Aktuelle Stenogramme vom Wochenende
Shorttrack-EM-in Turin
1. Tag:
Arian “Turbo-Ari” Nachbar stellte in der neuen Olympia-Eishalle “Palavela” den Turbo an, dass selbst der sechsmalige Europameister Fabio Carta völlig perplex war. Der Italiener hatte sich auf der Zielgeraden des 1500-m-Endlaufs schon als Sieger gefühlt und die Arme nach oben gerissen, als er rechts von sich einen Schatten auftauchen sah. Es war Nachbar, der – auch zum Entsetzen der 4000 temperamentvollen – Zuschauer – auf den letzten beiden Runden vom sechsten auf den ersten Platz vorlief und damit für den ersten deutschen Endlaufsieg bei einer internationalen Meisterschaft sorgte. Im Rennverlauf zuvor war der ebenfalls im Finale vertretene Sebastian Praus immer wieder mit Tempoattacken an die Spitze gelaufen und hatte die Konkurrenz aufgerieben, während Nachbar hinten auf seine Chance lauerte. Praus wurde Vierter und hat damit ebenfalls eine gute Ausgangsposition für den Mehrkampf. Praus hatte zudem im Halbfinale für die schnellste Zeit der Konkurrenz gesorgt (2:19,35). Andre Hartwig hatte das Halbfinale erreicht und wurde wegen einer Behinderung disqualifiziert.
Auch die Damen waren mit zwei Läuferinnen im Finale, das von Titelverteidigerin Jewgenia Radanowa (Bulgarien) gewonnen wurde. Aika Klein, die im Halbfinale mit einer Top-Zeit überzeugt hatte (2:25,969), belegte Platz vier, Christin Priebst wurde Sechste. Yvonne Kunze wurde im Halbfinale wegen Behinderung disqualifiziert.
Die deutsche Männer-Staffel mit Arian Nachbar, Sebastian Praus, Andre Hartwig und Thomas Bauer erreichte als Viertelfinal-Zweiter (hinter Titelverteidiger Italien) das Halbfinale. Die Damen stehen kampflos im Halbfinale (nur acht gemeldete Staffeln).
Stimmen vom ersten Tag:
Arian Nachbar: “Ich bin selbst ein wenig überrascht, wie gut meine Taktik aufging. Ich fühle mich gut in Schuss und auch schon im Vorlauf und Halbfinale lief es für mich ähnlich gut.”
Trainer Jürgen Dennhardt: “Eine Riesenleistung von Arian, sowohl taktisch als aich was seine Risikobereitschaft und das Antrittsvermögen betrifft. Auch die anderen deutschen Läufer haben nicht enttäuscht.”
Sportdirektor Günter Schumacher: “Das ist wohl der bisher erfolgreichste Shorttrack-Tag in der DESG-Geschichte. Vier Läufer in den Finals, dan auch noch ein Sieg und zwei vierte Plätze, einfach grandios.”
2. Tag:
Auch am zweiten Tag überzeugten die deutschen Shorttracker. Überraschendster Fakt: Die Europameisterschaft im Shorttrack der Männer machen der Rostocker Arian Nachbar und der sechsmalige Europameister Fabio Carta unter sich aus. Einen Tag nach dem Triumph Nachbars über 1500 m drehte Carta über 500 m den Spieß um und verwies Nachbar in einem ähnlichen knappen Einlauf auf Rang zwei. Im Mehrkampf führen beide mit je 55 Punkten mit deutlichem Vorsprung auf den Italiener Nicola Franceschina (13), Sebastian Praus (Mainz) liegt auf Platz fünf.
Die 500 Meter der Damen gewann vor 4000 Zuschauern in der Olympia-Eishalle “Palavela” die Russin Tatjana Borodulina vor Marta Capurso (Italien) und Jewgenia Radanowa (Bulgarien), die am Freitag die 1500 m gewonnen hatte und die Führung im Mehrkampf behauptete. Hier rangieren Aika Klein (Rostock), Christin Priebst und Yvonne Kunze (beide Dresden) auf den Plätze 6, 8 und 13. Kunze hatte über 500 Meter den Finaleinzug knapp verpasst und
Platz fünf belegt.
