Weltcup Salt Lake City
3. Tag: Friesinger wieder sauschnell, Klassen noch viel schneller
Anni Friesinger lief bei der zweiten 1500-m-Entscheidung dieses Weltcups in 1:53,19 Minuten so schnell wie nie ein Mensch zuvor – und doch hielt die Weltbestmarke nur fünf Minuten. Im letzten Paar lief die Kanadierin Cindy Klassen kaum für möglich gehaltene 1:51,79 Minuten und damit in Bereiche, die bis 1994 sogar für Männer unerreichbar waren. Eine weiteren Weltrekord lief in 1:07,03 Minuten über 1000 m Mehrkampf-Weltmeister Shani Davis (USA). Damit stammen nun insgesamt fünf Weltrekorde von diesem Weltcup-Wochenende.
ßber 1500 Meter wurde die Olympia-Zweite Sabine Völker (1:54,57) Fünfte, ihre Erfurter Klubkameradin Daniela Anschütz (1:55,55) Elfte, beide in neuen persönlichen Bestzeiten. In der B-Gruppe lief auch Katrin Kalex Bestzeit und verfehlte den Aufstieg in die A-Gruppe knapp.
Zuvor hatte die Chinesin Manli Wang nur knapp den Weltrekord über 500 Meter verpasst. Die Weltmeisterin gewann in 37,28 Sekunden und war damit nur sechs Hundertstel langsamer als Olympiasiegerin Catriona LeMay-Doan aus Kanada vor knapp vier Jahren. Die Berlinerin Jenny Wolf knackte mit 37,88 Sekunden erstmals in ihrer Karriere die 38-Sekunden-Matke, was in diesem hichkarätigen rennen aber nur Platz neun bedeutete. Sabine Völker (38,00) wurde Elfte, während Ex-Weltmeisterin Monique Garbrecht-Enfeldt (38,61 und Platz 22) nach langer Pause noch ein Stück von der Spitze entfernt ist. Pamela Zoellner wurde 22., Judith Hesse mir neuer Bestzeit 25.
ßber 500 m der Männer wiederholte der Japaner Joji Kato seinen Vortageserfolg. Der Weltmeister siegte diesmal in 34,55 Sekunden, nachdem er sich tags zuvor in 34,30 Sekunden den Weltrekord geholt hatte. Die deutschen Starter landeten über 500 m ebenso wie über 1000 m weit jenseits der Plätze, mit denen sie nach den NOK-Kriterien (einmal Top-8 oder zweimal Top-16) Hoffnungen auf eine Olympiateilnahme schöpfen könnten. ßber 500 m war Dino Gillarduzzi (35,48) als 29. bester deutscher, für die anderen reichten selbst persönliche Bestleistungen nur zu Plätzen zwischen 37 und 43. ßhnliches Bild über 1000 m, wo die Deutschen zwischen den Plätzen 37 und 41 landeten (Dino Gillarduzzi war eine mögliche bessere Platzierung durch einen Sturz verwehrt).
Friesinger: “Es ist wirklich schon fast wie fliegen”
In einem ARD-Interview äuβerte sich Anni Friesinger über die superschnellen Zeiten der ersten beiden Weltcups. “Es ist wirklich schon fast wie fliegen. Die Feinkoordination ist ganz wichtig. Der Aufwand, den man aufbringen muss, um auf hohe Geschwindigkeiten zu kommen, ist viel geringer”, so die 28jährige Inzellerin, “die Fliehkraft in der Kurve und vor allem am Kurvenausgang ist unglaublich, man hat das gefühl, man fliegt aus der Kurve raus. Aber das Eis ist so griffig und hart, dass man wirklich wie auf Schienen um die Kurve gleiten kann.”
Die Zeiten würden auch deshalb immer schneller, weil die Luftfeuchtigkeit heruntergesetzt werde. Friesinger. “Das ist für die Athleten nicht so gut, weil das zielmlich auf die Bronchien geht. Aber das Eis bleibt länger glänzend und gleitet besser.”
