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Titel an Nesbitt und Lee, Skandal um Groothuis

Author: Dirk Gundel Sunday, January 23rd, 2011 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Christine Nesbitt DESGphoto / L. Hagen

Bei der Eisschnelllauf-Sprintweltmeisterschaft in Heerenveen sicherten sich Titelverteidiger Kyu-Hyeok Lee aus Südkorea und erstmals Christine Nesbitt aus Kanada die Titel, während die deutschen Läufer ihre Top-Platzierungen nicht halten konnten.

Über die 500 Meter der Frauen traute der fachkundige Zuschauer seinen Augen nicht. Jenny Wolf legte in 10,53 sec die mit Abstand schwächste 100 Meter Startzeit der letzten Jahre hin. Hatte die Berlinerin in Glanzform an der 100 Meter Marke meist schon einen großen Vorsprung auf Konkurrenz, war es diesmal nur die fünftbeste Startzeit. Die Auswirkungen der Rückenverletzung aus dem Dezember und der damit verbundenen Trainingsreduzierung werden im Startbereich immer offensichtlicher. Zwar reichte es dank einer guten Runde noch knapp zum Streckensieg, doch 38,33 sec waren einfach zu wenig, um Luft zwischen sich und der Konkurrenz zu legen. Trainer Thomas Schubert war dann auch fassungslos: “Ich habe noch nie einen so schlechten Angang von Jenny gesehen”. Boer (38,44), Nesbitt (38,45), Richardson (38,46) und Gerritsen (38,47) folgten jeweils im Hunderstel Sekunden Abstand und verloren damit kaum Zeit auf die Olympiazweite.

Auch Judith Hesse konnte ihre Leistung vom Vortag nicht bestätigen und musste nach 38er Zeiten in Serie diesmal mit 39,02 sec und Rang 12 zufrieden sein. Gabriele Hirschbichler blieb im Rahmen des Erwarteten und kam in 39,72 sec auf Platz 24.

Über die 1000 Meter ließ die Olympiasiegerin Christine Nesbitt nichts anbrennen, lief in 1.15,39 min erneut die schnellste Zeit und verbesserte damit sogar den Bahnrekord im Sprintvierkampf. Ireen Wüst konnte diesmal annähernd mithalten und kam in 1.15,93 min auf dem zweiten Platz. Die Entscheidung im Vierkampf war an Dramatik kaum zu überbieten. Die US-Amerikanerin Heather Richardson legte 1.16,67 min vor, ehe die beiden Niederländerinnen Boer und Gerritsen gegeneinander antraten. Bis zur Zielgerade lag Gerritsen knapp in Führung, dann ein Stolperer und bis weniger Meter vor dem Ziel sah es so aus, dass Boer die 0,02 Sekunden Rückstand auf Gerritsen wegmachen könnte, dann kam wiederum Boer ins Stolpern und Gerritsen zog auf der Ziellinie gleich auf. Beide erreichten 1.17,14 min, damit lag Gerritsen 0,01 Punkte vor Boer und 0,02 vor Richardson. Doch Boers Verzweiflung kam zu früh, denn Jenny Wolf konnte die Bronzevorgabe von 1.17,60 min nicht annähernd erreichen. Nach dem starken gestrigen Lauf sah man heute eindrucksvoll warum die Berlinerin diese Strecke nicht mag. Obwohl deutlich langsamer beginnend als am ersten Tag ging in der letzten Runde die Kraft völlig aus. Allein in dieser einen Runde verlor Jenny 3,3 Sekunden gegen ihre Kontrahentin Christine Nesbitt und fiel nach 1.19,07 min noch bis auf den achten Platz der Gesamtwertung zurück. Dabei misslang der Berlinerin schon der Start, bei dem sie wegrutschte. Christine Nesbitt fand nach dem Wettkampf “alles  cool”, “es war sehr aufregend, in dieser Atmosphäre zu laufen.., ich hatte mit diesem Sieg nicht gerechnet”. Jenny Wolf nahm das Ergebnis sehr gelassen auf: “Ich dachte dass ich schneller unterwegs bin, mehr war heute nicht drin. Es war nicht das härteste Rennen meiner Karriere ich habe genügend Luft bekommen, es sollte nicht sein”.

Judith Hesse kam sowohl über die 1000 Meter (1.17,98) wie auch im Vierkampf auf dem elften Platz. Gabriele Hirschbichler steigerte sich ebenfalls über 1000 Meter (1.18,38) und belegte im Schlußklassement den 20.Rang und erreichte damit punktgenau die Zielvorgabe.

