Davis und Wüst und de Jong holen Titel
Mit einem Favoritensieg von Shani Davis begann der zweite Wettkampftag der Eisschnellauf Einzelstrecken Weltmeisterschaft in Inzell. Der US-Amerikaner siegte in 1.08,45 min aber glücklich, da der Niederländer Stefan Groothuis im letzten Paar einen großen Fehler machte und viel Zeit nach cirka 550 Metern liegen ließ. So reichte es für Groothuis in 1.08,73 min nur für die Bronzemedaille. Die Silberplakette ging sensationell an Kjeld Nuis. Der 21jährige hatte sich überraschend in den niederländischen Skate-Offs für die Sprint-Weltmeisterschaften und die nachfolgenden Weltcups qualifiziert. In der letzten Woche konnte der Niederländer mit Platz fünf seine beste Weltcupplatzierung erringen und somit die niederländische Legende Jan Bos aus dem WM-Team verdrängen. Bei der WM gelang Kjeld Nuis ein Traumlauf, nur 0,03 Sekunden an seiner Bestmarke vorbei und in 1.08,67 min Silber.
Die beiden deutschen Starter liefen im neunten Paar gegeneinander. Nach einem von Samuel Schwarz verursachten Fehlstart war der Angang mit 16,6 Sekunden schon zu langsam. Auch in der ersten Runde war der Rückstand zur Spitze groß. Mit einer starken Schlussrunde sicherte sich Samuel Schwarz in 1.09,64 min den neunten Platz. Nico Ihle konnte in der Schlussrunde nicht mehr zulegen und kam in 1.10,58 min auf Platz 18. Nach der bis dato starken Saison schien eine bessere Platzierung für beide deutsche Läufer durchaus machbar.
Bereits vor dem Start des 1500 Meter Rennens der Damen lichtete sich das Feld der Favoriten. Die Tschechin Martina Sablikova verzichtete auf einen Start wegen einer vor drei Wochen erlittenen Fußverletzung, Marrit Leenstra, die als Geheimfavoritin galt, musste wegen Magen-Darmbeschwerden ihren Start absagen.
Monique AngermüllerTrotzdem gab es am Ende einen dreifachen niederländischen Triumph. Während Topfavoritin Ireen Wüst in 1.54,80 min zu Gold lief konnte die Kanadierin Christine Nesbitt ihren Abwärtstrend nicht stoppen. Nur 1.57,83 min für die Seriensiegerin der Saison und damit nur der fünfte Platz. Silber ging an Diane Valkenburg, die in 1.56,27 min ebenso überraschte wie Jorien Voorhuis. Voorhuis war erst nach der kurzfristigen Absage von Leenstra am heutigen Morgen ins Aufgebot gerutscht und ist nach einem Lauf von 1.57,30 min nun sensationell WM-Dritte.
Von diesem Niveau ist das junge deutsche Team noch weit entfernt. Monique Angermüller riskierte alles, musste dem hohem Tempo aber mit einem Einbruch in der letzten Runde Tribut zollen. In 1.59,86 min kam die Berlinerin auf Rang 13, Isabell Ost (2.00,23) belegte Platz 16 und Jennifer Bay (2.01,38) kam auf Rang 19.
Bob de Jong hat es über die 5000 Meter der Herren geschafft. Der Topfavorit aus den Niederlanden begann sein Rennen gewohnt verhalten, lief aber ab Mitte des Rennens alle Runden deutlich unter 30 Sekunden. Am Ende siegte der Olympiasieger aus Turin in 6.15,41 min deutlich vor dem 10000 Meter Olympiasieger aus Vancouver Seung-Hoon Lee (6.17,45) und dem Russen Ivan Skobrev (6.17,47), dem in der letzten Runde die Kraft ausging. Nur hauchdünn verfehlte der Franzose Alexis Contin eine Medaille und überraschte als Vierter mit einer Zeit von 6.18,85 min.
Für Patrick Beckert standen die Vorzeichen auf ein gutes Ergebnis eher schlecht. Der Erfurter ist seit Mittwoch krank und hatte beim Abschlusstraining auch ein schlechtes Gefühl. Der 20jährige versuchte es trotzdem und ging schnell an. Ab Mitte des Rennens musste er jedoch das Tempo rausnehmen und beschleunigte nur in den letzten beiden Runden noch einmal. Am Ende in 6.30,52 Platz 12. Knapp Dahinter Robert Lehmann (6.31,92) auf Platz 16. WM-Neuling Alexej Baumgärtner erwischte einen rabenschwarzen Tag, er brachte den Druck nicht auf das Eis und kam in 6.41,91 min in seinem schwächsten Saisonrennen nur auf Rang 23.
Ein schwerer Lapsus unterlief dem Veranstalter bei der Siegerehrung, für Skobrev wurde die französische Fahne hochgezogen. Dieser wusste von seinem Nationenwechsel offensichtlich nichts und reagierte höchst überrascht. Bereits am ersten Tag gab es eine Unaufmerksamkeit bei der Siegerehrung, als Ireen Wüst und Martina Sablikova die falschen Medaillen überreicht wurden.
Sportlich lief es an diesem Tag auch für die Japaner nicht besonders erfolgreich, es sei aber erwähnt dass nach Kontaktaufnahme mit der Heimat, alle Angehörigen der Sportler und Betreuer wohlauf sind.
Stimmen:
Shani Davis: Es war schwer zu laufen. Gestern war ich nicht aggressiv genug und hatte auch nicht genug Kraft für die 1500 Meter. Ich wollte den Fans heute den richtigen Shani Davis zeigen. Ich bin sehr aggressiv angelaufen. Für nächstes Jahr muss ich noch lernen, das Double über 1000 und 1500 zu schaffen. Ich weiß, dass ich das kann!
