Stenogramme aus Moskau und Budapest
Shorttrack-Weltcup in Budapest, 1. Tag
In der ungarischen Hauptstadt dominierten beim fünften von sechs Saison-Weltcups zum Auftakt die Athleten aus Übersee, vor allem aus Südkorea. Über 1500 m der Damen gab es für Jun Sun-Yu vor Kang Yun-Mi und Weltmeisterin Choi Eun-Kyung einen südkoreanischen Dreifachsieg, die Rostockerin Aika Klein war als Zehnte beste Europäerin. Bei den Herren setzte sich Weltmeister Ahn Hyun-Soo (Südkorea) vor Olympiasieger Apolo Ohno (USA) und Charles Hamelin (Kanada) durch. Sebastian Praus (Mainz), der in Budapest 15. wurde, behauptet sich im von Ohno angeführten Weltcup nach fünf Strecken auf einem beachtlichen sechsten Rang. Bei den Damen führt die Chinesin Wang Meng, Aika Klein ist als Neunte beste Deutsche.
“Aika hat sich im Halbfinale sehr gut geschlagen”, sagte Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt aber auch Tina Grassow lief gegen Europameisterin Radanowa ein beherztes Rennen im Vorlauf. Und Yvonne Kunze fehlten nur fünf Tausendstel am Weiterkommen. Wichtig ist aber, dass die Staffeln weiter sind.”
Während die Damen nach Platz zwei im Vorlauf hinter Italien im Halbfinale stehen, gibt es bei den Herren angesichts des Rekordfelds von 17 Länderstaffeln erstmals vier Runden. Die Herren stehen als Vorlaufsieger damit erst im Viertelfinale, das ebenso wie das Halbfinale am Sonnabend nach der 500-m-Entscheidung ausgetragen wird. Insgesamt sind mit 28 Nationen so viele Nationen am Start wie noch nie bei einem ISU-Weltcup im Eisschnelllauf oder Shorttrack, darunter Brasilien und erstmals Indien.
Mehrkampf-WM in Moskau, 1. Tag
Die deutschen Eisschnellläuferinnen Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Daniela Anschütz drückten der Damenkonkurrenz am ersten Tag den Stempel auf, lediglich die kanadische Ausnahmeläuferin Cindy Klassen konnte sich dazwischenschieben. Friesinger konnte sowohl die 500 als auch die 3000 Meter für sich entscheiden, führt die Halbzeit-Wertung klar an und steht damit vor ihrem dritten Mehrkampf-Titel.
Pechstein wurde trotz eines kleinen Stolperers über 500 m Achte, über 3000 m Zweite und liegt insgesamt auf Platz drei, knapp gefolgt von Daniela Anschütz, die auf den Einzelstrecken Vierte und Dritte wurde. Katrin Kalex lief eine neue 500 Meter Betszeit und liegt auf Platz 12.
Bei den Männern führt 1500-m-Weltmeister Shani Davis hauchdünn vor Titelverteidiger Chad Hedrick (beide USA), der einzige deutsche Starter Stefan Heythausen liegt auf Platz 13. Der Norweger Grodum siegte nicht ganz unerwartet über 5000 Meter, liegt nach schwachen 500 Metern aber aussichtlos zurück. Der 500 Meter Streckensieg ging sensationell an den Japaner Ushiyama, der über 5000 Meter dann aber weit zurückfiel.
Stimmen
Anni Friesinger:
“Ich fühle mich auf der Bahn sehr wohl. Das Publikum ist klasse, die Stadt gefällt mir. Es passt alles. Es wird sehr schwer für meine Konkurrentinnen, doch man sollte nie leichtsinnig werden. Eine schlechte Nacht, ein Ausrutscher, eine Verletzung, und schon ist der Titel wieder futsch.”
Markus Eicher (Friesinger-Trainer):
“Ziel war es, nicht mehr als drei oder vier Zehntel auf Klassen zu verlieren. Das hat Anni blendend gemeistert.”
Claudia Pechstein:
“Ich hatte über 500 m in der ersten Kurve einen Fehltritt. Ich bin froh über Platz drei und hoffe, ich kann den auch halten.”
Daniela Anschütz:
“Jetzt noch auf einen Medaillenplatz kommen, wird sehr schwer. Aber ich gebe nicht auf und will über 1500 alles versuchen.”
Shorttrack-Weltcup in Budapest, 2. Tag
Arian Nachbar als 500-m-Achter und die Damen-Staffel sorgten für herausragende Leistungen aus deutscher Sicht, die der Staffel wurde aber nicht belohnt. Shorttracker aus Asien und Nordamerika drückten auch dem zweiten Tag des fünften von sechs Weltcups in Budapest den Stempel auf. Sieger über 500 Meter wurden Mathieu Turcotte (Kanada) sowie die Chinesin Fu Tianyu.
Vize-Europameister Arian Nachbar bot der Konkurrenz aus Übersee drei Runden lang Paroli und bezwang einmal sogar Staffel-Olympiasieger Franߧois-Louis Tremblay (Kanada), im Halbfinale war hingegen an 1500-m-Olympiasieger Appolo Ohno und dem späteren Sieger Turcotte kein Vorbeikommen.
“Dennoch ein beeindruckender Auftritt von Nachbar”, so Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt, “er lief in allen seinen Rennen auf sehr hohem Niveau.” Im Halbfinale wurde er noch durch den Ukrainer Grigoriew behindert, anderenfalls hätte er Platz sechs belegt.
