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Jenny Wolf und Kyu-Hyeok Lee sind Sprintkönige

Author: Dirk Gundel Sunday, March 13th, 2011 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Jenny Wolf DESGphoto / L. Hagen

Die Eisschnelllauf Einzelstrecken Weltmeisterschaft in Inzell sah über die 500 Meter der Frauen ein fast gewohntes Bild. Jenny Wolf vor Sang-Hwa Lee und Beixing Wang. Nur knapp dahinter sorgte Judith Hesse mit einer neuen persönlichen Bestzeit im zweiten Lauf und Platz fünf im Gesamtranking für eine große Überraschung.

Die Hoffnungen der Niederländer auf den Titel waren diesmal so groß wie nie. Jenny Wolf hatte nach Verletzungsproblemen ihr Training reduziert, Sang-Hwa Lee war nach ihrer Erkrankung nicht wieder in Tritt gekommen und Beixing Wang hatte zu Beginn der Saison pausiert und danach nie ihr altes Niveau erreicht. Am entscheidenden Tag waren die drei Favoritinnen aber auf den Punkt in Form. Allen voran Jenny Wolf, die beide Läufe gewann, erst in 37,98, dann in 37,95 sec. Der Berlinerin dürfte es dabei egal sein, dass sie ihren Bahnrekord aus einem Testrennen knapp verfehlt hatte.  Damit der vierte Sieg in Folge bei der Einzelstrecken-WM über 500 Meter und der fünfte WM-Titel überhaupt für die 32jährige.

Die Entscheidung fiel im zweiten Rennen gegen Annette Gerritsen schon am Start, Jenny lief in 10,29 sec an während die Niederländerin beim ersten Schritt einen Fehler machte. Im Ziel dann klarer Vorsprung für Jenny und das Medaillenaus für Annette Gerritsen. Sang-Hwa Lee mit zwei ebenfalls konstanten Läufen (38,14/38,03) sicherte sich souverän Silber, während Beixing Wang (38,35/38,04) mit ihrem starken Lauf noch an Gerritsen vorbeizog.

Judith Hesse hatte bereits im ersten Lauf ein tolles Rennen hingelegt, lief mit 38,50 eine neue Saisonbestzeit und lag auf Platz 6. Im zweiten Rennen gelang der Erfurterin dann ein Traumlauf, starker Angang (10,44) eine glänzende Runde und am Ende eine Zeit von 38,13 sec und das bedeutet neue persönliche Bestzeit für Judith. In der Gesamtwertung ein vorher nicht erwarteter fünfter Platz und damit das bisher beste WM-Ergebnis der Karriere.

Für Monique Angermüller war das Rennen bereits nach 400 Metern beendet, nach Problemen in der Außenkurve kam sie zu Fall und trat zum zweiten Rennen nicht mehr an.

Lebten die 500 Meter der Damen von der Spannung, so gab es bei den Herren sensationell gute Zeiten. Die Athleten gingen volles Risiko, was zu vielen Stürzen, aber auch zu glänzenden Zeiten führte.

Nico Ihle hatte im ersten Lauf Pech, es gab ausgerechnet eine Unterbrechung, als er zum Start bereit war. Der enttäuschende 100 Meter Angang und kleinere Fehler brachten zwar in 35,33 sec eine ordentliche Zeit, von dem angestrebten Deutschen Rekord war er aber weit entfernt. Im zweiten Lauf ging der Chemnitzer dann volles Risiko, verfehlte aber mit 35,07 sec den Deutschen Rekord über 500 Meter um 0,03 Sekunden. Trotzdem reichte es zu einem Deutschen Rekord, denn die 70,400 Punkte über 2×500 Meter lagen deutlich unter der alten Bestmarke des Berliners Michael Künzel. Trotz dieser guten Leistung reichte es in der Gesamtwertung nur zu Platz 13, zu stark waren die Leistungen an der Spitze.

DESGphoto Kyoo-Hyeok Lee DESGphoto / L. Hagen

Mit Kyu-Hyeok Lee setzte sich auch bei den Herren der Favorit durch. Der Koreaner lag nach 34,78 sec im ersten Lauf auf Platz 2, lief dann aber glänzende 34,32 sec im zweiten Lauf und sicherte sich souverän den Titel vor Joji Kato (34,90/34,52) und dem Niederländer Jan Smeekens (34,77/34,66).

