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Gold-Jenny: „Der Wahnsinn“

Author: Gastauthor Saturday, March 8th, 2008 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Jenny Wolf DESGphoto / L. Hagen

„Selten konnte ich eine Siegerehrung so genießen“, meinte die strahlende Jenny Wolf nach ihrem WM-Sieg über 2 x 500 m, „denn ich war schon vorher darauf eingestellt.“ Die Berlinerin verwies ihre Dauerrivalin Wang Beixing (China) und Annette Gerritsen (Niederlande) mit inzwischen gewohnt deutlichem Vorsprung auf die Plätze 2 und 3.

Wie sie sich auf diesen Lauf vorbereitete, verriet sie freimütig: „Ich gehe den kompletten Lauf vorher im Kopf durch, speichere vom Start bis zu dem Moment, wenn ich in Ziel komme und mich freue, alles ab. Als ich gestern Jeremy Wotherspoon mit seinem Sieger-Lorbeer sah, stellte ich mir vor, dass ich den heute auch aufgesetzt bekomme.“

So selbstbewusst war die 29-Jährige in den vergangenen Tagen nicht immer. „Nach dem Weltcupfinale hatte ich Bedenken. Ich war müde, war mit den Zeiten unzufrieden. Aber hier merkte ich, dass ich wieder gut drauf bin. Und nach dem ersten Lauf war mir schon klar: da geht nichts mehr schief. Und dann zum Abschluss dieser Saison direkt gegen die Chinesin zu laufen, hat mir richtig Spaß gemacht.“

Spaß? „Dieser zweite Lauf war der Wahnsinn“, staunte Jennys Sprint-Coach Thomas Schubert über die 37,74 Sekunden, mit dem sie ihren kurz zuvor erzielten Bahnrekord (37,89 s) nochmals toppte, „obwohl das ja überhaupt nicht mehr nötig war“, so Schubert. „Das war das Sahnehäubchen auf eine fantastische Saison“ – nach den souveränen Weltcup-Erfolgen über 500 und 100 m sowie dem Sprint-Gold. Unterdessen blieb die „Wölfin“ gewohnt kritisch: „Die zweite Kurve war nicht ganz optimal.“

Fast scheint es, als ob die Pressekonferenz, auf Drängen japanischer Journalisten kurzfristig einberufen, der anstrengendere Part gewesen für die sympathische Sprinterin war. Dort verriet sie, wie sie im wahrsten Sinne die „Kurve“ kriegte. „Schnell war ich früher schon. Aber in den Kurven ließ ich zu viel Zeit liegen. Das Shorttrack-Training zahlt sich aus.“ Die Sprinterin hat aber weitere Korrekturen im Sinn. „Ich weiß, dass ich mit dem Oberkörper noch zu hoch komme. Daran muss ich arbeiten, dann kann ich auch schneller laufen.“

Aber jetzt wird gefeiert, oder? „Mal sehen“, lächelte Jenny, während Schubert abwinkte: „Der japanische Sekt schmeckt nicht besonders.“ Aber „zwei, drei Wochen keinen Sport treiben“, das hat sich die Kurzstrecken-Königin fest vorgenommen. Nicht etwa, um nach dieser harten Saison eine wohl verdiente Reise anzuhängen, denn das Germanistikstudium geht im April in die erste Prüfungsrunde. „Urlaub mache ich in der Bibliothek.“

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