DESG-News vom 18. Oktober 2004
Gleich mit Volldampf in die Saison
Mit Eröffnungsrennen in Inzell, Berlin und Erfurt begann die vorolympische Eisschnelllauf-Saison. Während die deutschen Asse mit einigen für diesen Saisonzeitpunkt starken Zeiten überzeugten, sorgte der Norweger ßystein Grødum in Inzell für einen Paukenschlag: Über 3000 Meter lief er in 3:48,46 Minuten eine neue Weltbestzeit für Freiluftbahnen. Er war damit fast drei Sekunden schneller als Dmitri Shepel (Russland), der 2002 in Inzell die bisherige Bestmarke aufgestellt hatte. “Es waren optimale äußerliche Bedingungen”, kommentierte DESG-Cheftrainer Helmut Kraus die Bestmarke, “es war windstill, nachdem zunächst ein Fönwind für trockene Luft gesorgt hatte.”
3000-m-Weltmeisterin Claudia Pechstein (Berlin) lief in Berlin auf ihrer Schokoladenstrecke 4:09,74 Minuten und war damit zwei Sekunden schneller als beim Saisoneinstieg vor einem Jahr. Die zweifache Weltmeisterin von Seoul, Anni Friesinger, überzeugte in Inzell mit 39,96 Sekunden über 500 Meter ebenso wie ihr Inzeller Klubkollege Dino Gillarduzzi (36,61) und sowie der Grefrather Christian Breuer (36,71). In Erfurt liefen die Einheimischen Rene Taubenrauch (6:37,78) und Robert Lehmann (6:41,94) über 5000 Meter schon beim Saisonstart nah an ihre eigen Bestzeiten. Sprint-Talent Anton Hahn blieb erstmals unter 37 Sekunden, Daniela Anschütz (beide Erfurt) freute sich über den “besten Saisoneinstieg meiner Karriere”.
Als “sehr gelungen” bezeichnete Helmut Kraus ein speziell auf die neue olympische Disziplin Mannschaftslauf ausgerichtetes Trainingslager der Männer in Inzell. Zum Abschluss sorgte das Team mit Jan Friesinger (Inzell), Stefan Heythausen und Christian Breuer (beide Grefrath) über die acht Runden bei schwerem Eis mit 4:00,63 für eine achtbare Zeit. “Bei besserem Eis wäre pro Runde eine Sekunde besser drin gewesen”, so Kraus, “und schneller als 3:52 sind international noch nicht viele gelaufen.” Den Kaderlehrgang bestritten zudem Tobias Schneider (Berlin) und Danny Leger (Inzell). Zum Team-Kader gehört zudem Jörg Dallmann (Erfurt), der in Inzell wegen einer Erkältung fehlte.
Erster ernsthafter Prüfstein der Saison und zugleich Qualifikation für den Weltcup-Auftakt in Hamar (13.-14. November) werden die Deutschen Einzelstrecken-Meisterschaften vom 5. bis 7. November 2004 in Berlin. Nach Hamar trifft sich die Weltspitze auf den Mittel- und Langstrecken am 20. und 21. November zum Weltcup in Berlin.
China doppelt Gastgeber für Shorttracker
Für die Shorttracker beginnt die Weltcup-Saison schon einige Wochen vor jener der Eisschnellläufer. Die beiden ersten von sechs Weltcups finden in China statt, und zwar vom 22. bis 24. Oktober in Harbin sowie vom 29. bis 31. Oktober in Peking. Am Dienstag fliegen zehn deutsche Shorttracker – je fünf Männer und Frauen – nach China ab. An der Spitze des Aufgebots stehen die Deutschen Mehrkampf-Meister Yvonne Kunze (Dresden) und Sebastian Praus (Mainz). Für die restlichen deutschen Asse, von denen sich einige noch für einen Platz in der Auswahl anbieten wollen, findet am 30. und 31. Oktober in Rostock im Rahmen des Internationalen Hanse-Cups der erste von drei Renntagen der DKB-Bundesliga statt.
DESG-Aufgebot für die China-Weltcups.
Herren: Arian Nachbar, Andre Hartwig (beide Rostock), Sebastian Praus (Mainz), Paul Herrmann (Dresden), Thomas Bauer (München).
