Stenogramme vom Wochenende
Shorttrack-EM: Bronze für deutsche Herren / Heung stark / Drei Titel nach Italien
Bei den Europameisterschaften der Shorttracker in Krynica-Zdrß³j (Polen) gewannen die deutschen Herren mit Sebastian Praus (Mainz), Tyson Heung (Dresden), Thomas Bauer (München) und Andre Hartwig (Rostock) Bronze im Staffellauf. Bester deutscher Einzelstarter war Tyson Heung (Dresden) als Sechster im EM-Mehrkampf. Die Titel holten sich Nicola Rodigari (Italien) und Jewgenia Radanowa (Bulgarien), im Staffellauf gewannen die Italiener sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Rodigari gewann vor Titelverteidiger Fabio Carta (Italien) und Pieter Gysel (Belgien), bei den Damen holten die Italierinnen Arianna Fontana und Katia Zini Silber und Bronze. Sebastian Praus (Mainz), der über 500 m Siebenter und über 1000 m Fünfter wurde, lief ebenfalls in der europäischen Spitze. Im Mehrkampf musste der Mainzer aufgrund eines misslungenen 1500-m-Laufs aber mit Platz 12 zufrieden sein. Ebenfalls Zwölfte im Mehrkampf wurde als beste deutsche Dame Yvonne Kunze. Im Staffellauf hatte das Damen-Quartett den Finaleinzug knapp verpasst und wurde Fünfter.
Gemessen am Vorjahres-Erfolg mit Gold durch die Männerstaffel, Silber durch Nachbar und Bronze durch die Damen-Staffel war die deutsche Ausbeute bescheiden, doch Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt wollte nicht von einer Enttäuschung sprechen. “Wir haben die EM im Unterschied zu anderen Läufern und Nationen, die nicht für Olympia qualifiziert sind, aus dem vollen Training bestritten. Unser Plan ist auf Topform in Turin ausgerichtet”, sagte Dennhardt, “zudem wurde Tyson Heung bei seinen drei Finalteilnahmen zweimal behindert.
Die deutschen Starter:
Tyson Heung: Saubere Leistung bei seiner ersten internationalen Meisterschaft für Deutschland. Dreimal stand er im Endlauf, wurde über 1500 m Fünfter (mit starken 2:19,3 im Vorlauf – Tagesbestzeit), über 500 m Vierter sowie über 3000 m Siebenter. Dabei hätte er noch weiter vor landen können: An zweiter Position liegend, wurde er über 500 m durch den später disqualifizierten Italiener Franceschina behindert. Ähnliche Situation über 3000 m. Bundestrainer Markus Tröger: “Tyson Heung ist taktisch und kämpferisch ein sehr starkes 3000-m-Rennen gelaufen, um seine Minimalchance auf eine EM-Medaille zu nutzen. In der ersten Rennhälfte hat sich zurückgehalten und sich dann ganz nach vorn gesetzt und mit das Tempo gemacht. In aussichtsreicher Position wurde er durch Fauconnet behindert und stürzte.” Der Franzose wurde zwar disqualifiziert – aber wie schon am Vortag hatte Heung nichts mehr davon. Im Mehrkampf landete er auf Platz sechs. Im abschließenden Staffel-Endlauf gewann der Deutschkanadier dann mit Bronze doch noch seine erste Medaille für Deutschland.
Sebastian Praus: Nach verpatztem Auftakt über 1500 m (Endstation Vorlauf) lief er über 500 m für die Eisverhältnisse beachtliche 43,4 Sekunden, erreichte das Halbfinale und wurde Siebenter. Über 1000 m kam er ebenfalls ins Halbfinale und musste sich im Kampf um Platz zwei dem späteren Sieger Fabio Carta nur knapp geschlagen geben – damit Strecken-Fünfter, und seine 1:19,4 min waren eine der besten Zeiten der Konkurrenz.
Arian Nachbar: Der Vize-Europameister des Vorjahres enttäuschte auf der ganzen Linie (15. über 1500 m, 20. über 500 m, 39. über 1000 m). Cheftrainer Dennhardt: “In der Ausscheidung hatte er beweisen, dass seine konditionellen Werte sehr gut sind. In Krynica hatte er Materialprobleme, mit einer neuen Schiene kam er mit dem schweren Eis überhaupt nicht zurecht.”
Andre Hartwig und Thomas Bauer: Hatten je zwei Staffeleinsätze, gaben alles und wurden mit Bronze belohnt.
Yvonne Kunze: Hatte ihren besten Auftritt über 1500 m, wo sie mit 2:28,6 die drittschnellste Zeit der Konkurrenz lief und das Finale nur knapp verpasste. Agierte über 500 m (13.) und 1000 m (15.) etwas unglücklich.
Christin Priebst: Steigerte sich von Tag zu Tag. Nach Pech über 1500 m (Sturz im Vorlauf, Platz 39) wurde sie über 500 m 14. und über 1000 m 11.
Tina Grassow: Die jüngste im deutschen Team (noch Juniorin) präsentierte sich hoffnungsvoll, kam auf allen Strecken eine Runde weiter (über 500 m zwei Runden) und lief über 1000 m mit 1:35,8 trotz des schweren Eises nahe an ihre Bestzeit.
Susanne Rudolph und Aika Klein: Kämpften im Staffel-Halbfinale bis zum Umfallen, konnten aber “im vorweggenommenen Endlauf” (O-Ton Dennhardt) das knappe Ausscheiden gegen Titelverteidiger Russland und den neuen Europameister Italien nicht verhindern (neun Hunderstel fehlten).
