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Wolf mit deutlichem Sieg, Ihle überrascht

Author: Dirk Gundel Friday, November 12th, 2010 2 Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Nico Ihle DESGphoto / L. Hagen

Über die 500 Meter der Frauen gab es beim Weltcupauftakt in Heerenveen nach den Ergebnissen in den nationalen Qualifikationsrennen nur eine Favoritin, Jenny Wolf. Und die Berlinerin wurde dieser Rolle gerecht, ging in 10,25 Sekunden über 100 Meter an und lief am Ende 38,02 sec. Die Olympiasiegerin Sang-Hwa Lee aus Südkorea zeigte sich gegenüber den ersten Saisonrennen stark formverbessert und überzeugte als Zweite mit 38,30 sec. Auch dahinter keine Überraschungen, Margot Boer (38,39) und Nao Kodaira (38,43) hielten Anschluss, ehe ein großes Loch zur Fünftplatzierten Laurine van Riessen aufbrach.

Judith Hesse lief nach starken Angang in 39,10 eine neue Saisonbestzeit und verwies als Elfte die Berlinerin Monique Angermüller (39,26) auf den zwölften Rang.

Jenny war nach dem 51.Weltcupsieg ihrer Karriere nicht einmal ganz zufrieden: “Mir fehlte heute etwas die Lockerheit, deshalb war der Lauf nicht optimal. Eigentlich wollte ich unter 38 Sekunden bleiben.” Allerdings versprach die Berlinerin  in den nächsten Rennen schneller zu werden: “Mein Leistungsniveau wird sich in den nächsten Wochen steigern, da bin ich mir sicher.”

In der B-Gruppe gab es über 500 Meter nur durchwachsende Leistungen, der Sieg ging 39,42 sec an Bo-Ra Lee aus Korea. Gabriele Hirschbichler (39,97) als Sechste und Heike Hartmann mit für sie undiskutablen 40,09 sec als Neunte enttäuschten.

Bei den Herren lieferte Nico Ihle über 500 Meter ein “Knallbonbon” ab, in 35.14 sec verfehlte er den Deutschen Rekord nur knapp und lief die mit Abstand schnellste “Flachlandzeit” eines Deutschen Sprinters. Am Ende reichte es zu einem sensationellen fünften Platz nur 0,29 sec hinter dem Sieger, seit Uwe-Jens Mey war kein deutscher Sprinter mehr so nahe an der Weltspitze (Michael Künzel gelang dies nur bei Freiluftrennen). Pech hatte Samuel Schwarz. Nach dem Startverzicht des verletzten Koreaners Mo, lief der Berliner das Rennen allein. In 35,75 sec reichte es zwar für eine neue Saisonbestzeit, bei der engen Spitze kam er trotzdem nur auf Rang 15 ein.  Ein Ergebnis das vor Jahresfrist noch bejubelt wurde, jetzt sind die Ansprüche aber höher.

Der Niederländer Ronald Mulder, einer der Favoriten über 500 Meter, zog sich bei etwa 80 Meter eine Verletzung zu. Wann er wieder Wettkämpfe bestreiten kann ist derzeit noch offen.

Nach dem Rennen wurde Nico Ihle vom Stadionsprecher interviewt, der Chemnitzer war natürlich sehr glücklich und versprach dem Publikum am Sonntag eine ähnliche Zeit, möglichst noch etwas schneller.

Zuvor hatten die Niederländer de Koning und Otterspeer mit 35,46 und 35,47 auch in der B-Gruppe für starken Zeiten gesorgt. Der Chemnitzer Denny Ihle verbesserte seine Saisonbestzeit auf 36,10 sec, verfehlte damit nur Knapp sein Ziel, unter der 36 Sekunden Marke zu bleiben.

DESGphoto Christine Nesbitt DESGphoto / L. Hagen

Über die 1000 Meter der Frauen wurde die Olympiasiegerin Christine Nesbitt ihrer Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht. In 1.15,84 min distanzierte die Kanadierin die Konkurrenz deutlich, Margot Boer die sichtlich am Ende ihrer Kräfte war, kam in 1.16,50 min auf den zweiten Platz, gefolgt von Ireen Wüst und Laurine van Riessen ebenfalls aus den Niederlanden. Monique Angermüller hatte im letzten Lauf keine Chance gegen Nesbitt, verkrampfte zusehends und verfehlte ihre Zeit aus der Vorwoche deutlich. Nach ihrem verletzungsbedingten Trainingsausfall fehlt der Berlinerin im Moment noch etwas die Kraft. Am Ende blieb Rang 13 für Angermüller, drei Ränge vor Judith Hesse, die auf der ungeliebten 1000 Meter Strecke in 1.18,10 eine ordentliche Leistung bot.