Damen: Yvonne Kunze, Tina Grassow, Christin Priebst (alle Dresden), Aika Klein, Ulrike Lehmann (beide Rostock).
Zeitplan für den Weltcup in Harbin.
Freitag, 22. Oktober, ab 19 Uhr Ortszeit (11 Uhr MEZ): 1500 m Damen und Herren/Vorläufe bis Finals; anschl. Staffel-Vorläufe Damen und Herren.
Sonnabend, 23. Oktober, ab 10 Uhr (4 Uhr): 500 m Damen und Herren/Vorläufe bis Finals; anschl.Staffel-Halbfinals Damen und Herren.
Sonntag, 24 Oktober, ab 17 Uhr (11 Uhr): 1000 m Damen und Herren/Vorläufe bis Finals; anschl. 3000 m Damen und Herren, Finals (=Mehrkampfentscheidung); anschl. Staffel-Endläufe Damen und Herren.
Chinesische Shorttrack-Homepage (mit Weltcup): www.chn-st.org/
ISU-Ergebnisdienst Shorttrack: https://isu.cyberscoreboard.com/
2. Ehemaligentreffen zum Weltcup in Berlin
Nach dem begeistert aufgenommenen Treffen ehemaliger Eisschnellläufer im Herbst 2003 soll es bereits in diesem Jahr, am 20. November, die zweite Auflage geben. Mit dem Weltcup in Berlin haben die Organisatoren Andre Mammitzsch und Jörg Lange, beides selbst “Ehemalige”, einen idealen Termin gefunden, bei dem die Asse von gestern die Asse von heute in Augenschein nehmen können. Eingeladen sind ehemalige Aktive (nicht nur jene aus der ersten Reihe) und ihre Trainer aus Ost und West. Zu den ersten, die ihre Zusage gegeben haben, gehört der 500-m-Olympiasieger von 1988 und 1992, Uwe-Jens Mey.
Informationen zum Ehemaligentreffen: www.meinewebseite.net/speedskater
Garbrecht will in Turin nochmal “aufs Treppchen”
Die Weltrekordhalterin Monique Garbrecht-Enfeldt (35) nimmt schon jetzt Olympia 2006 als Karriere-Highlight ins Visier. Die neunfache Weltmeisterin will zeigen wozu ihre Generation fähig ist. “Ich würde 2006 in Turin gern noch mal für Deutschland auf dem Treppchen stehen” so die zweifache Olympia-Medaillengewinnerin.
Hierfür wurde eigens der mehrstufige Masterplan “Mission Olympia” entwickelt. Im ersten Schritt wurde die Zusammenarbeit mit ihrem ehemaligen Weltmeister-Coach Thomas Schubert erneuert. Die “Powerfrau” befindet sich derzeit in der Saisonvorbereitung und trainiert hart für ihre Ziele.
Trainingslagern in Italien, Frankreich und Deutschland folgt bei der DM in Berlin die erste Standortbestimmung, bevor es dann nach Asien zum Weltcup geht (den sie in der Vergangenheit bereits sechsmal gewinnen konnte). Neben den Weltcuprennen zählen diesen Winter noch die Weltmeisterschaften im Sprint in Salt Lake City (USA) und auf den Einzelstrecken in Inzell zu den Saisonhöhepunkten.
Ihre “Mission Olympia” ist übrigens auch privat stets präsent, arbeitet ihr Mann, der ehemalige schwedische Eisschnellläufer Magnus Enfeldt, doch bereits im olympischen Auftrag vor Ort – so hat sie Turin ohnehin stets vor Augen …
Homepage von Monique Garbrecht-Enfeldt: www.garbrecht.com
Schulsport im Visier: “Von nichts kommt nichts!”
Die Rolle des Eis- und Rollsports im Schulsport war Gegenstand einer kritischen Bestandsaufnahme mit Erfahrungsaustausch von Schulsportbeauftragten der Landesverbände in Erfurt. Bestandteil des Sportunterrichts ist Schlittschuhlaufen u. a. in Chemnitz, München, Erfurt und Dresden; in Berlin werden Hortkinder “aufs Eis geführt”.
Stimmen zum Thema Eisschnelllauf und Schulen:
DESG-Schulsportreferentin Angela Schindhelm (Döllstedt): “Lücken im Leistungsgefüge machen uns Sorgen, Nachwuchsarbeit ist schöne Herausforderung und Knochenarbeit zugleich. Aber es gibt viele gute Ideen, vor allem müssen wir mehr junge Menschen als Trainer gewinnen.”