Medaillenhoffnungen hegen auch die beiden deutschen Staffelteams, die 2004 in Zoetermeer (Niederlande) jeweils Bronze gewonnen hatten. Auch in Turin stehen beide Quartette im Endlauf. Die Damen mit Klein, Priebst, Kunze sowie Tina Grassow (Dresden) gewannen ihr Halbfinale, die Herren mit Nachbar, Praus, Thomas Bauer (München) und Andre Hartwig (Rostock) wurde Halbfinalzweite hinter Titelverteidiger Italien. Am Sonntag wird mit den 1000 und 3000 Metern die Mehrkampf-EM entschieden, anschließend werden die Staffel-Europameister ausgelaufen.
“Arian Nachbar hat die einmalige Chance, Europameister zu werden”, sagt Jürgen Dennhardt, Shorttrack-Cheftrainer der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, “aber es wird sehr schwer, Carta ist ein ausgebuffter Profi. Schon Silber wäre eine Riesensache.” Trotz Euphorie über die starken deutschen Auftritte war Dennhardt über den Ausgang des 500-m-Finales wütend: “Sebastian Praus hat den Russen Raschin fair überholt, seine Disqualifikation ist nicht nachvollziehbar. Seine Chancen auf eine Mehrkampf-Medaille sind dadurch gesunken. Aber auch er wird am Sonntag nochmal alles auf eine Karte setzen.”
3. Tag:
Gold! Deutschland gewinnt Gold! Während die rund 7000 Zuschauer in der Turiner Olympia-Arena “Palavela” die berechtigte Disqualifikation der italienischen Herrenstaffel mit einem Pfeifkonzert kommentierten, lagen sich Arian Nachbar, Andre Hartwig (beide Rostock), Sebastian Praus (Mainz) und Thomas Bauer (München) jubelnd in den Armen. Das DESG-Quartett hat bei den Shorttrack-Europameisterschaften in einem dramatischen Finale die Goldmedaille gewonnen. “Unglaublich!”, meinte Nachbar nur, “erst den Europameister im Mehrkampf haarscharf verpasst, dann doch noch Gold geholt. Ich bin einfach überglücklich.” Hinter dem Italiener Fabio Carta, der zum siebenten Mal Europameister wurde, gewann Nachbar Silber im Mehrkampf. den deutschen Medaillensatz komplett machte die Damen-Staffel mit Yvonne Kunze, Christin Priebst, Tina Grassow (alle Dresden) und Aika Klein (Rostock), die hinter Russland und Frankreich Bronze gewann. Den Mehrkampf-Titel der Damen gewann erstmals Tatjana Borodulina (Russland).
Mit der ersten Einzelmedaille bei internationalen Meisterschaften und weiteren Top-Platzierungen präsentierten sich die deutschen Shorttracker so stark wie nie zuvor. Sebastian Praus (Mainz) wurde EM-Fünfter, bei den Damen landeten Yvonne Kunze (Dresden), Aika Klein (Rostock) und Christin Priebst (Dresden) auf den Rängen 6, 7 und 9. “Endlich ist der Knoten geplatzt und unsere Fortschritte sind in Medaillen messbar”, meinte ein völlig heiserer Jürgen Dennhardt, Shorttrack-Cheftrainer in der DESG, “sowohl in der EM-Wertung als auch auf den Einzelstrecken waren sind wir fast durchgehend vorn dabei. Mit der Damenstaffel war auch Silber greifbar, wäre Tina Grassow auf dem schweren Eis nicht gestolpert.” Arian Nachbar hatte die 1500 m gewonnen, war Zweiter über 500 m und Dritter über 1000 m. Praus hatte über 3000 m Platz zwei belegt, Yvonne Kunze wurde über 1000 m Dritte. Auch Klein und Priebst standen in Endläufen.
Das Finale der Männerstaffeln war reich an Dramatik: Die Deutschen waren vom Start an in Führung gegangen. Gegen Hälfte der Distanz setzte Italien zu einem Überholversuch an, bei dem Thomas Bauer unübersehbar behindert wurde. Die deutsche Staffel fiel auf Platz vier zurück und kämpfte sich wieder vor auf Platz zwei knapp hinter den später disqualifizierten Italienern. Jürgen Dennhardt: “Ohne die Behinderung hätte Italien wahrscheinlich keine Chance gehabt, wir hatten sie sogar trotz des Handicaps schon beinahe wieder eingeholt.”
