Glänzende Zeiten am ersten Meisterschaftstag
Das kleinst mögliche Starterfeld ging über 5000 Meter der Frauen an den Start, und trotzdem stand diese Strecke im Medieninteresse. Gunda Niemann-Stirnemann gab ihr Comeback über 5000 Meter. Die Dramaturgie kannte keine Grenzen als es auch noch einen Stromausfall vor ihrem Wettkampf gab. Doch dann lief Gunda ein sensationell konstantes Rennen und siegte in 7.09,13. Damit blieb sie nur 0,09 Sekunden über dem Bahnrekord von Claudia Pechstein und meldete sich eindrucksvoll in der Weltspitze zurück.
1200 Zuschauer feierten die Erfurterin nach ihrem Lauf.
Auch ohne die Sprintkönigin Monique Garbrecht-Enfeldt wurde der 500 Meter Lauf der Frauen zu einem Highlight. Vor Jahresfrist siegte an gleicher Stelle Pamela Zoellner überlegen mit Zeiten von 39,45 und 39,32. Doch was sich in diesem Jahr abspielte war absolute Weltklasse. Im ersten Lauf sorgte Anni Friesinger in 38,72 kurzzeitig für eine Jahresweltbestleistung, nur knapp dahinter rangierte Jenny Wolf in 38,77. Auch Sabine Völker mit 38,89, Pamela Zoellner (39,13) und Judith Hesse mit neuer persönlicher Bestleistung von 39,40 boten überragende Leistungen.
Im zweiten Durchgang lief Sabine Völker gar 38,71, doch Anni Friesinger blieb mit 38,85 nur knapp dahinter und sicherte sich die Goldmedaille. Silber ging nach ihrer langen Krankheitspause an Sabine Völker vor Jenny Wolf. Die Titelverteidigerin Pamela Zoellner war in beiden Durchgängen schneller wie vor Jahresfrist, doch diesmal reichte es nur zu Rang vier. Erfreulich auch der Leistungssprung von Gabriele Hirschbichler, die 19 jährige steigerte sich auf 40,60 Sekunden.
Insgesamt ein unglaublich hohes Leistungsniveau und eine Sensationsmeisterin aus Inzell, die nun auch im Sprintbereich zur absoluten Weltklasse gehört.
Nachdem die Sprinter im Vorjahr durch den Mittelstreckler Jörg Dallmann düpiert wurden, konnten sie in diesem Jahr die Scharte wenigstens teilweise auswetzen. Dino Gillarduzzi lief in 36,13 einen neuen Meisterschaftsrekord. Auch im zweiten Durchgang war er in 36,23 der klare Sieger. Nachdem Jan Friesinger nach seiner Bestzeit von 36,47 auf den zweiten Durchgang verzichtete, konnte der Erfurter Georg Taubenrauch vor seinem Teamkameraden Andreas Behr Silber gewinnen. Dabei blieb Taubenrauch in 36,95 im zweiten Durchgang ebenfalls noch unter 37 Sekunden. Erfreulich auch die Vielzahl der Nachwuchsläufer, die sich teilweise deutlich steigern konnten.
Die Zahl der Anwärter auf einen der fünf Weltcupplätze war über 5000 Meter der Herren riesig. Am Ende siegte “Oldie” Frank Dittrich in der neuen Meisterschaftsrekordzeit von 6.37,79. Auch auf dem zweiten Platz rangierte mit Rene Taubenrauch in 6.39,50 ein erfahrener Athlet. Auch der Drittplatzierte Jens Boden blieb in 6.39,85 noch unter 6.40 Minuten. Mit Tobias Schneider (6.40,03) und Stefan Heythausen (6.40,53) belegten zwei junge Athleten mit neuen persönlichen Bestzeiten die Plätze vier und fünf. Pech dagegen für Knut Morgenstern, der trotz guter Zeit von 6.41,80 den Weltcupplatz verfehlte. Ein überzeugendes Meisterschaftsdebüt feierte auch Juniorenweltmeister Robert Lehmann, der nach seiner neuen Bestzeit über 500 Meter in 6.44,48 seine 5000 Meter Bestzeit pulverisierte. Mit Rayk Fritzsche, Marco Weber und Alexander Baumgärtel scheiterten drei Mitfavoriten überraschend deutlich.