DESG-Sportdirektor Günter Schumacher (Kolbermoor): “Dieser erste Erfahrungsaustausch war eine Verdeutlichung der Ist-Situation. Nur durch hauptamtliches und ehrenamtliches Engagement, verbunden mit kommunaler Unterstützung, können wir interessierte Kinder für unsere Eisschnelllaufdisziplinen gewinnen. Von nichts kommt nichts, packen wir’s also noch besser an!”
DESG-Vizepräsident Gerd Heinze (Berlin): “Die Rolle von Vereinen und einzelnen Bezugspersonen ist sehr wichtig. Aktivitäten im Schulsport gehören öffentlichkeitswirksamer in die Außendarstellung. Vom Schulsport ausgehend, muss der Verein die Ganzjährigkeit der Ausbildung gewährleisten.
DIES & DAS
ORTSWECHSEL. Die Shorttrackerinnen Yvonne Kunze (ESC Dresden) und Ulrike Lehmann (Turbine Rostock) trainieren in der vorolympischen Saison am Standort München bei Junioren-Bundestrainer Markus Tröger, bleiben aber ihren Heimatvereinen treu. Kunze hofft durch den Umfeldwechsel auf einen Motivationsschub, Lehmann wollte sich einer stärkeren Damen-Trainingsgruppe anschließen, zu der noch Selina Muxel (SLIC München) und Susanne Rudolph (Klostersee Grafing) gehören. Alle vier Damen wollen versuchen, sich für die Olympischen Spiele in Turin zu qualifizieren. Bereits im Vorjahr war Lehmanns Turbine-Klubkollegin Aika Klein zum Stützpunkt Dresden gewechselt.
Homepage des Vereins SLIC München: www.slic.de
KOMPROMISS. Nachdem es zum Trainingsbeginn in der Rostocker Eissporthalle, Trainingsort u. a. der Auswahl-Shorttracker Arian Nachbar und Andre Hartwig, Probleme mit der Eisqualität durch Schmutzpartikel gegeben hatte, haben sich Vertreter des Landesverbandes, des Olympiastützpunkts und der Stadt auf Nachbesserungen geeinigt. Die Shorttracker hatten ein zu schnelles Stumpfwerden der Kufen beklagt, nun wird eine zusätzliche Eisschicht von besserer Qualität aufgetragen.
HERAUSFORDERUNG. Für Anni Friesinger (Inzell) ist in der bevorstehenden Saison neben den Einzelstrecken-WM auf ihrer Hausbahn die Mehrkampf-WM in Moskau eine besondere Herausforderung. “Wegen der vielen Fans. In Moskau starten wir in einer brandneuen Halle, da werden bis zu 40 000 Zuschauer erwartet”, sagte Friesinger der Zeitung B.Z., “das ist fast wie im Berliner Olympiastadion.” Ihre spätere berufliche Zukunft sieht sie im kreativen Produktdesign: “Ich will nicht dummes Zeug als Co- Moderatorin erzählen oder in irgendeiner Soap auftreten. Jetzt entwerfe ich Inliner für K2, und bringe endlich Farbe auf die Rollen. Mache ich alles selbst am PC.”
Homepage von Anni Friesinger: www.anni-friesinger.de
KUFENWECHSEL. Der ehemalige Shorttracker Holger Helas (Dresden) bleibt dem Eis auch nach seinem Abschied vom Leistungssport treu, allerdings mit anderen Schlittschuhen und auch sonst etwas anderen Regeln. Der 22jährige hat sich dem Eishockeyteam er “Neuen Eislöwen” angeschlossen, die in der Sachsenliga (5. Liga) spielen.
MASTERS. Auch die Masters, wie die Alterssenioren-Eisschnellläufer in der Branche genannt werden, stehen vor einer ereignisreichen Saison. Nebst Rückblick auf die vergangene Saison enthält das neu erschienene Heft der “International Masters’ Speed Skating News” alle wichtigen Ausschreibungen für Masters-Rennen in Deutschland und im Ausland.
Kontakt: Dr. Volker Serini, Tel. 02151-563177, E-Mail imssc@t-online.de