Die Grenzenlosigkeit höre jedoch bei der Gesundheit auf, meint Friesinger. “Diese Hallen sind unglaublich schnell geworden, das Eis ist sehr gut geworden, aber ich muss sagen, bei einer Luftfeutigkeit von um die 20 Prozent, sogar 18 Prozent, da hab ich meine Probleme. Ich hab da immer wieder zu kämpfen mit Nasenbluten, und damit, dass ich so einen hartnäckigen Husten über Wochen einfach nicht wegbekomme.”
Die für Menschen optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Das Herabsetzen der relativen Luftfeuchtigkeit in Eisschnelllaufhallen erfolgt mit dem Ziel, den Reifbeschlag der Eisoberfläche zu verzögern.
2. Tag: Erneut zwei WR / Friesinger-Gala geht weiter
Auch der zweite Tag des zweiten Weltcups auf der Olympiabahn blieb nicht ohne Weltrekorde, zugleich setzte Anni Friesinger ihren Siegeszug auf verschiedenen Strecken fort. Mit ihrem zweiten 1000-m-Weltcupsieg lief sich die Inzellerin auch auf dieser Distanz in die olympische Favoritenrolle. Die beiden Weltrekorde des Tages gingen auf das Konto von 500-m-Weltmeister Joji Kato (Japan) über 5000 m (34,30 s) und Junioren-Weltmeister Sven Kramer (Niederlande) über 5000 m (6:08,78). ßber diese Distanz lief jens Boden (Dresden) in der B-Gruppe neuen Deutschen Rekord (6:20,15) und schaffte den Aufstieg in die A-Gruppe. Robert Lehmann lief dann als 12. der A-Gruppe nur um eine Hunderstelsekunde an dieser marke vorbei.
“Ich war mal wieder wildern bei den Spezialistinnen”, sagte die derzeit vielseitigste Eisschnellläuferin der Welt laut dpa und zeigte sich “total überglücklich”, als erste Frau zweimal unter 1:14 Minuten gelaufen zu sein. In deutscher Rekordzeit von 1:13,95 Minuten sowie 1:13,99 Minuten am folgenden Tag verpasste Friesinger den Weltrekord (1:13,83) von Olympiasiegerin Chris Witty (USA) zweimal haarscharf. Sabine Völker unterstrich mit Platz fünf ihre ansteigende Form, während sich Monique Angermüller (mit PB) und Pamela Zoellner auf den Plätzen 19 und 22 einragierten.
Trotz des Abstands von über 11 Sekunden zum neuen Weltrekord konnten zwei Deutsche über 5000 Meter jubeln – Jens Boden über den zurückeroberten nationalen Rekord und den Aufstieg in die A-Gruppe (die Voraussetzung, sich für die Olympischen Spiele qualifizieren zu können) und Robert Lehmann über neue persönliche Bestleistung sowie Platz 12, der den Verbleib in der A-Gruppe sowie eine Teilnorm für Olympia bedeutet. Die anderen deutschen Langstreckler blieben unter den selbstgesteckten Erwartungen: Tobias Schneider stieg aus der A-Gruppe ab, während sich der Deutsche Meister Marco Weber sowie der nachnominierte Rene Taubenrauch mit mäβigen B-Gruppe-Plätzen (15. bzw. 31.) begnügen mussten.
“Robert Lehmann ist ein Riesen-Rennen gelaufen”, sagte ein vollkommen heiserer Trainer Stephan Gneupel nach dem 5000-m-Rennen, “ich wuβte, dass er gut drauf ist, aber damit hat er auch mich ein wenig überrascht. Ich freue mich auch für Jens Boden, der mit seiner Zeit schon vorige Woche den Aufstieg in die A-Gruppe verdient gehabt hätte, jetzt hat er es endlich gepackt.”
1. Tag: Friesinger mit DR vorn / WR für Hedrick, DR für Breuer
Auch auf der Olympiabahn von Kearns bei Sakt Lake City präsentierten sich die deutschen Eisschnellläufer am ersten Weltcuptag in ausgezeichneter Verfassung.
