Stimmen vom Weltcup in Berlin
Stimmen vom 21.11.2004
Jörg Dallmann, 11. Platz 1500 Meter:
Ich bin mit meinem Saisoneinstieg in Hamar und Berlin sehr zufrieden, heute knapp die persönliche Bestzeit verfehlt, ich denke, das ist eine gute Basis für den weiteren Saisonverlauf. Das Mannschaftrennen war aber der Höhepunkt, wir haben gezeigt, was alles möglich ist.
Jan Friesinger, 8. Platz 1500 Meter, 2.Platz Mannschaft:
Jahr für Jahr, Schritt für Schritt ist bei mir und überhaupt bei uns Männern auf dieser Strecke eine Entwicklung zu sehen. Klar, die anderen schlafen auch nicht, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Man sieht es auch am heutigen Mannschaftsergebnis. Schade dass die Amerikaner gestürzt sind, ich glaube fast, wir hätten sie heute auch ohne ihr Missgeschick schlagen können.
Claudia Pechstein, 5. Platz 3000 Meter:
Klar will man immer gewinnen oder wenigstens aufs Treppchen, aber unzufrieden bin ich trotzdem nicht, erst recht nicht, weil ich weiß, woran es wahrscheinlich lag. Ich habe meine Material überprüfen lassen, und es hat sich herausgestellt, dass etwas an der Schiene nicht in Ordnung ist, auch schon in Hamar. Das wird jetzt abgestellt, und vielleicht kann ich schon in Heerenveen wieder in die Medaillen laufen.
Was den Mannschaftslauf betrifft, war es für mich einfach eine Frage der Einteilung der Kräfte. Grundsätzlich bekenne ich mich zur Mannschaft. Vielleicht sollte die ISU einmal über einen besseren Zeitplan nachdenken. Aus meiner Sicht wäre das Mannschaftsrennen am Schluss statt zwischen zwei Einzelstrecken die bessere Lösung.
Joachim Franke, Trainer von Claudia Pechstein:
Ich bin davon überzeugt, dass bei Claudia das Potential da ist und dass sie es im Verlauf der Saison noch zeigen wird.
Katrin Kalex, 3.Platz B-Gruppe 1500 m:
Für mich war es in Hamar und Berlin ein Super-Einstieg in die Saison. Dass ich heute so schnell war, überrascht mich selbst ein wenig, meine alte Bestzeit auf dieser Strecke ist noch von 2000 aus Calgary. Ich hoffe, das geht nun in dieser Saison so weiter. Dass ich gestern das Mannschaftsrennen bestritten habe, hat also nicht geschadet. Wie die Sache allerdings gelaufen ist, war mehr als unglücklich. Klar hatte ich mich als Ersatzläufer bereitgehalten, aber dass ich am Ende mit Monique Angermüller und Katrin Mattscherodt zu laufen hatte, kam mehr als überraschend. Wir drei haben ja noch nie zusammen trainiert.
Anni Friesinger, 3.Platz über 1500 Meter:
Nach dem Auftaktergebnis von voriger Woche bin ich mit Silber und Bronze vollauf zufrieden, und in dieser Situation war auch der Verzicht auf das Mannschafsrennen richtig. Diese Zeiten bin ich zu diesem Saisonzeitpunkt noch nie zuvor gelaufen, das gibt mir Sicherheit für die weitere Saison. Wir haben auch gesehen, wie stark die Kanadierinnen sind, man soll sich nie auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern jedes neue Rennen erst nehmen. Die Saisonhöhepunkte sind für mich die Mehrkampf-WM in Moskau und die Einzelstrecken-WM zuhause in Inzell.
Gerd Zimmermann, ISU-Vizepräsident und DESG-Präsident:
Wir haben hier eine gut organisierte und sportliche hochklassige Veranstaltung erlebt, die Werbung für Eisschnelllauf war. Riesenlob an die Eismeister, die dieses schnelle Eis produziert haben. Sportlich ist die Ausbeute auch zufrieden stellen, nicht nur im Vergleich zu Hamar. Schon die zurückliegenden Jahre haben gezeigt, dass es ein Abonnement auf den Sieg nicht mehr gibt. Und Priorität haben, bei aller Wertschätzung für den Weltcup, nun einmal die Weltmeisterschaften.
Die Enttäuschung darüber, dass sich die DESG im Mannschaftsrennen der Damen nicht in bester Besetzung gezeigt hat, teile ich, aber man muss erfahrenen Athleten zugestehen, dass sie selbst entscheiden, ob sie die Doppelbelastung auf sich nehmen oder ob sie in Hinblick auf ihre Einzelstarts nicht sinnvoll ist. Vielleicht war der heutige 6. Platz der Siegerin von gestern, Cindy Klassen, der Preis für die Mehrbelastung in der Mannschaft.
