Favoritensieg, Silber für Steffi und wieder ein Platz 4
Gestern Abend sahen die zahlreichen Zuschauern im Richmond Olympic Oval bei den 5000m der Damen einen Favoritensieg der Tschechin Martina Sablikova. Mit einer Zeit von 6.50,91 und neuem Bahnrekord gewann die Weltrekordlerin Gold bei den Olympischen Spielen. Für Sablikova ist es, nach ihrem Sieg über die 3000m, bereits die zweite “Goldene” in Vancouver. Somit ist sie auch die erste Läuferin seit Claudia Pechstein (Salt Lake-City 2002) der ein Sieg auf beiden Langstrecken gelang.
Stephanie Beckert, die im vorletzten Paar und somit auch vor Martina gestartet war, gewann in 6:51,39 die Silbermedaille und lag mit ihrer Zeit nur 0,46sec hinter der Tschechin, die sich an der Zeit der Erfurterin orientieren konnte. Bronze ging in 6:55,73 an die Turin-Olympiasiegerin Clara Hughes aus Kanada, die nach dem Rennen ihre Karriere beendete.
Für Daniela Anschütz-Thoms wollte auch beim gestrigen Rennen die Serie der “vierten Plätze” einfach nicht abreißen wollen. Bei ihren wohl letzten Olympischen Spielen, kam die Erfurterin mit einer Zeit von 6:58,64 durchs Ziele und belegte den von ihr fest gebuchten Platz 4. Diesmal war der Abstand zu der vor ihr platzierten Clara Hughes mit 3 Sekunden jedoch deutlich größer. Nach dem Rennen konstatierte sie dann auch: “Diesmal war ich drei Sekunden von Platz drei entfernt. Ich muss fairerweise sagen: Da waren drei einfach besser als ich.” Dennoch – Aufgeben gibt es für die Erfurterin nicht: “Jetzt versuche ich es halt wieder mit einer Teammedaille.”
Katrin Mattscherodt wurde wegen “cutting the line” (Übertretung der Bahnbegrenzungslinie) in der ersten Kurve, disqualifiziert. Nüchtern kommentierte sie das Vorkommnis mit: “Shit happens.” und später: “Ich habe nur gehört, wie das Begrenzungsklötzchen weggeflogen ist und gedacht: So ein Mist!”, sagte die Berlinerin.
Die eigentliche Siegerin aus deutscher Sicht hieß gestern Abend jedoch wieder Stephanie Beckert. Durch den Gewinn der zweiten Silbermedaille bei den Spielen von Vancouver wurde die zurückhaltende Beckert auch zur erfolgreichsten deutschen Eisschnellläuferin bei den olympischen Wettkämpfen in Richmond. Mehr noch – hätte sie das Rennen gewonnen, wäre die sympathische 21-jährige aus Erfurt zur jüngsten deutschen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin seit 30 Jahren geworden.
Beim Zieldurchlauf wusste Stephanie sofort was ihr Lauf “wert war” und sie eine Medaille sicher hatte. Sie riss beide Arme in die Höhe und winkte freudestrahlend den Zuschauern zu. Danach stand sie minutenlang mit strahlendem Lächeln im Innenraum um mit ihren Eltern in Erfurt zu telefonieren. Später sagte die 21-Jährige: “Das sind meine ersten Olympischen Spiele, und ich bin einfach nur happy, dass es zwei Medaillen geworden sind”. Richtig freuen und genießen werde sie das Ganze aber erst: “wenn ich wieder zu Hause bei der Familie bin.”
Obwohl die Entscheidung am Ende um Gold mit nur 0.46sec Abstand denkbar eng war, trauert sie einer “verpassten” Goldmedaille nicht nach: “Es war zwar am Ende ganz knapp, aber ich bin überglücklich mit meiner Silbermedaille, und Martina ist einfach wieder unglaublich gut gelaufen.” Bundestrainer Markus Eicher orakelte hingegen: “Das Duell Beckert gegen Sablikova wäre ein Reißer gewesen, und ich glaube, Steffi hätte gewonnen. Sie hat eine extreme Leistung gezeigt”
Heimcoach Stefan Gneupel freut sich indes schon auf Kommendes: “Steffi und Martina sind ein Jahrgang, es wird noch viele tolle Duelle geben”, sagte er und fügte mit Blick auf den vierten Platz hinzu: “Ohne Schützi hätte sie das nie geschafft.”
ZDF-Expertin, Jahrhundert-Eisschnellläuferin und Stephanies großes Vorbild Gunda Niemann-Stirnemann bescheinigte ihr dann auch “das Rennen ihres Lebens” und ihr sichtlich gerührter Bruder Patrick Beckert kämpfte mit seinen Gefühlen auf der Suche nach den richtigen Worten. “Unglaublich, wahnsinnig, aber sie trainiert auch unglaublich”, sagte der 19-Jährige: “Ich habe es ihr von Herzen gegönnt.”
Aber das Teamrennnen kommt noch in dem Stephanie eine feste Größe ist: “Jetzt kann ich ohne Druck in den Teamwettbewerb gehen. Ich werde alles geben”, sagte sie. Eine ähnliche Äußerung hatte Stephanie Beckert auch schon nach ihrem Silbermedaillengewinn über die 3000m getätigt – Silber ist es dann gestern geworden. Vielleicht gelingt das ja noch einmal…
Der Spruch des Tages kommt von Bundestrainer Markus Eicher: “Stephanie Beckert braucht Männer – auf dem Eis, beim Training.”, der diesen Satz schnell ergänzte, um Missverständnisse zu vermeiden.