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Boer und Groothuis auf Titelkurs

Author: Dirk Gundel Monday, December 27th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Annette Gerritsen DESGphoto / L. Hagen

Niederländische Eisschnelllauf-Meisterschaften sind seit Jahrzehnten hochklassige Veranstaltungen mit erstklassigen Leistungen. Das zeigten die Sportler unseres Nachbarlandes auch am ersten Wettkampftag bei den Allround – und Sprintmeisterschaft. In Heerenveen werden von Montag bis Mittwoch die Tickets für die Sprint-Weltmeisterschaften sowie die Mehrkampfeuropameisterschaften vergeben.

Die Sprinter absolvierten am ersten Wettkampftag die 500 und 1000 Meter, die Allrounder lediglich die 500 Meter.

Im Sprint der Damen gab es ein sensationelles Comeback und vermutlich ein trauriges Karriereende. Nach Aussage ihres Physiotherapeuten kam für Annette Gerritsen die Meisterschaft zwei Wochen zu früh. “Im Moment ist sie erst bei 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit.” Die Niederländerin laborierte lange an einer Oberschenkelverletzung und gab bei einem Testlauf in der Vorwoche ihr Comeback. Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass die 25jährige in Heerenveen um den Titel mitlaufen kann. Doch nach dem ersten Tag ist Gerritsen die einzige verbliebene Konkurrentin für Margot Boer.

Über 500 Meter siegte Boer in 38,49 sec und dass obwohl sie beim Bahnwechsel kurz abbremsen musste. Dass Gegenerin Jorien Kranenborg nicht disqualifiziert wurde, lag daran dass sie den Wechsel auf die Außenbahn bereits vollzogen hatte und Boer selbst zu spät aus dem Windschatten lief. Anette Gerritsen lief glänzende 38,68 und Laurine van Riessen als Dritte 38,89 sec. Den letzten Platz belegte Roxanne van Hemert, die in Asien noch im Weltcup aktiv war, und das obwohl sie immerhin  40,31 sec lief. Die junge Läuferin hatte allerdings auch Pech, denn sie wurde beim Bahnwechsel deutlich behindert.

Die große Dame des niederländischen Sprints landete nur auf Rang 14, mit einem Lauf der von vorn bis hinten kraftlos war. Für Marianne Timmer, die anschließend abmeldete droht ein trauriges Karriereende. Die 36jährige dreifache Olympiasiegerin war in der Vorwoche an einem grippalen Infekt erkrankt, der sie sichtbar zurückwarf. Auf Grund einer Sonderregel hofft Timmer zumindest noch für die Skate-Offs für den Weltcup in Moskau nominiert zu werden. Nur dann kann sie sich für die Einzelstrecken-WM in Inzell qualifizieren. Aus ihrem Umfeld wird im Moment auch nicht ausgeschlossen, dass Marianne noch ein Jahr “ran hängt”, sollte der Verband von der Sondernominierung wegen ihrer Verdienste keinen Gebrauch machen.

Über die 1000 Meter musste nach Timmers Abmeldung Ireen Wüst im Alleingang laufen. In 1.16,60 min siegte die Allrounderin nach einer starken Schlussrunde trotzdem und verwies Annette Gerritsen (1.16,93) und Margot Boer 1.17,06 min auf die Plätze.

Im Vierkampf liegen mit Boer, Gerritsen, Wüst und van Riessen die Favoriten bereits deutlich in Führung. Boer hat allerdings nur 0,125 Vorsprung auf Gerritsen.

Im Sprint der Herren ergibt sich die Nominierung für die Weltmeisterschaften fast von allein. Allerdings kann es auch hier noch zu einer Ausnahme bei der kommen. Ronald Mulder ist nach seiner schweren Verletzung noch nicht wieder fit und musste ebenso wie der leicht angeschlagene Mark Tuitert auf einen Start verzichten. Simon Kuipers versuchte es über 500 Meter,  hatte dann aber wieder Schmerzen und meldete ebenso ab. Hein Otterspeer stürzte über 500 Meter, konnte dann auch nicht über 1000 Meter überzeugen. Lars Elgersma ist von seiner Bestform weit entfernt und der 20jährige Kjeld Nuis verlor nach glänzenden Auftritten kurz vor dem 1000 Meter Ziel die Übersicht.