Günter Schumacher, DESG-Sportdirektor:
Ich bin überzeugt, dass die Mannschaftswettbewerbe Zukunft haben, über die beste Form, sie auszutragen, wird man sich bei der ISU sicherlich noch Gedanken machen. Da sowohl 1500-m-Spezialisten als auch Langstreckler in den Mannschaften rennen, wird es bei jeder Reihenfolge Für und Wider geben. Bei WM könnte ich mir vorstellen, dass es künftig einen zusätzlichen Wettkampftag geben wird, an dem 100 m und Mannschaft ausgetragen werden. Diese beiden Disziplinen beißen sich nicht.
Stimmen vom 20.11.2004
Daniela Anschütz, 8. Platz 1500 Meter, Geburtstagskind (30):
Das ist schon komisch, wenn man am Tag eines wichtigen Rennens Geburtstag hat, wo ich Geburtstage schon sowieso nicht besonders mag. Heute morgen habe ich erst mal eine halbe Stunde lang telefonische Glückwünsche entgegengenommen. Mein Rennen heute lief super, ich wollte schon gern wieder unter zwei Minuten blieben, aber die 1:58 haben schon auch selbst überrascht. Das gibt mir Zuversicht für diese Saison. Über das Teamrennen habe ich bei den 1500 Metern nicht nachgedacht, das Enzelrennen stand erst einmal im Vordergrund, die Mannschaft nehme ich jetzt als Zugabe.
Anni Friesinger, 2. Platz 1500 m:
Cindy Klassen ist heute super gelaufen und hat in Würde gewonnen. Für mich selbst war es eine Wiedergutmachung für Hamar. Ich habe meine Goldkufen von Salt Lake City druntergeschnallt, und das hat geholfen. Das Team musste diesmal zurückstehen, denn wenn ich in den Einzelrennen hinter meinen Zielen bleibe, kann ich eben auch dem Team nicht helfen. Deshalb habe ich mich diesmal auf die Einzelrennen beschränkt. Der Verlauf zeigt aber auch, dass auch ich keine keine Maschine bin. Mal sehen, vielleicht kann ich mir den Bahnrekord bei Gelegenheit zurückholen.
Sabine Völker, 5. Platz 1500 m:
Klar bin ich zufrieden, noch schneller als in Hamar, da liege ich voll im Plan. Man sieht aber auch, wie eng die Spitze zusammengerückt ist, Anni und mich trennen drei Plätze mit ganzen zwei Zehnteln.
Marco Weber, 9.Platz B-Gruppe 5000 m:
Ich bin mit meiner Zeit sehr zufrieden, so schnell war ich in Europa noch nie, nur in der Höhe. Für mich ist es ein weiterer Schritt nach vorn, allerdings sieht man auch, was international für eine Entwicklung stattgefunden hat. Man wird hier mit einer Zeit Neunter der B-Gruppe, mit der man vor wenigen Jahren noch unter die Top-Ten der A-Gruppe gekommen wäre. Ich weiß jetzt, woran ich weiter arbeiten muss. Ich will versuchen, meine Grundschnelligkeit so weit auszubauen, dass sich die Rundenzahl, die ich in hohem Tempo laufen kann, langsam vermehre.
Rene Taubenrauch, 15.Platz über 5000 Meter:
Ich weiß nicht so recht. Einerseits bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden, war ja schließlich neue persönliche Bestzeit. Andererseits ist es aber deprimierend, mit dieser Leistung so weit von der Spitze weg ist. Eine runde Sekunde pro Runde schneller, ich weiß nicht, was man da noch anders machen soll. Aber es hilft nichts. Man kann sich eben nicht mehr an der Spitze orientieren, man muss sich an seiner eigenen Leistung hochziehen, um überhaupt Motivation zu haben.
Helmut Kraus, DESG-Cheftrainer Eisschnelllauf, zur Situation im Mannschaftsrennen:
Ich bedauere es sehr, dass wir die Chance ungenutzt gelassen haben, mit einer starken Mannschaftsleistung beim Weltcup im eigenen Land Werbung für Eisschnelllauf und diese neue attraktive Disziplin zu machen. Der Gang der Ding hat mich selbst ein wenig überrascht. Die Absage von Friesinger kam rechtzeitig, weil sie den Kopf frei haben wollte, für die 1500 Meter, und man muss sagen, das Ergebnis rechtfertigt das auch. Die Absage von Claudia Pechstein erfolgte nach dem 1500-m-Rennen, bei dem sie mit ihrem Ergebnis nicht zufrieden war, und morgen über 3000 Meter will sie es besser machen, so dass sie sich nur darauf konzentrieren wollte. Sabine Völker ist gesundheitlich etwas angeschlagen und hat deshalb von einer Doppelbelastung abgesehen. Die Absage von Daniela Anschütz kam dann für mich am überraschendsten. Denm drei jungen Damen, die dann für die DESG gelaufen sind, kann man keinen Vorwurf machen, sie haben ihre Sache entsprechend ihrem Leistungsvermögen sehr gut gemacht.
Der Präsident, der Sportdirektor und ich werden sich in den nächsten Tagen zusammensetzen, um ernsthaft darüber zu sprechen, wie es in dieser Disziplin weitergehen soll. Die Spitzenläuferinnen müssen sich klar positionieren, ob sie sich zu dieser Disziplin bekennen oder nicht. Wenn nicht, müssen wir einen anderen Weg einschlagen.