Notizen aus Minneapolis
3. Tag: Ahn und Jin mit je drei Titeln / Durchwachsene DESG-Bilanz
Jin Sun-Yu und ihr südkoreanischer Landsmann Ahn Hyun-Soo haben ihren drei Shorttrack-Olympiasiegen von Turin noch jeweils drei WM-Goldmedaillen hinzugefügt. In Minneapolis (USA) gewann Ahn die Titel im Mehrkampf sowie über 1000 und 1500 Meter, dasselbe gelang Jin bei den Damen. Die Weltmeistertitel im Staffellauf gewannen Kanada (Männer) und China (Frauen). Hier gingen die Südkoreaner leer aus, die Damen stürzten, die Männer wurden disqualifiziert. Das beste deutsche Resultat blieb das der Männer-Staffel mit Platz sechs und einem neuen Deutschen Rekord. Am Schlusstag überstand ausgerechnet Junior Robert Seifert als einziger Deutscher die erste Runde.
Die WM-Bilanz aus DESG-Sicht war zwiespältig. “Die Jungs haben sich mit der Staffel hervorragend verkauft und gezeigt, was sie drauf haben. In den Einzelrennen konnten wir uns leider nicht so gut präsentieren”, sagte Bundestrainer Markus Tröger, “Yvonne Kunze hatte nach ihren guten 1500 Metern Pech, als sie über 500 Meter behindert wurde. Auch Robert Seifert als Junior hat sein großes Potenzial für die Zukunft angedeutet. Insgesamt muss man aber sagen, dass wir gegenüber der Weltspitze Defizite in der Ausdauer haben, da liegt viel Arbeit vor uns. Manchmal fehlt aber auch nur das nötige Selbstvertrauen, im Positionskampf eine sich bietende Chance entschlossen zu nutzen.”
2. Tag: Männer-Staffel läuft Rekord und wird Sechster / Über 500 m Deutsche früh ausgeschieden / Siege an Tremblay und Wang
Bei den Shorttrack-WM in Minneapolis ließ das deutsche Team im Staffel-Halbfinale der Männer aufhorchen. Das Quartett mit Tyson Heung (Dresden), Sebastian Praus (Mainz), Arian Nachbar (Rostock) und Robert Seifert (Dresden) wurde in seinem Halbfinallauf Dritter hinter Olympiasieger Südkorea und WM-Titelverteidiger Kanada und stellte in 6:52,928 Minuten einen neuen Deutschen Rekord auf (bisher 6:55,049 vom Oktober 2004 in Peking). Damit wurde die DESG-Staffel WM-Sechster. Es war praktisch ein Rekord mit Ansage. Trainer Markus Eicher hatte schon dem rennen gesagt: “Wir peilen eine 6:52er Zeit an, von der guten Verfassung unserer Jungs und den Eisverhältnissen her ist das möglich.” Die deutschen Männer hielten den “Schlachtplan” ein und liefen den Rekord wie geplant.
Hingegen fand schon das Viertelfinale über 500 Meter ohne deutsche Beteiligung statt. Bei den Vorläufen bzw. Achtelfinales am Vormittag (Ortszeit) war für alle vier deutschen Läufer Endstation. Für Robert Seifert sprang aber zumindest noch ein Deutscher Rekord der Junioren über 500 m heraus: 42,492 Sekunden (erst am 11. März war er in München 42,541 gelaufen). Bereits am Freitag hatte sich Seifert mit 2:18,311 den 1500-m-Juniorenrekord geholt (bisher Paul Herrmann: 2.18,747). Als 500-m-Sieger durchbrachen Titelverteidiger François-Louis Tremblay (Kanada) und Olympiasiegerin Wang Meng (China) die südkoreanische Dominanz.
Seifert und Praus überstanden die Vorläufe jeweils als Dritte über die Zeitregel. Im schnellsten Achtelfinale (Sieger: de Deyne/Belgien in 41,897) langte die Juniorenrekordzeit nur zu rang vier. “Trotzdem ein sehr gute Leistung von Robert als Junior in diesem Klassefeld” , meinte Trainer Markus Tröger, “sowohl vom Rennverhalten als auch von der Zeit.” Sebastian Praus wurde in seinem Achtelfinallauf wegen Bahnkreuzen disqualifiziert.
