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Heißer Start für Vancouver

Author: Gastauthor Friday, April 25th, 2008 No Commented Under: Nachrichten

Bad und Gut Liebenberg / Quelle: L. Hagen

Frühlingssonne über dem Löwenberger Land in der Mark Brandenburg – und drinnen im Schloss & Gut Liebenberg hitzige Diskussionen um eiskalte Themen. Abwechselnd ganz heiß und cool verlief das Saisonfazit der „Macher“ der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). Präsident Gerd Heinze postulierte den Leitsatz: „Der heiße Start für Vancouver 2010 hat begonnen.“ Bei den Winterspielen gilt es sechs Medaillen im Eisschnelllauf und einmal Shorttrack-Edelmetall zu gewinnen. Eine hohe Messlatte, aber Bange machen gilt nicht.

Markus Eicher, Bundestrainer der Frauen, hätte sich eigentlich entspannt zurück lehnen können. Bei der Einzelstrecken-WM hatte seine Delegation Platz 1 in der Nationenwertung erreicht. „Aber was bringt uns das?“ – da vorher die heimischen Allround-Titelkämpfe „gewissermaßen enttäuschend“ verlaufen waren. „Schnell weiter“, drängte Eicher in seinem Referat und verwies auf den Doppelsieg durch Jenny Wolf und Anni Friesinger sowie die Rückkehr Heike Hartmanns im Speed-Eldorado von Heerenveen bei der Sprint-WM. 2009 in Moskau kann die DESG deshalb wieder alle vier Startplätze besetzen. Die dreifach vergoldete Weltmeisterschaft in Nagano (Wolf 500 m, Friesinger 1000 und 1500 m) entpuppte sich als Highlight des Winters. Aber Markus Eicher will im Team Pursuit mehr als „nur“ Bronze. „Das ist ein für unseren Verband und seinen Sponsor wichtiger Wettbewerb, der in Deutschland einen hohen Stellenwert besitzt.“ Man müsse frühzeitig bei den Weltcups „Team-Läuferinnen“ ausbilden. Auch andere Sportarten wie Rudern („Deutschland-Achter“) oder Bahnrad-Sport („Gold-Vierer“) definierten sich zeitweise über geballte Mannschafts-Power.

Bart Schouten, für die „Windhunde“ des Eises zuständig, blickte auf den historischen 3. Platz im Team Pursuit („ich hatte schon im Gefühl, dass wir etwas reißen könnten“) zurück und konstatierte die kontinuierliche Entwicklung seiner Jungs – trotz Verletzungen, Unfällen und Eingewöhnung beim ungewohnten Rendezvous mit der absoluten Weltklasse. Die Fortschritte Marco Webers („super Saison“), neue deutsche Rekorde, der Einstieg Eric Rauschenbachs in die Elite, stimmen ihn zuversichtlich. Allerdings gibt der Meistercoach nicht nach. „Weil die Gruppe zu groß war“, lanciert er eine B-Formation, verlangt früheres Eistraining, noch mehr Vorbereitung auf dem Rad, verstärkte Video-Analysen. „Es sind oft die kleinen Dinge, die am Ende entscheiden.“

Auguren verweisen auf den möglichen Generationenwechsel nach den Spielen 2010. Aber der Nachwuchs ist ins Stolpern geraten, darüber machen sich die DESG-Verantwortlichen keine Illusionen. Freilich existieren hierzulande keine paradiesischen Zustände wie in Holland, wo Kufen-Kiebitze aufgrund von Kapazitäts-Engpässen sogar abgewiesen werden. Im Juniorenbereich mischte der Nachwuchs bis 2005 weit vorne mit. „Dann legten Niederländer, Amerikaner und Kanadier Zeiten hin, die fast schon bei den Senioren gelaufen werden. Das sind wahnsinnige Leistungen“, so Peter Wild (Erfurt). „Unsere Sportler waren nervös, übermotiviert, konnten auf den Einzelstrecken ihre Leistungen nicht abrufen.“ Die Zielsetzung für den Kader von sechs Männern und neun Mädels: „Top-10-Ränge auf den Einzelstrecken, Medaille im Team Pursuit.“ – „Es hat sich effektiv etwas getan“, so das Verdikt von Gabi Fuß über den D/C-Bereich (12 Juniorinnen, 11 Junioren). Darunter gelte es „Sportpersönlichkeiten zu entwickeln, die ihre Vision vom Olympiasieg haben.“

Short Track boomt. Das ist ein globaler Trend. Und auch für Eisschnellläufer, denen Einheiten auf dem „kleinen Eis“ enormen Spaß bereiten – und technisch helfen, eine prima Ergänzung. Die zahlenmäßig noch überschaubare ST-Delegation aber konnte ihre Position gegen geballte Konkurrenz nur teilweise verteidigen. „Hinten raus in der Saison waren noch Körner da, aber die Meilensteine haben wir nicht erreicht“, zeigt sich Teamleiter Helmut Kraus nur mäßig zufrieden. Bei der WM fehlten dem Häuflein der Aufrechten teilweise Wimpernschläge fürs Erreichen der nächsten Runde. Kraus, unerschrocken, aber meißelt das Ziel wie in Stein: „Eine Medaille in Vancouver.“

Das ist auch der Anspruch von Verbandssponsor DKB Deutsche Kreditbank AG, dessen Vorsitzender Günther Troppmann auf den „Blackout“ zu Saisonbeginn verwies, als Regularien des Weltverbandes ISU Fernsehübertragungen verhinderten. Aber diese Fokussierung benötigen die deutschen Kufenflitzer, deren Nagano-Medaillenrausch auch Bundesinnenminister Schäuble begeisterte und als Katapult in den vorolympischen Winter dienen soll. Wenn die WM-Destinationen Moskau (Sprint), Hamar (Allround) und Vancouver (Einzelstrecken) lauten.

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