Moskau: Eisschnelllauf-Weltcup 3/9
5000-m-Doppelsieg für Pechstein, Anschütz / Heythausen stark
Mit einem Doppelsieg über 5000 m der Damen und einem kaum erwarteten fünften Platz über 1500 m Herren begann der Moskauer Weltcup für die DESG-Mannschaft außerordentlich erfolgreich.
Die Berliner Team-Olympiasiegerin Claudia Pechstein holte sich in 7:04,96 Minuten ihren ersten Einzel-Weltcupsieg seit 21 Monaten und verwies ihre Goldgefährtin von Turin, Daniela Anschütz-Thomas (Erfurt/7:05,36), nur knapp auf Platz zwei. Anschütz ebenfalls erstmals seit 21 Monaten in einem Einzelrennen wieder auf dem Weltcup-Treppchen. Dritte wurde Martina Sablikova (Tschechien/7:06,01). Mit neuer Bestzeit von 7:12,59 min überzeugte die erst 18jährige Stephanie Beckert (Foto rechts) als Sechste, Lucille Opitz wurde Zwölfte.
Bei den Männern sorgte Stephan Heythausen für das beste deutsche Weltcup-Ergebnis der Männer seit fast genau drei Jahren, als Frank Dittrich in Erfurt Fünfter über 10’000 m geworden war. In 1:48,00 min wurde der Grefrather Fünfter, es gewann der im Weltcup führende Erben Wennemars (Niederlande/1:46,85) vor Olympiasieger Enrico Fabris (Italien/1:47,30) und Lokalmatador Iwan Skobrew (Russland/1:47,69). Weltcuppuunkte sammelten auch die Berliner Tobias Schneider (1:49,37) und Samuel Schwarz (1:49,53) als 13. und 15.
Claudia Pechstein war nach dem Erfolg erschöpft aber glücklich: “Angesichts des Feldes hatte ich schon das heimliche Ziel, aufs Treppchen zu laufen, aber ein Sieg war keinesfalls erwartet, zumal ich die Erkältung immer noch nicht ganz raus habe, man hört es ja auch”, so die 34jährige Berlinerin, “aber gerade deshalb bin ich ganz locker und gelassen rangegangen, ohne Druck, aber mit Ehrgeiz. Ich musste ja vorlegen, es lief einfach gut, ich habe gleich meinen Rhythmus optimal gefunden, und die Zeit konnte eben keiner mehr knacken.”
In der 5000-m-B-Gruppe sorgte Siegerin Greta Smit (Niederlande) in 7:01,25 für eine überraschend starke Zeit (schneller als die A-Gruppe). Auch Katrin Mattscherodt (Berlin) präsentierte sich als Zweite mit persönlicher Bestzeit (7:13,52) sehr stark. Damit behauptete sie sich als fünfte Deutsche in den Top-20 des Langstrecken-Weltcups. An der Spitze zog Daniela Anschütz-Thoms nach Punkten mit der führenden (in Moskau fehlenden) Renate Groenewold (Niederlande) gleich.
“Ich wusste, dass ich in die Top-Ten laufen kann, aber dass es der Fünfte wird, war natürlich nicht geplant, ist aber um so schöner”, sagte Heythausen (Foto rechts) nach dem Rennen, “in Heerenveen und Berlin bin ich ein bisschen das Opfer meiner eigenen Nervosität geworden und konnte nicht das zeigen, was ich drauf habe, aber hier in Moskau war ich ganz locker, Es ist eben manchmal einfach eine Kopfsache. Ich habe jetzt Wetten und alle Norweger hinter mir, und bis auf Wennemars sind auch die vor mir Platzierten nicht sooo weit weg, unter einer Sekunde, das ist schon toll. Bart Schouten hat eigentlich immer gesagt, dass wir dort reinlaufen können, und jetzt habe ich es einfach mal wahrgemacht.”
Stand in den Gesamt-Weltcups:
1500 m Herren: 1. Wennemars, 2. Fabris, 3. Shani Davis (USA), 13. Schneider, 18. Heythausen, 21. Schwarz, 37. Friesinger, 46. Dallmann.
3000/5000 m Damen: 1. Groenewold, 2. Anschütz-Thoms, 3. Sablikova, 4. Pechstein, 11. Beckert, 16. Opitz, 17. Mattscherodt.
Friesinger-Siegesserie fortgesetzt / Schneider 10-km-Zweiter mit mit Rekord
Die deutschen Kufen-Asse blieben in Moskau-Krylatskoje auch am Sonntag in der Erfolgsspur. Für eine Riesen-Überraschung sorgte über 10’000 Meter der Berliner Tobias Schneider (Bild links) mit dem neuen Deutschen Rekord von 13:16,36 Minuten (bisher 3:19,09 min von Frank Dittrich 2001 in Kearns), was hinter dem zweimaligen Olympiasieger Enrico Fabris (Italien/13:14,94) Platz zwei bedeutete. Dies ist das beste deutsche Weltcup-Ergebnis der Männer seit fünf Jahren (Dittrich-Sieg 2001 in Den Haag über 10’000 m). In der B-Gruppe liefen Marco Weber (Chemnitz/13:36,65) als Vierer und und Robert Lehmann (Erfurt/13:41,96) als Achter ebenfalls noch zweistellige Punkte. Jens Boden (Dresden) hatte wegen eines fiebrigen Infekts auf eine Teilnahme an den 10’000 Metern verzichtet.