Dabei gelang Anni Friesinger ihr erster Weltcupsieg über 1000 Meter – und das gleich in atemberaubenden 1:13,95 Minuten, nur 12 Hunderstel am Weltrekord der amerikanischen Olympiasiegerin Chris Witty vorbei. Mit der drittschnellsten jemals auf dieser Distanz gelaufenen Zeit (zugleich Deutscher Rekord – eine Hunderstel schneller als Sabine Völker) holte sie ihren insgesamt 27. Weltcup-Sieg. Sabine Völker kam nach überstandener Bronchitis diesmal auf den fünften Rang und lief damit auf Anhieb die Olympianorm. Pamela Zoellner wurde mit persönlicher Bestzeit 16.
Friesinger klatschte sich nach dem Zieleinlauf gegen die Italienerin Chiara Simionato selbst Beifall. Dann sagte sie der ARD: “Es ist nicht meine Spezialdisziplin, aber es lief halt einfach super, ich habe eine sehr gute Gegnerin gehabt, – tja, Deutscher Rekord, persönliche Bestzeit, wirklich, wenn man ein so groβes Stück sich verbessert, und zum Weltrekord ist es gar nicht mehr weit hin, da bin bin super-glücklich.”
Zuvor hatte Friesinger sogar über 500 m die Olympianorm als Siebente geknackt, ebenso wie Jenny Wolf als ausgezeichnete Vierte sowie Sabine Völker als Siebente. Besonders Jenny Wolf unterstrich ihre Ambitionen, in Turin mit um eine Medaille laufen zu wollen. Nach persönlicher Bestzeit (38,03) soll nun bald die 38-Sekunden-Marke fallen. Ex-Weltmeisterin Monique Garbrecht-Enfeldt aus Berlin landete nach langer Pause vor der Saison nicht unerwartet auf Platz 23 einen Rang hinter Pamela Zoellner. Eine Klasse für sich waren die Chinesinnen: Die WM-Zweite Beixing Wang siegte in 37,52 Sekunden hauchdünn vor Weltmeisterin Manli Wang (37,53).
Olympiasiegerin Claudia Pechstein, durch eine Erkältung gehandikapt, lieferte als Vierte über 3000 Meter ebenfalls ein sehr gutes Resultat ab. Die Berlinerin konnte den zweiten Saisonerfolg der Kanadierin Cindy Klassen jedoch nicht verhindern. Die frisch gebackene Weltrekordlerin blieb in 3:56,90 Minuten gut eine Sekunde über ihrer Bestzeit aus Calgary, wo sie vor Pechstein gewonnen hatte. Mit persönlichen bestzeiten landeten daniela Anschütz und Lucille Opitz auf den Plätzen sechs und zwölf.
Nach ihrem Rennen sagte Claudia Pechstein: “Ich habe irgendwie nicht richtig Luft bekommen, dadurch waren irgendwann die Beine total blau. ich hab’s aber von vorn weg versucht und ich denke, das ist trotzdem ein sehr guter Lauf für meinen aktuellen Gesundheitszustand gewesen.” Pechstein sagte ihren Start über die 1500 Meter am Sonntag ab, weil sie mit Medikamenten behandelt werden muss. Nachdem die 33jährige zunächst unter geschwollenen Lymphknoten litt, kamen noch Husten und Schnupfen dazu.
Für den ersten Weltrekord dieses Wochenendes sorgte Chad Hedrick (USA), der kürzlich schon in Calgary die Bestmarke über 5000 Meter verbessert hatte. Er war über 1500 Meter in 1:42,78 Minuten 0,55 Sekunden schneller als sein Landsmann Shani Davis im Januar. Mehrkampf-Weltmeister Davis (1:43,41) wurde in dem superschnellen Rennen Zweiter vor dem Niederländer Erben Wennemars (1:43,51). Christian Breuer steigerte seinen Deutschen Rekord als 13. auf 1:45,49 Minuten und war damit eine Dreiviertelsekunde schneller als im Sommer in Calgary. Mit seiner zweiten Weltcup-Platzierung unter den ersten 16 buchte der Grefrather zudem erneut seine Olympia-Fahrkarte. Die anderen Deutschen sind von der NOK-Olympianorm leider deutlich entfernt: Es gelang keinem der Aufstieg in die A-Gruppe, und das trotz persönlicher Bestleistungen (Heythausen, Dallmann, Schneider).