Über die 500 Meter der Herren konnte Nico Ihle nicht an seinen starken ersten Lauf anknüpfen. Trotz eines Fehlstarts gelang zwar ein guter Angang, jedoch lag die Rundenzeit deutlich über dem gestrigen Niveau.  Obwohl nur 0,26 Sekunden langsamer als am Vortag reichte es nur zu Platz 15. Das Niveau der Herren lag auf dieser Strecke deutlich über dem der Damen, Kyu-Hyeok Lee sorgte in 34,77 sec für einen neuen Bahnrekord und auch Jan Smeekens blieb in 34,99 noch unter der 35 Sekunden Marke. Verlierer dieses Laufs war ohne Frage Stefan Groothuis, der nach 35,56 sec erst auf den vierten Gesamtplatz zurückfiel und dann auch noch disqualifiziert wurde, da er die Linie überfahren hatte. Nach einem Protest wurde die Disqualifikation anschließend überraschend wieder aufgehoben, mit der Begründung dass Groothuis beim zweiten Überfahren nicht komplett über die Linie kam.  Die Fernsehbilder zeigen allerdings etwas anderes. Bleibt zu hoffen, dass diese unsägliche Regel endlich im Nirwana verschwindet, dann können in Zukunft solch skandalöse Entscheidungen vermieden werden.

Für Kopfschütteln sorgte Samuel Schwarz, wie schon am ersten Tag und auch im Vorjahr bei der Sprint-WM kam er nach wenigen Schritten beim Start ins Stolpern und vergab erneut auf den ersten Metern jede Chance auf eine gute Zeit. Erstaunlich, dass nach einem weiteren Fehler in der Schlußkurve mit 36,20 sec noch eine bessere Zeit zu Buche steht als bei Denny Ihle. Der Chemnitzer war in 9,90 deutlich langsamer gestartet als am ersten Tag und verlor auch in der Runde deutlich Zeit. Am Ende 36,29 und diesmal nur Platz 30. Da Samuel und Denny das Finale deutlich verfehlten, ging der DESG bei den Herren ein Startplatz für die nächste WM verloren.

Pech hatte der Finne Mika Poutala, dem auf der Gegengerade am linken Schlittschuh ein Defekt ereilte, so dass er die zweite Hälfte auf dem rechten Schlittschuh gleitend absolvieren musste. Jubel dagegen bei Daniel Greig, der seinen australischen Rekord vom Vortag noch einmal auf 35,71 sec steigern konnte. Und auch für Harald Silovs endete der Titelkampf mit einem neuen Landesrekord von 36,76 Sekunden. Für den Letten war dies in Heerenveen die dritte internationale Meisterschaft in den letzten drei Wochen nach Allround EM und der Europameisterschaft im Shorttrack.

Nico Ihle erging es über die 1000 Meter zwar nicht ganz so schlecht wie Jenny Wolf, aber auch dem Chemnitzer war anzusehen, dass die Kraftreserven aufgezehrt waren. Nach einem Stolperer auf der Zielgeraden bleiben die Uhren bei 1.10,86 min stehen und damit am Ende der zehnte Gesamtplatz. Nach der Rücknahme der Disqualifikation gegen Groothuis gab es einen spannenden Vierkampf um den Titel. Stefan Grothuis legte zwar 1.08,82 vor, konnte aber 500 Meter Olympiasieger Tae-Beom Mo nicht abhängen. Der übernahm nach 1.08,95 die Führung im Vierkampf. Im letzten Lauf siegte 1000 Meter Olympiasieger Shani Davis in 1.08,76 min und verteidigte seinen knappen Vorsprung auf Groothuis. Der Sieg ging aber erneut an Titelverteidiger Kyu-Hyeok Lee, dem 1.09,48 min sicher reichten. Damit ein koreanischer Doppelerfolg und dass obwohl Kang-Seok Lee der Dritte des Vorjahres nicht am Start war.

Für Samuel Schwarz und Denny Ihle am Ende die Ränge 30 und 31, insbesondere für den Berliner eine große Enttäuschung.

Am kommenden Wochenende zieht ein Großteil der Eisschnelllaufkarawane weiter nach Moskau. Fehlen werden dort allerdings einige der nordamerikanischen Spitzenläufer sowie die beim Asiencup eingesetzten besten Läufer des Kontinents.

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