Während Aika Klein in ihrem schweren Vorlauf keine Chance hatte, haderte Yvonne Kunze ein wenig mit dem Schicksal. “Yvonne wurde schon in der zweiten Runde beim Sturz von Liesbeth Mau-Asam behindert und um alle Chancen gebracht, sie konnte einen eigenen Sturz zwar gerade noch so abfangen, aber hat zuviel Tempo eingebüßt”, sagt Tröger, “man kann viel lamentieren, was gewesen wäre wenn, aber vielleicht hätte sie eine Chance gehabt.”
1.Tag: Yvonne Kunze Zehnte über 1500 m
Bei den Weltmeisterschaften der Shorttracker in Minneapolis, wo die WM-Titel im Mehrkampf, auf den olympischen Einzelstrecken und im Staffellauf vergeben werden, hat am ersten Tag Yvonne Kunze (Dresden) das 1500-m-Halbfinale erreicht und im Endklassement Platz zehn belegt. “Yvonne hatte einen schweren Halbfinallauf und hat sich teuer verkauft, ein Finaleinzug wäre eine Sensation gewesen. Platz zehn ist ein gutes Ergebnis”, so Markus Tröger, der als verantwortlicher Trainer der DESG-WM-Mannschaft in Minnesota weilt. Die WM-Titel über diese Distanz holten sich erwartungsgemäß die Olympiasieger Ahn Hyun-Soo und Jin Sun-Yu (beide Südkorea).
Beim südkoreanischen Dreifach-Triumph bei den Herren gewann Ahn vor seinen Landsleuten Lee Ho-Suk und Oh Se-Jong. Sebastian Praus (Mainz) und Robert Seifert (Dresden) landeten auf den Rängen 23 und 28. “Sebastian Praus hätte es mit mehr Selbstbewusstein in der Renngestaltung ins Halbfinale schaffen können”, meinte Trainer Tröger, “hingegen hat sich Robert Seifert an die abgesprochene Taktik gehalten, ist vorn mitgelaufen – am Ende konnte er aber das Tempo nicht mehr halten, es war der schnellste Vorlauf, und mit 2:18 ist er dennoch eine für ihn sehr gute Zeit gelaufen.”
Bei den Damen gewann Wang Meng (China) Silber vor Choi Eun-Kyung (Südkorea). Aika Klein (Rostock) wurde 19. Markus Tröger: “Aika Klein hatte ein bisschen Pech, sie hätte als Dritte nur neun Hundertsel schneller sein müssen und hätte dann auch im Halbfinale gestanden.”
Die deutsche Damenstaffel mit Kunze, Klein, Susanne Rudolph (Grafing) und Tina Grassow (Dresden) schied im Halbfinale aus und belegt im Staffel-Klassement Platz 8. Eigentlich war mehr drin, aber ein Sturz von Susanne Rudolph ließ die DESG-Staffel schon frühzeitig den Anschluss verlieren. Trainer Tröger: “Susanne konnte nicht dafür, beim Einwechseln kam sie mit der Kufe an den Schlittschuh einer Kontrahentin und verdarb sich den empfindlichen Schliff. Das war auch der Grund, warum sie dann in der Kurve den Halt verlor.”
Das deutsche Herren-Quartett bestreitet sein Halbfinale erst nach der 500-m-Entscheidung am Samstagabend (Ortszeit).
50 Herren und 37 Damen aus 28 Ländern hatten am Freitag in der Mariucci-Arena ( 9700 Zuschauer fassenden Heimstatt der Footballmannschaft Minnesota Golden Gophers) den Wettbewerb im Mehrkampf aufgenommen. Bei den Weltmeisterschaften sind alle Olympiasieger von Turin am Start – mit Ausnahme von Apolo Ohno (USA), der nach den Winterspielen eine Auszeit nahm und über die Fortsetzung seiner Karriere noch nicht entschieden haben. Ihren Rücktritt verkündet haben nach den Spielen hingegen die beiden Chinesen Li Jiajun und Yang Yang A. Li war zweimal Mehrkampf-Weltmeister (1999 und 2001) und gewann vier Olympiamedaillen – olympisches Gold blieb ihm aber versagt. Yang A war fast ein Jahrzehnt lang die überragend Shorttrackerin der Welt, sie war ab 1997 sechsmal hintereinander Mehrkampf-Weltmeisterin und gewann fünf Olympiamedaillen, darunter zweimal Gold in Salt Lake City.