Regel zu liefern, der im A-Finale disqualifizierte Ho-Suk Lee, wird am Ende nicht auf den letzten Platz des Finales gesetzt, sondern auch noch hinter den Läufern des B-Finales gelistet, die er in der Runde zuvor “ausgeschaltet” hatte. Diese Regel hat die ISU in der Tat exklusiv für sich.

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