Stimmen vom 3. Tag
Jürgen Dennhardt (Cheftrainer Shorttrack): “Ich bin ganz heiser, aber froh und zufrieden, dass die Sportler endlich zeigen konnten, was in ihnen steckt. Keiner hat enttäuscht, alle haben zum großen Erfolg beigetragen.”
Arian Nachbar: “Ich bin regelrecht sprachlos, ich muss das alles jetzt erstmal verdauen. Auf alle Fälle wird heute abend ordentlich gefeiert. Jetzt will ich meine gute Verfassung auch bei den verbleibdenden Höhepunkten, also Weltcups und WM, bestätigen. Solche Platzierungen wie in Europa sind dort zwar nicht zu erwarten, aber ich will auf jeden Fall in der erweiterten Weltspitze mitlaufen. Im ersten Saisonabschnitt habe ich ja schon eine Topplätze im Weltplatz geschafft.”
Horst Klehr (DESG-Shorttrack-Referent): “Das ist der größte Tag in der Geschichte des deutschen Shorttracks.”
Karin Schmidt (Arian Nachbars Heimtainerin): “Es war eine Topleistung von allen. Für Arian freut mich, dass sich der jahrelange Fleiß und Schweiß gelohnt hat.”
Sprint-Weltcup in Calgary
1. Tag:
Obwohl nach ihrem fehlen bei den Asian-Weltcups in der B-Gruppe laufend, hat Sabine Völker für das beste deutsche Ergebnis am ersten Tag gesorgt. Völker entschied sowohl die 500 Meter (38,53 s) als auch die 1000 Meter (1:15,99) für sich, Judith Hesse wurde über 500 m mit neuer persönlicher Bestzeit Dritte (38,88), über 1000 m Vierte.
Schneller als Völker war von den drei deutschen A-Gruppen-Läuferinnen nur Jenny Wolf über 500 m (38,48), was Pölatz zehn bedeutete. Über 1000 m war Pamela Zoellner als Zehnte beste Deutsche. Hingegen blieb Monique Garbrecht-Enfeldt mit den Plätzen 16 und 11 hinter den Erwarungen zurück. Für die Herren war kein Blumentopf zu gewinnen, die beste Leistung lieferte Christian Breuer in 1:10,86 als Siebenter über 1000-m-B-Gruppe ab.
Stimmen vom 1. Tag
Monique Garbrecht-Enfeldt: “Ich muss das für mich jetzt erst mal verarbeiten. Es ist heute einfach Scheiße gelaufen.”
Sabine Völker: “Ich habe mir vorher gesagt, wenn ich die B- Gruppe nicht gewinne, dann brauche ich auch nicht zur WM zu fahren. Aber nun habe ich zwei Mal die B-Gruppe gewonnen. Der WM steht nun nichts mehr entgegen.”
2. Tag:
Auch am zweiten Tag war Sabine Völker beste deutsche Sprinterin. Sie gewann wiederum die 500-m-B-Gruppe und belegte über 1000 Meter mit schwieriger Ansetzung (keine ernsthafte Gegnerin und im ersten Paar antretend) den 4. Platz in der 1000-m-A-Gruppe. Jenny Wolf hinterließ als Sechste über 500 Meter (mit Deutscher Jahresbestzeit von 38,09 s) einen starken Eindruck. Pamela Zoellner wurde über 1000 m Zehnte. Hingegen verzichtete Monique Garbrecht-Enfeldt nach einem enttäuschenden 14. Platz über 500 Meter auf ihren Start über 1000 m.
Die Herren kamen über Mittelfeldplätze in der B-Gruppe nicht hinaus. Christian Breuer stürzte über 500 Meter und prallte gegen die Bande, worauf er über 1000 Meter nicht mehr antrat. “Er war etwas benommen, hatte Schwindelgefühl, deshalb wollten wir kein Risiko eingehen”, sagte Co-Cheftrainer Helge Jasch, “es sieht aber nicht nach einer ernsthaften Verletzung aus.”
Im Weltcup nach sechs Wettbewerben sind die besten Deutschen: Jenny Wolf als Neunte über 500 m, Monique Garbrecht als Siebente über 1000 m, bei den Männern liegt keiner unter den ersten 20.