ESL, Sprint-WM: Wolf und Hesse hoffnungsvoll, Völker im Formtief
Während Jenny Wolf (Berlin) als Zweite über die ersten 500 m gegen die nahezu komplette Weltspitze ihre Ambitionen unterstrich, in Turin mit um die Medaillen zu laufen, ergriff sich Judith Hesse (Erfurt) mit Platz 13 und 14 über 500 m die letzte Chance beim Schopfe, sich noch für eine Olympia-Nominierung zu empfehlen. Unzufrieden waren hingegen die dreifache Salt-Lake-Medaillengewinnerin und Vorjahres-WM-Dritte Sabine Völker (Erfurt), die WM-15. wurde, sowie der von einem überstandenen Magen-Darm-Infekt geschwächte Dino Gillarduzzi (Inzell), der auf keiner Strecke unter die ersten 20 kam (gesamt: 25.). Anton Hahn (Erfurt) kam bei seinem WM-Debüt auf Platz 34. Pamela Zoellner hatte wegen einer Mandelentzündung zurückgezogen. Sprint-Weltmeister wurden Joey Cheek (USA) sowie Swetlana Zhurowa (Russland). Cheek verwies Dmitrij Dorofejew (Russland) und Jan Bos (Niederlande) auf die weiteren Medaillenplätze, Shurowa gewann vor Wang Manli (China) und Chiara Simionato (Italien).
Stimmen von den Weltmeisterschaften:
Jenny Wolf: “Der erste Tag war gut, wenn auch nicht perfekt, danach fehlte mir etwas die Kraft. Mit dem Ergebnis kann ich aber leben. Wer hier mit vorn ist, kann auch in Turin vorn sein.”
Sabine Völker: “Das ist eine herbe Klatsche für mich. Ich wusste, dass ich nicht in Form bin, aber dass es so desolat werden würde, hätte ich nicht gedacht. Vielleicht lege ich mich jetzt ins Bett und stehe dann mit Top-Form in Turin wieder auf.”
Judith Hesse: “Ich habe Angst mich jetzt zu freuen, um am Ende doch nicht nominiert zu werden. Ich kann nur hoffen. Ich hatte keine Vornominierung und nur die Chance, mich über eine außergewöhnliche Leistung zu empfehlen. Und das hier war für meine Verhältnisse eine. Jetzt liegt es nicht mehr in meiner Hand.”
ESL, weitere Wettkämpfe und Meldungen
Anni meldet sich zurück. Die Inzellerin Anni Friesinger meldete sich in Erfurt nach dreiwöchiger unfreiwilliger Wettkampfpause mit einem eindrucksvollen Auftritt über 1500 m zurück. In 1:57,83 lief sie die beste in dieser Saison in Deutschland gelaufene Zeit und fünf Sekunden schneller als die 99er Junioren-Weltmeisterin Helen van Goozen (Niederlande) als direkte Gegnerin. Zugleich gab sie ihrem Trainer Markus Eicher Optimismus für Olympia: “Diese Zeit hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht für möglich gehalten.”
Dallmann bucht Turin-Ticket. Der Erfurter Jörg Dallmann schlug im Ausscheidungsrennen um das letzte Olympia-Tickert für die Männermannschaft den Inzeller Jan Friesinger in einem Verfolgunsrennen über sieben Runden Innenbahn (ca. 2700 m) deutlich. Dallmann benötigt 3:30,29 min, Friesinger lag mit 3:33,36 deutlich (etwa 40 Meter) dahinter. Dallmann: “Ich freue mich natürlich riesig, dass meinen Traum von Olympia nun wahr wird, nachdem ich letzte Nach kaum geschlafen habe. Aber es tut mir auch leid für meinen Freund Jan, mit dem ich seit Jahren in Trainingslagern und so mein Zimmer teile. Wir haben uns schon vorher ausgemacht, dass der Gewinner einen ausgeben muss.”
Nur Damen hielten gegen. Bei einem Dreiländerkampf der Junioren und U-23 in Groningen konnten aus deutscher Sicht nur die Damen gegen die Konkurrenz aus den Niederlanden und Norwegen mithalten. Juniorin Jennifer Blödel (Berlin) belegte Platz zwei über 500 m und wurde im Mehrkampf Vierte. In der U-23 belegten Alexandra Lipp (Grefrath), Agnes Friesinger (Inzell) und Karoline Zillmann (Erfurt) im Mehrkampf die Plätze zwei bis vier. Agnes Friesinger gelang zudem ein Streckensieg über 500 m.
Hirschbichler souverän. Bei internationalen Juniorenrennen in Klobenstein entschied der 14jährige Inzeller Hubert Hirschbichler die Konkurrent der C-Junioren mit einem Vier-Strecken-Sieg für sich. A-Juniorin Jenniffer Plate (Berlin) gewann beide 500-m-Rennen und wurde im Mehrkampf Zweite, Stephanie Beckert musste sich über 1500 m nur der kürzlichen EM-Vierten Martina Sablikova (Tschechien) geschlagen geben. B-Juniorin Bente Kraus und C-Juniorin Charleen Marhold (beide Berlin) wurden im Mehrkampf jeweils Dritte.
Klassen und Hedrick mit Rekorden Bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Mehrkampf in Calgary sorgten Cindy Klassen und Chad Hedrick für neue Weltrekorde im Vierkampf. Klassen war der Konkurrenz auf allen Strecken überlegen und blieb über 1500 Meter abermals unter 1.53 Minuten. Hedrick überzeugte mit sehr ausgeglichenen Leistungen.