Bronze für das Team der Frauen, das war das Optimum was man sich ausrechnen konnte. Und Stephanie Beckert, Claudia Pechstein und Isabell Ost setzten dies mit der “Langstreckentaktik” um. Alle Runden fast auf die Zehntel gleich schnell, nachdem dies in den ersten Runden noch den letzten Platz bedeutete, wurde Team um Team überholt je weiter das Rennen ging. Am Ende war es für Gold genau eine Runde zu kurz, die Bronzemedaille war aber nie in Gefahr. Für Isabell Ost, die ihre Aufgabe hervorragend erfüllte, war es die erste Medaille auf internationalem Parkett, dagegen war es die 25te Medaille bei einer Einzelstrecken-WM für Claudia Pechstein.

Sowohl die Kanadierinnen durch Cindy Klassen, wie auch die Niederländerinnen mit Diane Valkenburg bekamen in der letzten Runde große Probleme, die Kanadierinnen siegten letztlich in 2.59,74 min vor den Niederländerinnen 3.00,43 min.

Der sportliche Abschluss der Veranstaltung war den Herren-Teams vorbehalten und brachte noch einmal Dramatik pur. Die bis eine halbe Runde vor Schluss in Führung liegenden Kanadier konnten das Tempo nicht halten und mussten sich um 0,13 Sekunden den US-Amerikanern geschlagen geben. Dahinter sicherten sich die Niederlande die Bronzemedaille. Einen großen Auftritt legte das deutsche Männerteam hin. Für den erkrankten Patrick Beckert sprang der Berliner Tobias Schneider ein und der machte seine Sache ebenso gut wie Marco Weber und Robert Lehmann. Am Ende ein unerwarteter vierter Platz und mit 3.45,54 min eine großartige Zeit, die weniger als zwei Sekunden vom Deutschen Rekord aus Calgary entfernt war. 

Abseits des Eises sorgten die DESG und die ISU  leider für negative Schlagzeilen. Anni Friesinger-Postma, ohne die es dieses Stadion in Inzell nicht gegeben hätte, sollte ursprünglich während der WM offiziell vom Wettkampfsport verabschiedet werden. Für die gebürtige Inzellerin, die große sportliche Erfolge für die DESG errang, wäre dies ein würdiger Rahmen gewesen. Die DESG versäumte es jedoch dies bei der ISU offiziell zu beantragen und die ISU ließ wiederum keine Änderung im Ablaufplan zu.

Stimmen:

Jenny Wolf: Auf mir lastete ein riesiger Druck, aber ich wollte es allen zeigen. Ich bin mit meiner heutigen Leistung zufrieden und habe versucht, kräftesparend so wie im Training zu laufen. Und dieser vierte Titel in Folge vor heimischer Kulisse ist schon etwas Besonderes. Unglaublich! Ob ich weitermache kann ich jetzt noch nicht sagen. Es muss von Körper her stimmen, dann stimmt es auch im Kopf. Ich entscheide im Sommer. Aber es gibt ja den Spruch, ‘wenn es am schönsten ist, soll man aufhören.

Judith Hesse: Das passte von vorn bis hinten und ist die Krönung einer herausragenden Saison. Jetzt freue ich mich auf die kommenden Jahre und auf Sotschi 2014.

Monique Angermüller: Mein Schuh ist gebrochen dann der Sturz.  Jetzt habe ich eine Rippenprellung das ist typisch für dieses Jahr wo nichts zusammenlief und immer wieder Verletzungen kamen.

Sang-Hwa Lee: Ich bin zufrieden, auch wenn ich auf der Gegengerade einen Fehler gemacht habe. Wegen einer Verletzung musste ich einen Monat pausieren, konnte nicht trainieren. Ich bin zurückgekommen bei den Asian Games wo ich Dritte wurde. Jetzt bin ich WM-Zweite. Nächstes Jahr kann es eigentlich nur besser werden.

Beixing Wang: Das war ein entspanntes Jahr. Nach den Olympischen Spielen hatte ich einmal eine Auszeit genommen und im September wieder mit dem Training auf die Asian Games begonnen. Und heute Bronze! Ich habe mich auf die WM nur zwei Monate in Calgary und ein paar Wochen in meiner Heimatstadt Harbin vorbereitet.