Die Inzellerin Anni Friesinger blieb in 1:56,40 deutlich unter dem Bahnrekord und distanzierte die Konkurrenz deutlich: Christine Nesbitte (Kanada) lag 1,64 Sekunden zurück, Daniela Anschütz-Thoms 3,37. Für Anschütz war es aber eine deutliche Steigerung gegenüber Berlin und der zweite Medaillenplatz in Folge. Friesinger feierte ihren sechsten Weltcupsieg hintereinander und verbuchte beim 15. Saisonrennen den 15. Sieg (6x Vorbereitungsrennen, 3x DM, 6x Weltcup). Claudia Pechstein wurde in 2:00,94 Sechste, Katrin Mattscherodt (2:04,72) landete auf Platz 19. Lucille Opitz hatte kurzfristig zurückgezogen.
Helge Jasch, Teamleiter:
Ein unglaublich tolles Rennen von Anni Friesinger mit einer für die schwere Bahn sehr guten Zeit. Wenn man die Abstände zu den anderen sieht, läuft Anni derzeit in einer eigenen Liga. Auch Daniela und Claudia haben sich sehr stark präsentiert. Und Tobias Schneider setzt mit einem kaum für möglich gehaltenen deutschen Rekord und Platz zwei noch eins drauf. Wie er Olympiasieger Bob de Jong auf den letzten Runden davongelaufen ist, war einfach beeindruckend. Ein für die deutsche Mannschaft sehr erfolgreicher Weltcup!
Tobias Schneider:
Heute lief alles wie geschmiert. Bob hat gut angefangen, und ich hab mich an ihm orientiert, weil ich mir dachte, der macht bestimmt nichts falsch über 10 km. Nach der guten Hälfte ließ er aber etwas nach, da hab ich einfach mein eigenes Rennen gemacht. Dass dieses Ergebnis herauskommt, hätte ich aber nicht zu träumen gewagt. Andererseits ist es gut, dass jetzt Ergebnisse kommen, die zeigen, dass unsere großen Worte nicht nur heiße Luft waren. Stefans Ergebnis von gestern hat mich nur noch motiviert. Jetzt wird es aber auch Zeit für eine Wettkampfpause, vier Wochenenden volle Belastung, das schlaucht schon ganz schön, jetzt erstmal durchatmen und Kurs auf den zweiten Saisonteil nehmen. Das tun wir ab Donnerstag in Klobenstein.
Anni Friesinger:
Wow, das war für mich ein super erster Saisonabschnitt, hier noch eine Sekunde unter Bahnrekord, das war nicht unbedingt zu erwarten. Moskau ist ein gutes Pflaster, ich laufe gern hier. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf ein paar eisfreie Wochen. Ich fliege zum Radfahren nach Lanzarote.
Daniela Anschütz:
Es war sehr hart, aber ich bin auch sehr froh, dass ich die Serie der vierten Plätze endlich durchbrechen konnte. Das Eis war sehr schwer, nicht so gleitfähig, und nach dem ersten Weltcupblock bin ich auch ziemlich wettkampfmüde, hinten raus ging es dich sehr, sehr schwer. Das ist auch eine sehr schöne Halle, schade, dass die Zuschauerplätze so leer weren. Jetzt folgt erst einmal eine Trainingsphase für einen neuen Formaufbau. In Erfurt trainiere ich jetzt zusammen mit kasachischen Männern ” eine Partnerschaft, die sicherlich beiden Seiten nützt.
Markus Eicher, Damen-Bundestrainer:
Eine tolles Ergebnis unserer Damen. Natürlich habe ich gehofft, dass unsere Langstrecklerinnen die Abwesenheit von Groenewald und Wüst nutzen, um ganz vorn reinzulaufen, aber 1 und 2 durch Claudia und Daniela ist natürlich ein Traumergebnis. Beide hätten den Sieg verdient gehabt. Claudia war knapp vorn, auf den langstrecken ist sie schon fast so stark wie gewohnt,. auf den Mittelstrecken wird sie bestimmt im Saisonverlauf auch noch stärker. Dafür hat Schützi am Sonntag noch eins draufgesetzt mit ihrem bisher besten Weltcup-Ergebnis über 1500 m seit zwei Jahren. Und Anni Friesinger hat hier den aus meiner Sicht gelungenesten Lauf im diesjährigen Weltcup gezeigt, sehr schnell begonnen und dann sehr stabil durchgelaufen. Ein Extra-Lob hat die junge Stephanie Beckert verdient, die hier auf Platz sechs gelaufen ist, nur drei Zehntel an Platz vier vorbei. Und Katrin Mattscherodt hat ihre Bestzeit kolossal verbessert.
Stand in den Gesamt-Weltcups:
1500 m Damen: 1. Friesinger, 2. Nesbitt, 3. Ireen Wüst (Niederlande), 4. Anschütz-Thoms, 11. Pechstein, 33. Opitz, 39. Mattscherodt.
5000/10’000 m Herren: 1. Fabris, 2. Sven Kramer, 3. Carl Verheijen (beide Niederlande), 6. Schneider, 17. Weber, 26. Lehmann, 35. Boden.