In der B-Gruppe überraschte Gabriele Hirschbichler mit einem zweiten Platz, dabei lief die Inzellerin in 1.18,40 neue Saisonbestzeit. Für Isabell Ost reichte es nach 1.19,35 zum siebten Platz.

Samuel Schwarz sorgte über 1000 Meter für ein weiteres Spitzenresultat, seine 1.09,56 min sind auch hier die schnellste Zeit eines Deutschen auf einer Flachlandbahn. Am Ende reichte es zum achten Platz, nur etwas mehr als eine Sekunde hinter Sieger Shani Davis. der Olympiasieger hatte den Bahnrekord dabei nur um 0,01 Sekunden verfehlt.

Der Dresdner Frank Steiner kam in der vorletzten Kurve fast zu Fall, kämpfte sich aber ins Ziel und erreichte dabei immer noch beachtliche 1.10,67. Schade da wäre noch deutlich mehr drin gewesen als der 18.Platz.

Und auch in der B-Gruppe gab es Grund zur Freude, Nico Ihle siegte in 1.10,38 vor dem Japaner Haga. Jörg Dallmann lief ebenfalls ein starkes Rennen und kam in 1.10,82 überraschend auf dem vierten Rang ein.

Insgesamt ein großartiger Auftakt in die neue Weltcupsaison für das deutsche Team, mit dem gewohnt starken Auftreten einer Jenny Wolf und dem noch ungewohnt guten Leistungen der deutschen Herren.

Bei den Sprintern spielte im übrigen die vielzitierte “Dr. Bibber-Regel” keine Rolle. Einzig die Kanadierin Cindy Klassen wurde über 1000 Meter in der B-Gruppe disqualifiziert, allerdings nicht wegen Verlassens der Bahn, sondern wegen dem seit dieser Saison ebenfalls verbotenden “Kick off” beim Zieleinlauf. Die Kampfrichter haben dabei in Heerenveen eine schwierige Aufgabe, denn nach den Protesten der letzten Wochen gab es am Donnerstag ein Treffen von Spitzenläufern mit der ISU. Dort einigte man sich für den Wettkampf in Heerenveen auf einen Kompromiss. Erst wenn zwei Schiedsrichter einen Regelverstoß anzeigen, wird eine Disqualifikation ausgesprochen. Die Athleten nehmen dies erst einmal hin, versprachen aber weiter für die Aussetzung der Regel zu kämpfen. Insbesondere die Begründung zur Einführung der Regel sorgt bei den Sportlern für Kopfschütteln. “Wir hatten doch schon eine Regel die bei Behinderung für Disqualifikationen sorgte, wenn ich niemand behindere wo entsteht denn hier eine Gefahr?” fragte Mark Tuitert im niederländischen Fernsehen.

2 responses to “Wolf mit deutlichem Sieg, Ihle überrascht”

  1. René says:

    An sich ein sehr schöner Bericht, der auch recht objektiv auf gute und schlechte Leistungen unsrerer WC Starter eingeht (Glückwunsch für die teilweise sehr guten Zeiten). Leider finde ich es etwas unpassend, wie die Leistung eines Michael Künzels heruntergespielt wird. Auch ein Erfolg auf einer Freiluftbahn ist ein Erfolg. Und daran darf man sich durchaus auch heute noch messen. Ansonsten macht weiter so. Grüße René

  2. Dirk says:

    Hallo René,
    die Leistungen von Michael stehen außer Frage. Man muss die Chance dann nutzen, wenn sie geboten wird. Dies ist Michael mehrfach glänzend gelungen. Aber ein Vergleich der Wettkämpfe unter gleichen Bedingungen (also Hallenwettkämpfe) zeigt, dass auch Michael niemals so dicht an dem Sieger dran war. Und genau das soll der Text ausdrücken.