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DESG-News vom 05.07.2005

Author: Redaktion Tuesday, July 5th, 2005 No Commented Under: Eisschnelllauf

Vom Rad aufs Eis

“Pack die Badehose ein!”, verheißt das gegenwärtige Sommerwetter , doch stattdessen packen die deutschen Eisschnelllauf-Asse für drei Wochen die Schlittschuhe ein und begeben sich statt an den Wannsee oder Müggelsee aufs Eis. Vom 4. bis 24. Juli ist die Eisschnelllauf-Halle in Hohenschönhausen Treffpunkt nicht nur deutscher, sondern auch internationaler Spitzenläufer. “In Berlin sind Italiener, darunter die Olympia-Mitfavoriten Enrico Fabris und Chiara Simionata, Finnen, Niederländer (allerdings nicht die erste Reihe), Polen und Läufer zahlreicher kleinerer Nationen im Rahmen der Entwicklungsgruppe der ISU”, sagt Junioren-Cheftrainerin Isolde Weidner (Berlin), die für das Sommerlager organisatorisch verantwortlich ist, “trotz der hohen Außentemperaturen werden unsere Eismeister gute Bedingungen schaffen.” Von den deutschen Läufern sind alle Olympiakandidaten dabei, auch die von einer Fußverletzung genesene Anni Friesinger (Inzell).

Zuvor waren die meisten deutschen Auswahlläufer, darunter Olympiasiegerin Claudia Pechstein (Berlin) und die Team-Weltmeisterinnen Sabine Völker und Daniela Anschütz (beide Erfurt), zu einem dreiwöchigen Rad-Trainingslager in Livigno (Italien), wo sie rund 1500 km im Sattel absolvierten. “In der ersten Woche war es recht kühl, an manchen Tagen am Morgen sogar mit Minusgraden, aber in der zweiten und dritten Woche hatte wir ideales Wetter”, sagt Eisschnelllauf-Cheftrainer Helmut Kraus (Unterföhring), “insgesamt hatten wir einen guten Verlauf und hoffen, die notwendigen ersten Grundlagen für einen erfolgreichen Olympiawinter gelegt zu haben.”

Garbrecht-Enfeldt: “Operation Turin” mit Joachim Franke

Ausnahme-Sprinterin Monique Garbrecht-Enfeldt hat für die Vorbereitungen auf die Olympischen Spielen in Turin ihr Trainingsumfeld geändert und trainiert jetzt wieder bei Bundestrainer Joachim Franke (Berlin), der u. a. auch Olympiasiegerin Claudia Pechstein betreut. “Gemeinsam haben wir viele erfolgreiche Jahre gehabt und darum ist das für einen erfolgreichen Weg nach Turin bestimmt die beste Wahl” sagt die 36jährige Berlinerin, die seit 20 Jahren an der Weltspitze läuft und 1992 Olympia-Bronze (1000 m) sowie 2002 Olympia-Silber (500 m) gewonnen hat. “Joachim Franke hat mich jahrelang betreut und hat mich mit zu dem gemacht was ich heute bin”, erklärt die Weltrekordhalterin im Sprint-Vierkampf weiter, “daher freue ich mich, diese Herausforderung gemeinsam mit ihm annehmen zu können”. Zwischen 1996 und 2002 hat das Duo gemeinsam sechs WM-Titel und eine Olympiamedaille gewonnen.

“Das ist natürlich eine reizvolle Aufgabe, aber auch eine sehr hohe Verantwortung, denn die Erwartungen auf beiden Seiten sind hoch”, sagte Franke, “bisher hat sich Monique in Calgary vorbereitet und geht jetzt in Berlin mit aufs Eis.” Ansonsten sei die Vorbereitung seiner Trainingsgruppe in Livigno planmäßig verlaufen. Franke selbst hat seine Hüftoperation gut überstanden. “Die Rehalbilitation verläuft wie vorgesehen”, sagt der Trainer, “jetzt gilt es sich in die Olympiasaison hineinzuknien, das wird meine letzte große sportliche Herausforderung.”

Goldener Abschied für Gerhard Zimmermann

Gerhard Zimmermann wurde in Erfurt mit der Goldenen Ehrennadel der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) ausgezeichnet. Der Inzeller, der 21 Jahre an der Spitze der DESG stand und am 1. Juni aus dem Amt geschieden ist, erhielt diese Auszeichnung im Rahmen einer Tagung der Eissport-Landesverbände und des Präsidiums aus den Händen seines Nachfolgers im Amt, Gerd Heinze (Berlin).

