Stenogramme vom Weltcup-Finale in Heerenveen
Fünf von sechs Pokale für DESG-Damen
3. Tag
Die Damen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft schlossen die Weltcup-Saison mit einem beeindruckenden Ergebnis ab: In fünf von sechs ISU-Weltcupwertungen waren sie ganz vorn und belegen in der sechsten Rang zwei. Jenny Wolf (Berlin) gewann die Saisonwertungen über 100 und 500 Meter. Anni Friesinger (Inzell) holte sich die Pokale über 1000 und 1500 Meter. Claudia Pechstein wurde auf der Langstrecke (3000/5000 m) Zweite hinter Cindy Klassen (Kanada). Bereits vor dem Weltcup-Finale in Heerenveen hatte der Gesamt-Weltcupsieg der Mannschaften festgestanden, an dem Daniela Anschütz (3 Einsätze), Anni Friesinger, Claudia Pechstein, Sabine Völker (je 2) und Katrin Kalex (1) beteiligt waren. Die Männer waren hingegen deutlich von der Weltspitze entfernt. Im Endklassement waren Christian Breuer (18. über 1500 m), der beim Weltcupfinal wegen Verletzung fehlte, sowie Robert Lehmann (20. über 5000/10’000 m) die besten Deutschen.
Anni Friesinger gelang am Schlusstag über 1500 Meter der Damen mit einer enormen Kraft- und Willensleistung ein Sieg im direkten Duell gegen Olympiasiegerin Cindy Klassen, die in Turin zwei Sekunden schneller gewesen war. Das bedeutete in Heerenveen Platz zwei, knapp (neun Hundertstel) hinter Lokalmatadorin Ireen Wüst (Niederlande), sowie den Gesamt-Weltcupsieg über diese Strecke. Damit gewinnt Friesinger insgesamt drei Saison-Weltcups. “Ich bin glücklich über Rang zwei. Diese Rennen stimmen mich versöhnlich im Vergleich zu Turin”, sagte Friesinger, die zugleich ihren Verzicht auf die Mehrkampf-Weltmeisterschaften in zwei Wochen in Calgary erklärte. “Die Batterien sind leer. Ich höre jetzt auf meinen Körper, und der sagt nein. Zwei Wochen reichen nicht, um meine angeschlagenen Bronchien in den Griff zu bekommen. Ich will jetzt nicht mehr weit reisen und brauche Ruhe.”
Jenny Wolf, deren Gesamtsieg über 500 m der Damen bereits feststand, baute ihren Vorsprung im Klassement durch einen zweiten Platz im abschließenden Rennen noch auf 300 Punkte aus, nur Olympiasiegerin Swetlana Shurowa war schneller. Zum Abschluss sicherte sich die Berlinerin mit Platz zwei über die nichtolympischen 100 Meter (hinter Lee Sang-Hwa, Südkorea) auch den Pokal auf dieser Distanz. “Ich bin sehr froh über diesen schönen Saisonabschluss”, sagte Wolf, “von mir aus könnte die Saison jetzt noch weitergehen, leer fühle ich mich noch nicht. Aber egal. Es ist auch gut, dass Schluss ist.” Ursprünglich stand Wolfs Start in Heerenveen nach einer Sprunggelenkverletzung, die sie sich in Turin zugezogen hatte, sogar in Frage. “Ich wollte aber auf jeden Fall einmal über 500 Meter starten, um die fehlenden Punkte für den Gesamtsieg zu holen. Nachdem ich am Freitag ohne Probleme laufen konnte, habe ich dann die zweiten 500 Meter und die 100 Meter auch noch in Angriff genommen.” Jetzt will die 27jährige erst einmal verreisen. Während drei Wochen in Montreal will sie aber nicht nur die Millionenstadt kennenlernen, sondern vor allem intensiv Französisch lernen.
Claudia Pechstein und Daniela Anschütz-Thoms verzichteten hinsichtlich ihres angeschlagenen Gesundheitszustandes und der noch bevorstehenden Mehrkampf-WM auf einen Start über 1500 Meter. “Ich habe mich nicht so fit gefühlt, hatte Halsschmerzen, und da ich im Weltcup nicht so aussichtsreich lag, habe ich auf dieser Strecke verzichtet”, sagte Anschütz-Thoms, die über 3000 Meter einen Medaillenplatz nur um 15 Hunderstel verpasst hatte. “Langsam kann ich keine vierten und fünften Plätze mehr sehen”, sagte Anschütz-Thoms, der es wieder einmal an einer Partnerin gefehlt hatte, die ihr über einen großteil der Distanz Paroli bieten konnte (Sablikova konnte es nur in der ersten und letzten Runde). “Vielleicht habe ich in Calgary da einmal mehr Glück”, so die Erfurterin.
Bei den Männern war auch am Schlusstag nichts zu holen. bei den von Lee Kang-Seok (Südkorea) gewonnen 500 Metern wurde Dino Gillarduzzi 17. Über 100 Meter (Sieger Yuya Oikawa/Japan) und 1500 Meter (Sieger Cahd Hedrick, USA) waren keine Deutschen am Start.
