Shorttrack-EM 2010: Shorttrack-Fest in Dresden
"Wenn das Dresdner Publikum die Europameisterschaft annimmt, haben wir gute Aussichten in den nächsten Jahren wieder Weltcups in der Elbmetropole auszutragen." Dies sagte Miroslav Kulik, Vizepräsident für Shorttrack in der DESG, am Freitag. Nach drei ereignisreichen Tagen mit mehr als 4500 Zuschauern spricht vieles dafür, dass es auch in den nächsten Jahren Shorttrack-Veranstaltungen auf hohem Niveau in Dresden geben wird.
In Europa finden Veranstaltungen meist vor leeren oder nur teilgefüllten Rängen statt, Dresden bot nicht nur ein zahlreiches, sondern auch ein lautstarkes Publikum.
Nicht nur die deutschen Läufer hatte am Sonntag Gänsehaut. "Bei dieser Stimmung zu laufen, ist unglaublich. Ich hatte wirklich während des Rennens Gänsehaut", meinte Paul Herrmann,"ich glaube, es ist die beste Stimmung, die es in letzter Zeit in der Shorttrack-Welt gab. Das bestätigen auch die Läufer aus den anderen Ländern. Und ich bin auch irgendwie stolz auf unser Dresdner Publikum, weil es uns einerseits so hochpuscht, aber auch fair zu allen anderen Nationen ist und auch die anderen anfeuert und Leistung honoriert."
Bereits beim Weltcup im Vorjahr hatten sich die Sportler aus dem In- und Ausland lobend über das Dresdner Publikum geäußert, dies wurde am Wochenende noch einmal getoppt.
Erfreulich auch die Unterstützung der Sportler und Trainer aus dem Bereich des Eisschnelllaufens. Die Bundestrainer Bart Schouten und Markus Eicher waren am Sonntag ebenso Gäste der Veranstaltung wie auch aktuelle und ehemalige Spitzenläufer. Nach ihrem Wettkampf in Chemnitz fuhren die U23 Athleten in großer Zahl nach Dresden. Jens Boden war an allen drei Tagen mit der Familie in der Halle und feuerte die Läufer lautstark an. Auch viele andere ehemalige Spitzenläufer aus Dresden, Erfurt, Chemnitz oder Berlin fanden den Weg in die Halle. Die DESG Führung war ebenso vor Ort, wie die ehemaligen Shorttrackerinnen Susanne Busch, Yvonne Kunze und Tina Grassow. Hallensprecher Jens Zimmermann sorgte mit Fachwissen und guter Laune für entsprechende Stimmung in der Halle, Gunda Niemann-Stirnemann und Yvonne Kunze gaben den Zuschauern per Mikrofon ihr Fachwissen weiter.
Zufrieden war übrigens auch Innenminister Thomas de Maizière. „Ich bin das erste Mal beim Shorttrack, und ich bin begeistert“, sagte der auch für Sport zuständige Bundesminister. Kurz entschlossen verzichtete der bekennende Volleyball-Fan auf einen Besuch beim Volleyball-Allstar-Spiel und blieb am Sonntagnachmittag beim Shorttrack.
Immerhin 70 Journalisten aus mehreren europäischen Ländern waren angereist, viele von Ihnen waren das erste Mal beim Shorttrack und waren fast alle begeistert. Absolut professionell das Auftreten der deutschen Shorttracker. Manche Fragen der noch "unwissenden" Journalie wurden mit einer Engelsgeduld beantwortet. Dabei entpuppte sich vor allem Paul Herrmann als Medientalent. Glänzende Analysen und klare Worte so kurz nach dem Rennen, der Dresdner war in Funk, Fernsehen und Zeitungen in diesen Tagen präsent.
Eine gute Figur machte auch Yvonne Kunze, die als Co-Moderatoren des Dresdner Fernsehens so manches Lob einheimste.
Der Funke zwischen Sportler und Publikum sprang spätestens nach den beiden Staffelhalbfinals über. Nach dem Sturz von Julia Riedel im Halbfinale der Damenstaffel war das Stadion für ein paar Runden im Schockzustand, dann begann die Aufholjagd und Julia Riedel selbst vollendete diese, als sie an den Polinnen regelrecht vorbeiflog. Danach war das Publikum aus dem Häuschen, erst recht als Paul Herrmann das starke Staffelhalbfinale der Herren mit seinem Geniestreich auf der Zielgeraden krönte und Frankreich noch auf Rang zwei verwies.
Am Sonntag wurde dies noch einmal gekrönt, die beiden jungen Dresdnerinnen Julia Riedel und Bianca Walter lagen sich kurz nach dem Zieleinlauf in den Armen und das Publikum sang „Oh wie ist das schön…“ Eine Goldmedaille für die Staffel, die nicht für Olympia qualifiziert ist, das war ebenso erfreulich wie überraschend. Und an die deutsche Hymne während einer Siegerehrung im Shorttrack, daran kann und möchte man sich gewöhnen.
Dramatik pur dann zum Abschluss, zwar nicht das ganz große Happyend, aber auch Silber war eine starke Leistung der Herren. Und dann schnappt sich Robert Seifert das Mikrofon und dankt unmittelbar nach dem Lauf dem Publikum für die Unterstützung. "Wir hoffen, dass es dem Publikum Spaß gemacht hat". Diese deutschen Shorttracker machen wirklich einfach Spaß und man kann ihnen nur wünschen, dass sie über die Olympischen Spiele hinaus im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Speedskatingnews.info wird dabei unterstützen und weiter regelmäßig über die Shorttracker berichten.
Zum Abschluss die Ergebnisse des deutschen Teams im Überblick:
- Susanne Rudolph (Zehnte in der Einzelwertung, Platz 4 über 500 Meter)
- Aika Klein (Gold mit der Staffel, Platz 16 in der Einzelwertung)
- Julia Riedel (Gold mit der Staffel)
- Bianca Walter (Gold mit der Staffel)
- Christin Priebst (Gold mit der Staffel)
- Paul Herrmann (Siebter der Einzelwertung, Silber mit der Staffel, Vierter über 1500 Meter)
- Tyson Heung (Silber mit der Staffel, Platz 22 in der Einzelwertung)
- Robert Seifert (Silber mit der Staffel)
- Sebastian Praus (Silber mit der Staffel)
- Robert Becker (Silber mit der Staffel)