Stimmen nach dem 2. Tag:
Co-Cheftrainer Helge Jasch: “Vieles ist hier nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Doch jetzt dürfen wir nicht den Kopf verlieren. Die WM-Starter werden jetzt nach Salt Lake City wechseln und sich in Ruhe auf die WM vorbereiten. Besonders der Auftritt von Sabine Völker macht Mut, dass es mit ihr aufwärts geht.”
Sabine Völker: “Ich bin absolut zufrieden, wie es hier gelaufen ist, und das war auch sehr wichtig für meinen Kopf. Sicher kann man in Salt lake City keine Medaill erwarten, aber die Formkurve zeigt nach oben, und der Saisonhöhepunkt sind für mich die Einzelstrecken-WM in Inzell. Da will ich topfit sein und ganz vorn mitlaufen. Erst war ich ein wenig zerknirscht, dass ich das Treppchen so knapp verfehlt hatte. Doch insgesamt ist es ein gutes Gefühl, wenn man auf dem richtigen Weg ist.”
Monique Garbrecht-Enfeldt: “Ich muss alles an Kräften sparen, was ich habe. Deswegen denke ich, dass es die richtige Entscheidung war, das letzte Rennen nicht zu laufen. Ich kann jetzt nicht einfach den Knopf drücken und alles anders machen. Aber ich hatte auch mental kein gutes Gefühl. Zudem fehlt mir ein bisschen der Halt. Wenn ich gewinne, sind sie alle da. Jetzt in den schweren Stunden aber kaum einer. Es ist ganz sehr schwierig, mit der neuen Situation fertig zu werden.”
Vierländerkampf in Chemnitz
Mit dem Sieg der Niederländer vor Deutschland, Norwegen und Schweden endete der Vierländerkampf in Chemnitz.
Frank Steiner (Junioren), Denny Ihle und Agnes Friesinger (U 23) sorgten über 500 Meter für drei Streckensiege.
In der Gesamwertung siegten Margot Boer, Niederlande (Junioren) und Agnes Friesinger (U23) sowie Guido Berends, Niederlande (Junioren) und Sverre Haugli, Norwegen (U 23).
Agnes Friesinger hatte nach dem ersten Tag noch auf Platz 2 gelegen, konnte die führende Schwedin Albertsson über 1500 Meter jedoch noch überflügeln.
Dagegen verlor Frank Steiner über 1500 Meter noch einen Platz und belegte am Ende ebenso Rang drei wie die Juniorin Karoline Zillmann.
Die Teamläufe waren dann in allen vier Wettbewerben eine klare Sache für die Niederländer. Zweite Plätze belegten beide deutschen Juniorenteams sowie das U23-Trio der Frauen. Die Männer in der U 23 belegten Platz drei.
Rekordlauf in Salt Lake City
Weltmeister Chad Hedrick sorgte bei einem Wettkampf in Salt lake City für die nächste Rekordmarke. In 3.40,88 blieb er über 3000 Meter fast zwei Sekunden unter der bisherigen Rekordmarke des Niederländers Gianni Romme, die dieser bei einem Sommerwettkampf im August 2000 aufgestellt hatte.
Hedrick war in der Vorwoche bei der WM-Qualifikation über 10000 Meter disqualifiziert worden, nachdem er bis dato klar auf Weltrekordkurs im Vierkampf lag. Der US-Verband nominierte ihn trotzdem für die Weltmeisterschaften in Moskau.
Bahnrekord bei Universiade
Die Chinesin Hui Ren sorgte in hervorragenden 38,93 über 500 Meter für das bisher beste Resultat der Eisschnelllaufwettkämpfe in Innsbruck.
In den ersten acht Entscheidungen siegten die Niederländer dreimal, zweimal die Athleten aus Japan, die Chinesin sowie zweimal der Italiener Fabris. Marek Hauptmann sorgte als Siebter über 5000 Meter für das beste Ergebnis aus deutscher Sicht.
Frankfurter Spendenaktion
Die Frankfurterin Jennifer Sedlak sorgte für die beste Leistung der offenen südwestdeutschen Meisterschaft der Nachwuchsläufer.
Bei einer Spendenaktion durch die Vereinsmitglieder des OEC Frankfurt wurde eine Summe von € 201,48 erzielt. Diese wird komplett dem Spendenaufruf von Herrn Dr. Melcher zur Unterstützung für die Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien zur Verfügung gestellt.