Nico Ihle: Der erste Lauf war Mist. Im zweiten habe ich dann alles riskiert, die Kraft reichte nicht ganz für die 34er Zeit, aber ich habe das drin und greife in der neuen Saison wieder an. Mit der 35,07 gehe ich mit einem guten Gefühl aus dieser Saison.

Kyu-Hyeok Lee: Inzell ist so etwas wie mein zweites Zuhause. Zum ersten Mal war ich hier vor 20 Jahren für einige Monate. Ich kenne die Kurven der Bahn ganz genau. Mein Trainer hat mir gesagt, die Kurven gerade anzulaufen und locker hinein zu gehen. Ich sollte diese Marschroute strikt beibehalten, nicht ängstlich werden. Und er hat mir auch eingeflößt, dass ich keineswegs ein alter Mann bin. Ich bin jetzt 34 und werde noch nicht zurücktreten.

Jojo Kato: Das war großartig heute für mich – wenn da nicht das Erdbeben und der Tsunami in meiner Heimat Japan wäre. Ich hatte während des Rennens die Menschen in meinem Kopf, die jetzt unter dieser Katastrophe leiden müssen. Meine Familie ist zwar nicht in dem Maße betroffen, aber sie hatte in den letzten Tagen keine Lebensmittel. Was ich hier tun konnte, war nicht mehr als zu laufen und eine Medaille für sie zu gewinnen.

Jan Smeekens: Das ist mein erster Podestplatz bei einer Weltmeisterschaft – ein fantastisches Gefühl. Es ist ja auch schon solange her, dass ein Niederländer auf dieser Strecke eine Medaille gewonnen hat. Außerdem bin ich im zweiten Lauf mit 34,66 Sekunden eine persönliche Bestzeit gelaufen.

Claudia Pechstein: Mit der Bronzemedaille sind wir sehr zufrieden, damit haben wir nicht gerechnet. Am Anfang haben wir es ja spannend gemacht, dann aber lief es.  Jetzt wird richtig gefeiert.

Isabell Ost: Meine erste WM, meine erste Medaille, ich bin glücklich. Es hat mit den anderen Mädels Spaß gemacht. Ich habe mich während des Laufs gut gefühlt und hatte auch keine Schwierigkeiten. Wir haben heute Vormittag überhaupt das erste Mal zusammen trainiert. Und es hat geklappt – Gott sei Dank.

Christine Nesbitt: Unglaublich. Wir sind ein gleichmäßig stark besetztes Team. Ich glaube das war ein spektakuläres Rennen von uns. Direkt im ersten Paar haben wir den Maßstab für alle gesetzt.

Marrit Leenstra: Die letzte Runde war sehr schwer. In den ersten fünf Runden sind wir gut zusammengelaufen. Wir haben nur zweimal zusammen trainiert. Darum sind wir glücklich mit dem zweiten Platz.

Tobias Schneider: Es waren ein Superlauf. Wir kennen uns alle gut und haben hervorragend miteinander kommuniziert. Eigentlich dachten alle, dass wir hier letzter werden, insofern ist der vierte Platz für uns Gold wert.

Shani Davis: Das war ein enges Rennen. Kanada war sehr stark. Ich musste etwas mehr Führungsarbeit leisten, aber seit Herbst habe ich keine Teamverfolgung mehr bestritten. Als Team verfügen wir über eine große Erfahrung bei den Shorttrackern. Wir sind nur ein einziges Mal über 12 Runden zusammen gelaufen.

Denny Morison: Das war ein starkes Rennen für uns. Die Qualität des Eises war sehr gut. Unser Tempo zu Beginn des Rennens war sehr hoch. Seit den Olympischen Spielen sind wir nicht mehr in dieser Mannschaftsaufstellung gelaufen. Während des Rennens waren wir uns  unserer Chance auf eine Medaille durchaus bewusst.

Bob de Vries: Ich bin als Reserveläufer eingesprungen. Wouter olde Heuvel ist krank geworden. Ich habe als Marathonläufer einen schwachen Start. Das war heute unser Schwachpunkt. Dadurch haben wir verloren. Der Rest war gut. Mehr war heute nicht drin. Wir haben in der vergangenen Woche einmal zusammen trainiert.

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