In einer Laudatio würdigte Heinze das Wirken Zimmermanns im Dienste des Sports und des Verbandes. Zu den besonderen Verdiensten Gerhard Zimmermanns gehört die erfolgreiche und reibungsarme Integration des DDR-Verbandes in die DESG. Zimmermann hatte immer ein Augenmerk auf die Entwicklung der Sportart entsprechend aktuellen Erfordernissen. Konflikten begegnete er auf ruhige und sachliche Art. In Zimmermanns Amtszeit wurden acht Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften von der DESG erfolgreich ausgerichtet. Deutsche Eisschnellläufer waren bei EM, WM und Olympischen Spielen überaus erfolgreich. In der Internationalen Eislauf-Union, deren Vizepräsident Zimmermann ist, vertrat er engagiert die Interessen des deutschen Eisschnelllaufs.

“Dass ich gerade jetzt abtrete, hat mehrere Gründe. Drei Jahrzehnte Arbeit im Präsidium der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, davon zwei Jahrzehnte an der Spitze, sind genug. Es ist einfach an der Zeit, etwas kürzer zu treten”, sagte der 62jährige Bayer, “zum anderen: Es ist besser, dass die Weichen für die Veränderungen, die nach Turin 2006 auf den deutschen Eisschnelllauf zukommen, von der Mannschaft gestellt werden, die dann auch weiterarbeiten kann, und nicht von jemandem, der dann die Tür hinter sich zumacht. Wenn mein Rat gefragt ist, werde ich ihn aber auch weiterhin gern im Sinne des Sports einbringen.”

Heinze: “Ich sehe mich als Soldat für den Sport und die Sportler”

Gerd Heinze, seit 1. Juni 2005 Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, will den Verband bis zu den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 führen und die Grundlagen für eine Strukturreform im Verband nach Olympia legen. Das sagte der 61jährige Berliner in einem auf desg.de vorab veröffentlichten Gespräch mit dem “Kufenflitzer”. In dem Gespräch betonte er, die Rolle der Landesverbände und Regionen stärken zu wollen. Heinze: “Dem Eisschnelllaufsport sind ja durch die Anzahl der Sportstätten in Deutschland Grenzen gesetzt, aber diese Breite wollen wir unbedingt pflegen. Man darf die Blume nicht an den Blüten gießen, sondern an den Wurzeln. Deshalb ist die Stärkung der Landesverbände eines meiner wichtigsten Anliegen.” Auf eine mögliche Präsidentschafts-Kandidatur auf der im Sommer 2006 stattfindenden Mitgliederversammlung angesprochen, sagte der Berliner, ihm ginge es nicht um persönliche Machtambitionen, sondern um die Sache. Eine erneute Kandidatur hänge vom Arbeitsergebnis ab, “davon, inwieweit es mir gelungen ist, alle in unsere gemeinsame Arbeit einzubeziehen, und wie meine Mitstreiter meine Tätigkeit bewerten. Ich sehe mich als Soldat für den Sport und die Sportler.”

Weltcup-Saison als olympische Weichenstellung

Die Weltcups-Saison 2005/2006 wird wegen der Olympischen Spiele in Turin etwas kürzer sein als gewöhnlich und dient zugleich als vorolympische internationale Standortbestimmung und Weichenstellung. Vor den Winterspielen finden sieben Weltcups statt, und zwar in Calgary/Kanada (12.-13. November 2005; Mittel- und Langstrecken sowie Mannschaftsrennen), Salt Lake City (USA/18.-20. November; alle Distanzen), Milwaukee/USA (26.-27. November; Sprint inkl. 100 m), Heerenveen (3.-4. Dezember; Mittel- und Langstrecken sowie Mannschaftsrennen), Turin (9.-11. Dezember; alle Distanzen sowie Mannschaftsrennen), Inzell (17.-18. Dezember; Sprint inkl. 100 m) und Klobenstein/Italien (28.-29. Januar 2006; Sprint). Nach den Olympischen Spielen gibt es vom 3. bis 5. März in Heerenveen das Weltcup-Finale.

