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Starke deutsche Leistungen auch ohne Sieg

Author: Dirk Gundel Saturday, December 4th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Judith Dannhauer DESGphoto / L. Hagen

Trotz der ungewohnt guten Besetzung des Starterfeldes beim Sprint-Weltcup in Changchun, haben die deutschen Athleten am ersten Tag für einige Überraschungen gesorgt.

Nicht glücklich mit ihrem 500-Meter-Lauf war die Berlinerin Jenny Wolf, die mit einer 28er Runde nach gutem Angang nicht ihren eigenen Ansprüchen gerecht wurde.  Am Ende stehen 38,29 Sekunden zu Buche und damit die erste Saisonniederlage gegen die Olympiasiegerin Sang-Hwa Lee (38,24) aus Korea. Dritte wurde die Japanerin Nao Kodaira in 38,51 sec.

Jenny Wolf im Interview:”Das ist kein Weltuntergang. Ich weiß woran es gelegen hat und kann schneller laufen, hoffentlich schon morgen.”

Wesentlich besser lief das Rennen für Judith Hesse, die Erfurterin kam in 38,91 sec auf dem siebten Platz und festigte damit ihre Position in der erweiterten Weltspitze. Beixing Wang, in den letzten Jahren die große Gegenspielerin von Jenny Wolf, ist nach ihrem verspäteten Saisoneinstieg noch nicht so weit. In 39,15 sec blieb nur Rang 10 für die erfolgsgewohnte Weltmeisterin.

Gespannt war man vor allem auf den Auftritt von Jing Yu in der B-Gruppe. Die Chinesin hatte bereits Ende Oktober in Harbin mit 38,33 sec aufhorchen lassen, fehlte dann aber überraschend im Weltcupaufgebot für die europäischen Rennen.  Und die 25jährige wurde in Changchun den Erwartungen gerecht, lief in 38,42 sec nahe an die Siegerzeit der A-Gruppe heran, und wird am Sonntag eine Sieganwärterin über die 500 Meter sein. Monique Angermüller und Gabriele Hirschbichler (mit Saisonbestzeit) kamen in der B-Gruppe auf die Plätze drei und vier und holten wichtige Weltcuppunkte.

Im Gesamtweltcup führt Jenny Wolf mit 480 Punkten vor Lee (370) und Margot Boer (360). Judith Hesse (157) liegt auf dem achten Platz.

Die Kanadierin Christine Nesbitt, die ursprünglich auf die China-Reise verzichten wollte, zeigte sich gut erholt von den Strapazen der letzten Wochen und sorgte nach ihrem 1500-Meter-Triple nun auch für den dritten Sieg in Folge über 1000 Meter. Dabei verbesserte die Olympiasiegerin den Bahnrekord um mehr als eine Sekunde und deklassierte den Rest des Feldes mit einer Zeit von 1.16,07 min deutlich. Beste vom “Rest des Feldes” war wie in Berlin die US-Amerikanerin Heather Richardson (1.17,49 min), die Dritte aus Berlin Margot Boer wurde in 1.18,16 min diesmal nur Vierte. Völlig überraschend gelang der Erfurterin Judith Hesse erstmals über 1000 Meter der Sprung auf das Podium. Die Deutsche hatte zuletzt bereits über 500 Meter überzeugt, nun konnte sich auch über 1000 Meter das hohe Tempo ins Ziel bringen. In 1.18,04 min konnte die 28jährige den ersten Podestplatz im Weltcup außerhalb der 100 Meter Rennen erringen. Dicht dran an dieser Zeit war auch Gabriele Hirschbichler, die Inzellerin überzeugte mit einer starken Schlußrunde und lief in 1.18,21 min auf Platz 6 ebenfalls zu ihrer besten Weltcupplatzierung. Monique Angermüller konnte dagegen ihr hohes Tempo nicht halten und fiel nach einer schwachen Schlußrunde in 1.18,58 min auf den neunten Platz zurück.

Judith Hesse im Interview: “Ich hätte keinen Cent auf diesen Podiumsplatz gewettet, das war einfach zu unrealistisch. Ich war krank und habe mich nicht gut gefühlt. Es ist einfach schön.”

Im Gesamtweltcup führt Nesbitt mit 300 Punkten vor Boer und Richardson (je 210). Auf den Plätzen 7, 9 und 13 liegen derzeit Judith Hesse (100), Monique Angermüller (86) und Gabriele Hirschbichler (69).

DESGphoto Samuel Schwarz DESGphoto / L. Hagen

Und auch die deutschen Herren haben wieder ihren Topplatzierung errungen, diesmal jedoch nicht durch Nico Ihle, sondern durch den Berliner Samuel Schwarz. Doch erst begann der Tag für Samuel mit einem Verzicht, über 500 Meter in der B-Gruppe ging der 27jährige mit leichten muskulären Problemen sicherheitshalber nicht an den Start. Dabei hätte er dort schon mit einem eher durchwachsenen Lauf gewinnen können, denn die 35,90 sec des Siegers Roman Kretsj hat auch Samuel Schwarz normalerweise drauf.

In der A-Gruppe dominierten die Asiaten. Es siegte der Koreaner Kang-Seok Lee in 35,10 sec vor den beiden Japanern Joji Kato (35,25) und Keichiro Nagashima (35,30). Für Nico Ihle gab es diesmal einen kleinen Dämpfer. Nach starkem Angang (9,79 sec) über die 100 Meter, folgte die bisher schwächste Runde in dieser Saison, so dass am Ende in 35,82 sec nur Rang 13 blieb.

Im Gesamtweltcup führt Kato mit 410 Punkten vor Lee (390) und Nagashima (296). Nico Ihle liegt mit 142 Punkten derzeit auf dem zehnten Rang.

Die 1000 Meter sahen bis auf Shani Davis die besten Läufer der Saison am Start. Nicht ganz unerwartet kam der Niederländer Stefan Groothuis zum Sieg und verbesserte dabei den Bahnrekord auf 1.09,57 min. Der Niederländer hatte im Vorfeld erklärt, das er von den vielen Podiumsplätzen genug hat und endlich einmal wieder ganz oben stehen will. Nachdem er seinen zweiten Weltcupsieg endlich errungen hatte, kommentierte er dies kurz und knapp: “Endlich”. Kyu-Hyeok Lee (1.10,10) und Simon Kuipers (1.10,27) vervollständigten das Podium.  Simon Kuipers war im Gegensatz zu Groothuis unzufrieden:” Das war mein technisch schwächster Lauf in dieser Saison.”

Nur knapp dahinter sorgte Samuel Schwarz mit Platz vier für sein bisher bestes Weltcupergebnis und verfehlte in 1.10,49 min das Podium nur knapp. Damit war die Taktik der Kräfteschonung aufgegangen und die Trainer hatten mit dem Startverzicht über 500 Meter alles richtig gemacht.

Und auch die beiden anderen deutschen Läufer konnten zufrieden sein, Nico Ihle belegte Rang 10 und der Dresdner Frank Steiner Platz 15.  Damit liegen Groothuis (230 Punkte) und Kuipers (210) im Gesamtweltcup in Führung, dahinter folgte Shani Davis (200). Samuel Schwarz liegt mit 114 Punkten auf dem sechsten Rang, Nico Ihle ist auch hier Zehnter (93).

Am Sonntag werden erneut die 500 und 1000 Meter der Damen und Herren absolviert. Ehe eine Woche später in Obihiro das internationale Wettkampfjahr 2010 ausklingt.

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