Håvard Holmefjord Lorentzen ist Sprint-Weltmeister
Favoritensieg – das kommt einem doch wirklich leicht über die Lippen, wenn der Olypiasieger über 500m und zweitplatzierter über die doppelte Distanz, nur eine Woche später im Vierkampf über diese Strecken bei der Sprint-Weltmeisterschaft gewinnt. Und doch so einfach ist es dann letztlich doch nicht. Auch der Håvard Holmefjord Lorentzen musste an zwei Tagen insgesamt 4x Topleistungen abrufen. Aber dies gelang dem Norweger und so errang er am Ende den begehrten obersten Podestplatz im chinisichen Changchun. Silber und Bronze gingen – man ahnt es schon – an zwei Niederländer. Kjeld Nuis und Kai Verbij sicherten sich die Plätze 2 und 3.
4x Topleistungen verbuchte auch Nico Ihle. Mit vier soliden Leistungen in der Endabrechnung auf Platz 4 kam. Am Ende fehlten dem Sachsen 0,12sek nach gelaufenen 3km um noch auf das Posium zu kommen.
Eine Überraschung gab es hingegen bei den Damen. Die nach drei Strecken suverän Führende, und Favoritin auf den Titel, Nao Kodaira konnte auf den zweiten 1000m nicht antreten. Die Japanerin klagte über Erschöpfung und trat auf der letzten Strecke nicht an. Somit ging der Titel an Jorien Ter Mors (NED), vor Brittany Bowe (USA) und Olga Fatkulina (RUS).
Als einzige deutsche Straterin war Gabriele Hirschbichler am Start. Mit einem guten 10. Platz beendete die Inzelerin den Wettkampf.
Die DESG schreibt dazu
Noch zwei Wintersport-Wochenenden, dann endet die olympische Saison 2017/2018. Auch im Fernsehen. Die ARD berichtete von der Eisschnelllauf-WM in China und Ralf Scholt übermittelte sein „Schade“ mitfühlend in die Heimat. Nico Ihle abermals Vierter, aber der Minimalabstand zum Podiumsplatz, ja zum Titel, ließ die deutschen Skating-Fans leiden. Am Ende fehlten ihm 0,12 Sekunden zum Podest. Einmal mehr doppelt von den unbeschreiblichen Niederländern Nuis (2.) und Verbij (3.) besetzt. Den in diesem Winter überragenden norwegischen Sprinter Lorentzen aber konnte auch das Oranje-Duo nicht gefährden.
Tag II in Changchun lief gut für den Chemnitzer. Als Siebter über die 500 Meter schob er sich näher an die Führenden heran. Alles schien möglich, mit einem Schlag. Denn die letzten Runden auf dem nachlassenden Eis kosteten alle viele Körner. Ihle startete gegen den bei Olympia gesperrten Russen Yesin, der einen Fehlstart verurachte. Die Regeln sagen: der zweite inkorrekte Versuch sorgt automatisch für die Disqualifikation. Das hatte der Chemnitzer bei der WM 2015 in Astana (über 500 m) am eigenen Leib schmerzlich erlebt. Das Aus kam damals in aussichtsreicher Position. Vielleicht ging Nico Ihle deshalb etwa vorsichtiger ins Rennen, nahm dann aber Tempo auf. Eines seiner besten 1000m-Rennen des Winters in 1:09,30 Minuten bedeuteten Rang 2 in der Streckenwertung. Die beiden Niederländer aber auch der Wikinger lagen im Bereich von drei Zehntelsekunden.
Welches Drama. 2016 hatte Nico ebenfalls mit „Blech“ vorliebnehmen müssen. Aber damals 1,38 Sekunden von Gold entfernt. 2017 dann Rang 8 – noch 0,79 Sekunden Abstand zu ganz oben. Die Distanz nimmt ständig ab. „Ich hoffe, es klappt irgendwann, am liebsten im nächsten Jahr“, so der so knapp Geschlagene. Am Ende einer starken Sprint-Weltmeisterschaft, die unterstrich, wozu der Sachse fähig ist. Zu fast allem.
Gabi Hirschbichler erreichte ihr WM-Ziel, die Top-Ten, im letzten Rennen. Mit 1:18.24 schob sich die Inzellerin noch nach vorne. Hinter der 34-Jährigen liegt die wohl beste Saison ihrer Karriere, die Krönung blieb ihr bei den Winterspielen (im Team Pursuit) verwehrt, doch die Entwicklung der ehemaligen Sprinterin ringt nicht nur Bundestrainer Van Veen Respekt ab. Jetzt geht es (endlich) nach Hause. Fünf Wochen Asien liegen hinter ihr – aber das Weltcupfinale (in Minsk/Weissrussland) noch vor ihr. Das absolute Finale des olympischen Winters, in dem Stehvermögen alleine aber auch nicht ausreichte. So ein kleiner „Tick“ Fortüne blieb den deutschen Eisschnellläufern verwehrt. In Nord-China überraschte Jorien ter Mors, auf langer und kurzer Bahn erfolgreich, mit ihrer ersten Sprint-WM, Favoritin Kodaira hatte krankheitsbedingt auf die letzte Strecke verzichtet.
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