Die deutschen Damen haben auf allen Distanzen fünf Startplätze (außer 100 m: vier Startplätze). Entsprechend ihrer Leistungen in der Saison 2004/2005 sind für die ersten Weltcups (vorbehaltlich eines aktuellen Leistungsnachweises) vornominiert: Jenny Wolf (100), Monique Garbrecht-Enfeldt (500, 1000); Sabine Völker (500, 1000, 1500); Anni Friesinger (1000, 1500, 3000, 5000); Claudia Pechstein (1500, 3000, 5000), Daniela Anschütz (1500, 3000, 5000). Die deutschen Herren haben über 1500 m fünf Startplätze, je vier über 1000, 5000 und 10’000 m sowie je drei Plätze über 100 und 500 Meter. Vornominiert sind Jan Friesinger (1500) und Marco Weber (10’000). Die Qualifikation für alle weiteren Startplätze im ersten Weltcup-Block (soweit diese ausgeschöpft werden) erfolgt bei den Deutschen Meisterschaften auf den Einzelstrecken vom 28. bis 30. Oktober in Berlin.

Gunda Niemann: Bei den “Deutschen” um alles oder nichts

Die dreimalige Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann (Erfurt) hat sich vor ihrer definitiv längsten Saison selbst ein Ultimatum gestellt. “Meine ganze Konzentration gilt den Deutschen Einzelstrecken-Meisterschaften in Berlin”, sagte die 38jährige der »Thüringer Allgemeinen«, “dort muss ich mich für den Weltcup qualifizieren. Wenn ich das nicht schaffe, höre ich sofort auf. Denn entweder ich kann alles zeigen, oder ich lasse es.” Ihr derzeitiger Fitnesszustand sei momentan schwer einzuschätzen. ” Ich konnte ja die letzten vier Jahre nicht kontinuierlich trainieren. Dadurch habe ich keine Vergleichsdaten mehr”, so Niemann-Stirnemann. Sie wisse aber genau, “was zu tun ist, um oben zu sein”.

DIES & DAS

MATERIALOPTIMIERUNG. Nachdem bereits beim Trainingslager in Livigno persönliche Anpassungen von Schlittschuhen durch den DESG-Ausrüster K2 vorgenommen wurden, gibt es am Rande des Sommereis-Lagers in Berlin individuelle Optimierungen am Laufanzug durch den DESG-Partner Mizuno. “Die Sportler und Trainer werden ihre Wünsche und Vorschläge einbringen, und die japanischen Fachleute werden versuchen, darauf so gut wie möglich zu reagieren”, sagte Eisschnelllauf-Cheftrainer Helmut Kraus.

“SEITENSPRUNG”. Am Sonntag lädt ARD-Showmaszter Jörg Pilawa Prominente zu einer “Star-Tour”. Auf einem Teilstück der 8. Etappe werden bekannte Schauspieler, Moderatoren, Sportler, Autoren und Politiker in der Pforzheimer Innenstadt zur Freude der Zuschauer im Ersten und am 1,13 Kilometer langen Parcours kräftig in die Pedale treten. Dazu gehört auch Gunda Niemann-Stirnemann, die in der Saisonvorbereitung selbst mehrere Tausend Kilometer im Rennsattel verbracht hat. Zu Niemanns “Gegnern” gehören u. a. Biathletin Uschi Disl, Boxer Dariusz Michalczewski und die Schlagersänger Roberto Blanco und Jeanette Biedermann (9. Juli/18.10-19.45 Uhr, ARD).

AUCH SHORTTRACKER AUF EIS. Auch die Shorttracker trainieren im heißen Juli auf Eis. Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt hat 13 Sportler für den 11. bis 21. Juli nach Oberstdorf eingeladen, darunter Vize-Europameister Arian Nachbar (Rostock) und die DM-Medaillengewinner Yvonne Kunze, Christin Priebst, Tyson Heung (alle Dresden), Aika Klein (Rostock) und Sebastian Praus (Mainz).

ANNI-SKATES. Zu den viel beachteten Exponaten auf der internationalen Sportartikelausstellung “Sommer-Ispo 2005” in München gehörten von Weltmeisterin Anni Friesinger entworfene Inline-Rollschuhe. Dieser vielseitige Damen-Skate soll in Funktion, Style und Design besonders auf die Ansprüche von sportlich-ambitionierten Skaterinnen abgestimmt sein.

REKORDE. Die DESG-Wettkampfkommission hat für die Saison 2004/2005 insgesamt 20 Deutsche Rekorde im Eisschnellauf sowie 16 nationale Bestmarken im Shorttrack bestätigt und für die Rekordlisten anerkannt. Allein sieben Altersklassen-Rekorde gehen auf das Konto der 15jährigen Grefratherin Katja Franzen.

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