Stimmen vom 1. Tag
Gunda Niemann-Stirnemann (Erfurt), Deutsche Meisterin 5000 Meter
“Für mich war es ein ganz besonderes Gefühl, in der Halle um die Meisterschaft zu laufen, die meinen Namen trägt. Die Zuschauer haben mich hervorragend angefeuert, und die Eismeister haben ausgezeichnetes Eis produziert, so dass ich schnelle Runden laufen und am Ende mehrere Sekunden unter der anpeilten Marke um 7:15 Minuten bleiben konnte. Die Verzögerung durch den Stromausfall habe ich nicht so schwer genommen, ich bin einfach weiter meine Aufwärmrunden gelaufen.”
Klaus Ebert (Chemnitz), Trainer von Gunda Niemann-Stirnemann
“Mit diesem Rennen und dieser Zeit hat Gunda sogar mich überrascht. Und wie sie mit der Startverschiebung umgegangen ist, hat gezeigt, dass sie allen anderen Behauptungen zum trotz auch eine stabiles Nervenkostüm hat.”
Claudia Irrgang (Chemnitz), Vizemeisterin über 5000 Meter
“Mehr als eine halbe Runde Rückstand – da könnten Beobachter meinen, das sei deprimierend für mich, aber das war es nicht. Ich bin mit meiner Zeit zufrieden, schneller als im vorigen Jahr um diese Zeit. Und wenn die Zuschauer Gunda angefeuert haben, habe ich das einfach auch als Anfeuerung für mich empfunden.”
Anni Friesinger (Inzell), Deutsche Meisterin über 2×500 Meter
“Ich hatte eigentlich vor, nur die ersten 500 Meter zu laufen, als Vorbereitung für den Mehrkampf, aber als es so gut lief, konnte ich natürlich nicht aussteigen. Ich bin sehr glücklich über diesen Erfolg auf einer Strecke, die alles andere als meine Spezialstrecke ist, und mit der Zeit könnte ich wohl auch die internationale Mehrkampf-Konkurrenz ein wenig ins Grübeln gebracht haben. Gute 500 Meter sind ja auch im Mehrkampf sehr wichtig. Im zweiten Saisonteil, in Inzell und Collalbo, will ich zudem auch Sprint-Weltcups bestreiten, dafür – und natürlich für meine weiteren Meisterschaftsstarts – gibt mir das heutige Ergebnis Selbstvertrauen und Gelassenheit.”
Sabine Völker (Erfurt), Deutsche Vizemeisterin über 2×500 Meter
“Ich bin überglücklich, nach langer Ungewissheit war dieses Ergebnis wie ein Befreiungsschlag. Solche Zeiten bin ich zum gleichen Zeitpunkt der Olympiasaison nicht gelaufen, da kann man einfach nur Zuversicht schöpfen.”
Dino Gillarduzzi (Inzell), Deutscher Meister über 2×500 Meter
“Kurz vor meinem eigenen ersten Lauf hat Jan Friesinger eine 36,47 vorgelegt, da hab ich erstmal einen Riesenschreck bekommen. So schnell wollte ich eigentlich laufen, ich bin aber im Training sonst etwa eine halbe Sekunde schneller als Jan. Da dachte ich, da muss ich ja um die 36 Sekunden laufen. Aber dann war ich einfach nur motiviert, und ich habe das tatsächlich fast geschafft. Damit und dem Meistertitel bin ich sehr zufrieden und freue mich auf meine ersten Weltcupstarts für Deutschland.”
Frank Dittrich (Chemnitz), Deutscher Meister über 5000 Meter
“Mit einem Meistertitel in die Saison einzusteigen, ist natürlich immer eine feine Sache. Ich wäre aber gern noch ein klein wenig schneller gelaufen, aber die Eisbedingungen ließen das nicht zu. Gegen Ende wurde das Eis leider schwerer.”