Kjeld Nuis: Das war super für mich als WM-Neuling. In Europa bin ich noch nie schneller als 1:09 Minuten gelaufen. Ich weiß nicht, wie ich das hingekriegt habe. Dann muss ich noch mehr als die Hälfte des Wettkampfes auf meine Endplatzierung warten. Ich habe nicht gewagt, überhaupt von einer Medaille zu träumen.
Stefan Groothuis: Ich ärgere mich. Ich hätte heute gewinnen können. Die Kurven bin ich nicht optimal gelaufen und habe überhaupt viele technische Fehler gemacht. Dabei musste ich aufpassen, dass ich nicht disqualifiziert würde.
Samuel Schwarz: Der Lauf war nicht so schlecht, aber es ist jetzt nicht so, dass ich freudestrahlend durch die Halle laufe. Der Abfall in der zweiten Runde war einfach zu Groß.
Nico Ihle: Ich merke dass die Saison sehr lang war und das jetzt die Kraft zu Ende geht. Zudem bin ich heute auch technisch nicht gut gelaufen, ich habe viel zu kurze Schritte. Ich will über die 500 Meter in die Top-Ten laufen. Die Spritzigkeit dafür ist auch da, ich habe zuletzt gute Angänge gehabt.
Klaus Ebert: Der Lauf von Nico war von Anfang bis Ende nur ein Krampf.
Monique Angermüller: Ich habe mich gut gefühlt und war auch sehr schnell unterwegs. Erst in der letzten Kurve habe ich gemerkt dass die Kraft weg ist. Ich habe mich dann nur noch darauf konzentriert technisch sauber zu bleiben. Im Ziel war ich erschrocken wie langsam die letzte Runde war, dass habe ich so gar nicht gemerkt. Jetzt heißt das positive mitnehmen, denn die ersten 1200 Meter sahen ja gut aus und ich war bei den Besten. Natürlich ärgere ich mich auch noch etwas, denn eine Sekunde schneller wäre durchaus möglich gewesen und dann wäre ich schon im Bereich um Platz 6.
Isabell Ost: Ich bin technisch sauber gelaufen, wesentlich besser als letzte Woche. Aber leider ist die Form weg. Im nächsten Jahr wissen wir dann was noch zu ändern ist. Ich bereite mich jetzt auf den Teamlauf vor, ob ich eingesetzt werde, weiß ich aber noch nicht.
Ireen Wüst: Ich bin auf einem guten Weg, in Inzell vier Mal WM-Gold zu gewinnen. Das hatte ich mir auch vorgenommen. Ich fühle mich auch wirklich gut. Und ich hatte auch sehr gutes Eis, was man auch an meiner heutigen Leistung ablesen kann. Und heute habe ich auch die richtige Medaille im Gegensatz zu gestern bekommen. Gestern hat man mir ja erst die Goldmedaille für die 10000 Meter der Herren ausgehändigt.
Diane Valkenburg: Mit der Silbermedaille hatte ich nicht gerechnet. Eigentlich gehörte ich ja gar nicht zu den Medaillenanwärterinnen. Es hat heute einfach alles bei mir gestimmt.
Jorien Voorhuis: Da durfte ich als Ersatzläuferin für meine erkrankte Mannschaftskameradin Marrit Leenstra starten- und dann das! Unglaublich, dass ich heute auf dem Siegerpodest gestanden habe.
Alexej Baumgärtner: Ich bin stinksauer. Ich war vor dem Rennen sehr nervös und bin nie in meinen Lauf gekommen. Die erste Runde war wie in Trance und dann war es nur noch Kampf. Ich konnte meine Kraft einfach nicht auf das Eis bringen.
Robert Lehmann: Mit dem Lauf bin ich zufrieden, mit der Platzierung nicht. Bis vier Runden vor Schluss lief es gut, dann wurde es anstrengend und ich habe die Zeit verloren. Schade ein Top-Ten Platz wäre hier drin gewesen. Auf die beiden Rennen gestern und heute kann man aber aufbauen.
Patrick Beckert: Seit Mittwoch habe ich Husten und Halsschmerzen, da war heute nicht mehr zu erwarten.
Stephan Gneupel: Es tut mir für Patrick leid, die ganze Quälerei des Jahres ist jetzt nichts mehr wer. Er war hervorragend in Form und hat etliche Läufer die heute vor ihm waren zuletzt deutlich geschlagen.
Monique Garbrecht: Ich bin überrascht, dass die Niederländerinnen gleich zu dritt über 1500 Meter vorn waren. Sie haben natürlich ein unglaubliches Potential, wenn man sieht das Jorien erst kurzfristig ins Team kam. Ich freue mich für Bob, er hat den Sieg verdient. Toll finde ich dass auch andere Nationen bei den Langstrecken mitmischen, früher waren die Koreaner ja nur als Sprinter bekannt, jetzt haben sie auch Langstreckler.
Bob de Jong: Es ist mir gelungen, mich die ganze Woche voll auf diesen Wettkampf zu konzentrieren. Ich bin locker in den Kurven gelaufen. Mit Skobrev musste ich taktieren. Auch das ist mir heute gelungen. Morgen will ich die 10000 Meter gewinnen.
Seung-Hoon Lee: Ich bin glücklich wie bei den Olympischen Spielen in Vancouver Zweiter geworden zu sein. Mein Lauf war zwar gut, aber ein bisschen schneller wollte ich schon sein. Meine Zielsetzung lag bei 6.16,15 Minuten. Die 10000 Meter liegen mir noch besser als die 5000 Meter.
Ivan Skobrev: Es war ein sehr guter Lauf. Ich bin zufrieden mit Bronze. Aber Silber wäre durchaus möglich gewesen. Bob war heute einfach großartig.