Die deutschen Staffeln beendeten den Budapester Weltcup nach ihrem Ausscheiden im Halbfinale auf den Plätzen sechs (Herren) und acht (Damen).
Die Damen haderten aber mit dem Kampfgericht. Das DESG-Quartett war auf dem Endlaufteilnahme bedeutenden zweiten Platz eingekommen, wurde aber wegen einer Behinderung disqualifiziert.
Im Gesamt-Weltcup liegen aber sowohl die Männer als auch die Damen unter den besten acht, was WM-Qualifikation bedeutet, und sind beim ausstehenden Weltcup nächste Woche in Spisská Nová Ves (Slowakei) kaum noch zu gefährden.
Mehrkampf-WM in Moskau, 2. Tag
Was für ein Trumph: Anni Friesinger holte vor 8000 begeisterten Zuschauern ihren dritten Mehrkampf-WM-Titel so souverän wie niemand in den letzten zehn Jahren. 1995 war Gunda Niemann der letzte Vier-Strecken-Sieg vor Friesinger gelungen. Mit ihren 1,66 Punkten Vorsprung hatte sie auf der letzten Distanz noch 16,6 Sekunden “Polster”. Hinter Cindy Klassen (Kanada) holte eine ebenfalls in starker Form befindliche Claudia Pechstein Bronze, sie war jeweils nur knapp geschlagene Zweite über 3000 und 5000 Meter geworden – man darf sich also auf eine spannende WM-Entscheidung in Inzell auf den Einzestrecken freuen. Für Pechstein war es zudem die zehnte Mehrkampf-WM-medaille hintereinander. Daniela Anschütz verpasste mit einem ausgegliechenem Vierkampf auf hohem Niveau Bronze nur um 0,3 Punkte. Katrin Kalex, die den Endkampf (5000 m) nur haarscharf verpasst hatte, wurde 13.
Bei den Männern gab es ein dramatisches Finale. Der führende US-Amerikaner Shani Davis hatte vorgelegt, sein Landsmann Chad Hedrick verpasste die für Gold nötige 10-km-Zeit knapp und holte Silber, Bronze holte mit Sven Kramer (Niederlande) ein Junior. Stefan Heythausen, der wie Kalex die Qualifikation für die vierte Distanz knapp verpasst hatte, wurde 14.
Stimmen:
Anni Friesinger:
“Ich bin ja so happy, das war meine beste WM überhaupt. Dieses Publikum war große Klasse, die Reise nach Moskau ein toller Erfolg. Die Stadt wird mir in guter Erinnerung bleiben. Das war doch klar, dass ich auch trotz des Polsters kämpfen werde. Geschenke gibt es nicht. Zumal immer wieder etwas Unvergesehenes passieren kann. So brach mir heute morgen beim Einlaufen eine Feder am Schlittschuh. Bloß gut, dass dies nicht im Wettkampf passiert ist.”
Claudia Pechstein:
“Für mich ging es allein um eine Medaille. Das hat geklappt.”
Stephan Gneupel (Trainer von Daniela Anschütz):
“Platz vier ist ein Riesenerfolg für Daniela, sie konnte hier nur gewinnen.”
Shorttrack-Weltcup in Budapest, 3. Tag
Beim vorletzten Weltcup in Budapest war das erfreulichste Ergebnis für die DESG-Shorttracker die fast sichere WM-Qualifikation für die Staffeln. Die Damen wurden Achte und können damit nun mehr aus ersten acht im Staffel-Weltcup verdrängt werden, die sich eine Fahrkarte nach Peking (11. bis 13. März) sichern. Die Herren wurden Sechste und sind ebenfalls fast sicher “im Hafen”.
In der Donaustadt sicherte sich indessen 1500-m-Olympiasieger Apolo Ohno (USA) mit seinem Mehrkampf-Sieg vorzeitig den Gesamt-Weltcup. Bei den Damen wahrten hingegen Budapest-Siegerin Jin Sun-Yoi und die zweitplatzierte Weltmeisterin Choi Ein-Kyung (beide Südkorea) die Chance, beim letzten Weltcup am kommenden Wochenende in SpiÅ¡ská Nová Ves (Slowakei) noch an der im Weltcup führenden Vizeweltmeisterin Wang Meng (China) vorbeizuziehen. Für die besten deutschen Einzelresultate sorgten in Ungarn die Rostocker Arian Nachbar als 500-m-Achter sowie Aika Klein als Zehnte über 1500 Meter. Am letzten Tag war Sebastian Praus (Mainz) als 13. über 1000 m bester deutscher. Im Mehrkampf wurden Praus sowie Yvonne Kunze (Dresden) jeweils Elfte.
“Sebastian hätte sogar ins Halbfinale kommen können, er lag schon auf Platz zwei, aber dann hat er einmal nicht aufgepasst und eine Lücke gelassen, die Einladung hat der alte Fuchs Fabio Carta natürlich nicht ausgeschlagen.” Auch die Damen erhielten Lob von Dennhardt.
“Wir gehören zwar jetzt zur europäischen Spitze, aber der Abstand zur Weltspitze wurde uns in Budapest schonungslos verdeutlicht”, sagte Jürgen Dennhardt, DESG-Cheftrainer für Shorttrack, “die Überlegenheit der Asiaten und Nordamerikaner war teilweise beängstigend, nur vereinzelt kam überhaupt mal ein Europäer in einen Endlauf.”