1. und 2. Tag
Jenny Wolf (Berlin) und Anni Friesinger (Inzell) haben sich beim Weltcup-Finale in Heerenveen die Saison-Weltcups 2005/06 über 500 bzw. 1000 Meter gesichert; während sich Claudia Pechstein im Langstrecken-Weltcup (3000/5000) noch von Platz drei auf Platz zwei verbessern konnte.
Bereits am Freitag im ersten von zwei abschließenden 500-m-Rennen der Damen reichte Jenny Wolf Platz fünf, um sich den Gesamtsieg uneinholbar zu sichern. Im Saisonverlauf hatte die Berlinerin mit zwei Siegen, drei zweiten Plätzen sowie einem dritten und zwei vierten Plätzen den längsten Atem bewiesen. Ihre schärfste Konkurrentin, Olympiasiegerin Wang Manli (China), war aber zu den letzten Weltcups nicht mehr angetreten. “Ich bin sehr zufrieden. Jenny hatte eine ganz starke Angangszeit über 100 Meter, ist aber hinten heraus ein wenig kürzer geworden. Das war aber nach ihrer Verletzung nicht anders zu erwarten”, sagte Trainer Thomas Schubert dem sid. Und Jenny Wolf sagte: “Ich wollte unbedingt dabei sein, denn in Heerenveen ging es ja nicht um den Sieg, sondern um die Punkte. Den Gesamt-Weltcup wollte ich angesichts des klaren Vorsprungs nicht mehr verschenken.” Den Tagessieg sicherte sich Sayuri Yoshii (Japan).
Über 500 Meter der Männer gewann Lee Kang-Seok (Südkorea), der einzige deutsche Starter Dino Gillarduzzi (Inzell) wurde 20. Die Entscheidung um den Saison-Weltcup fällt erst beim zweiten 500-m-Rennen am Sonntag, Chancen haben noch Joey Cheek (USA), Dmitrij Dorofejew (Russland) sowie Lee.
Über 5000 m der Männer gewann in Heerenveen Lokalmatador Sven Kramer (Niederlande). für Chad Hedrick langte Platz drei hinter Enrico Fabris (Italien) für den Gewinn der Gesamtwertung. Bester der vier deutschen Starter war Tobias Schneider (Berlin) als 17. Im Gesamt-Weltcup landeten Robert Lehmann (Erfurt) sowie Schneider punktgleich auf den Plätzen 20 bzw. 21.
Am Sonnabend über 1000 m der Damen musste sich die bisher im Weltcup auf dieser Distanz ungeschlagene Anni Friesinger (Inzell) zwar der 3000-m-Olympiasiegerin Ireen Wüst (Niederlande) geschlagen geben, Platz zwei reichte aber sicher zum Sieg im Gesamt-Weltcup. Im direkten Duell konnte Friesinger ihre schärfste Weltcup-Konkurrentin Chiara Simionata (Italien) bezwingen. “Ich bin froh, dass ich den Gesamtsieg noch gepackt habe. Besonders mit meiner Zeit bin ich zufrieden”, sagte Friesinger dem sid, “ich bin aber noch nicht wieder bei 100 Prozent. Meiner Lunge geht es zwar besser, aber die Beine tun doch schon weh.” Ihr Trainer Markus Eicher brachte angesichts dessen sogar einen Verzicht auf die Mehrkampf-WM in zwei Wochen in Calgary ins Gespräch. Friesinger wird eine entsprechende Entscheidung voraussichtlich am Sonntag nach den 1500 m treffen. Friesinger (laut dpa): “Man merkt, dass sich die Saison dem Ende zuneigt. Ich bin am Ende mit den Kräften. ich bin sehr glücklich über Rang zwei, auch wenn ich alle vorangegangenen Rennen gewonnen habe. Das Rennen stimmt mich versöhnlich im Vergleich zu Turin. Olympia war doch viel anstrengender, als ich gedacht habe.”
Über 3000 m der Damen dominierte die Kanadierin Cindy Klassen, die in für diese Bahn fast unglaublichen 4:02,79 fast drei Sekunden vor der restlichen Weltspitze lag. Diese wurde von der Berlinerin Claudia Pechstein angeführt, die sich damit hinter Klassen im Gesamt-Weltcup noch auf den zweiten Platz vorschob. Eine Weltklasseleistung vollbrachte wiederum die Erfurterin Daniela Anschütz-Thoms, die nur zwei Zehntel hinter Pechstein und ein Zehntel hinter der Überraschungs-Dritten Maren Haugli (Norwegen) Vierte wurde.
Über 1000 m der Männer blieb Shani Davis (USA) in 1:08,91 als erster Mensch auf einer Tieflandbahn unter 69 Sekunden und sicherte sich klar und deutlich auch den Gesamt-Weltcup auf dieser Distanz. Dino Gillarduzzi kam über Platz 21 nicht hinaus.