So war der Weg frei für Stefan Groothuis, nach Platz zwei über 500 Meter (35,26 sec)  siegte er deutlich in 1.08,54 über die 1000 Meter und Duplizität der Ereignisse, auch Groothuis musste nach der Abmeldung von Kuipers im Alleingang antreten. Jan Smeekens überzeugte mit glänzenden 35,04 sec über 500 Meter und hielt sich in 1.10,23 min auch achtbar über die 1000 Meter.

Dahinter scheinen für Jan Bos (35,51 und 1.09,82) sowie Sjoerd de Vries (35,77 und 1.09,90) die weiteren WM-Startplätze sicher.

Für Nuis, der über 1000 Meter nach der letzten Kurve auf der Außenbahn zu stark nach links drehte,  deutlich über die Mittellinie kam und damit auf der Zielgerade teilweise  auf der Innenbahn lief, kann es jedoch für die Nominierung noch eine Ausnahme geben. Denn er lief nach den 35,65 sec über 500 Meter in 1.09,41 min über 1000 Meter ins Ziel und lag eigentlich auf Platz drei der Gesamtwertung.

2010-11-13-2026]Übrigens war die Disqualifikation von Nuis die einzige wegen Überfahrens der Linie am ersten Tag, und dass obwohl Pauline van Deutekom bei den Allrounderinnen gleich drei Mal auf den letzten 70 Meter die Linie deutlich überlief. Die ehemalige Weltmeisterin zeigte sich deutlich Formverbessert und kam in 40,60 sec auf den sechsten Platz. Der Kampf um die EM-Tickets drei und vier gilt in diesem Jahr als relativ offen. Ireen Wüst ist vornominiert, an Marrit Leenstra dürfte ebenfalls kein Weg vorbeiführen.  Die 21jährige untermauerte ihre Favoritenstellung mit 39,21 sec über 500 Meter und liegt schon knapp einen Punkt vor der Konkurrenz. Diese wird von Diane Valkenburg (40,13) und Linda de Vries (40,24) angeführt. Dabei lief fast das gesamte Feld persönliche oder zumindest Saisonbestzeit und die guten 41,19 der 17jährigen Pien Keulstra reichten nur für Platz 18.

Bei den Herren ist der Wettkampf in diesem Jahr ebenfalls völlig offen. Die Langstreckenasse um Bob de Jong, Bob de Vries, Jorrit Bergsma und Robert Bovenhuis hatten wegen ihrer Sprintschwäche auf einen Start verzichtet. Carl Verheijen hat seine Karriere beendet und Sven Kramer ist verletzt.  Die 500 Meter begannen mit einen Knallbonbon, der 20jährige Koen Verweij verbesserte seine Saisonbestzeit um über eine Sekunde auf 36,27 sec. Diese Zeit sollte bis zum Ende nicht zu schlagen sein. Auch hinter Verweij liegen fast nur junge Läufer in Lauerstellung. Jan Blokhuijzen (36,50)  und Junior Thomas Krol (36,63) folgen auf den Plätzen zwei und drei.  Für Verweij begann die Saison mit einer Enttäuschung, nachdem er sich nicht für den Weltcup qualifizieren konnte. Da er auch über 1500 und 5000 Meter in den Ranglisten weit vorn steht, dürfte es für die Konkurrenz schwer werden.  Topfavorit dürfte jedoch Wouter olde Heuvel sein, der in 36,85 sec als Fünfter über 500 Meter überzeugen konnte.  Auch Renz Rotteveel als starker 5000 Meter Läufer liegt mit 36,94 sec noch gut im Rennen. Ted-Jan Bloemen hatte große Schwierigkeiten am Start und verlor deshalb überraschend Zeit auf die Konkurrenz (37,33). Der WM-Vierte des Vorjahres wird es nun schwer haben, die Qualifikation für die Europameisterschaft noch zu schaffen.

Am Dienstag finden die zweiten 500 und 1000 Meter Läufe in den Sprint statt, sowie die 3000 bzw. 5000 Meter bei den Allroundern. Am Mittwoch stehen dann die 1500 und die abschließenden 5000/10000 Meter der Allrounder an.

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