Bart Schouten und die Willensstarken
Die Marschrichtung ist vorgegeben: Nachdem die Saison 2006/07 schon etwas erfolgreicher verlief als die olympische zuvor, hofft Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), “nun auf einen weiteren Schritt Richtung Vancouver”. 2010 finden dort die Olympischen Spiele der Eis- und Schneesportler statt, und auf diesem Weg sollen vor allem die Männer in der gerade begonnenen Saison mehr Biss beweisen. Unter Bundestrainer Bart Schouten trainieren derzeit die 16 stärksten Athleten aus allen Landesteilen gemeinsam im Berliner Sportforum – eine blutjunge Gruppe, in der Stefan Heythausen mit 26 Jahren schon als ausgewachsener “Routinier” gilt.
Der blonde Heythausen sorgte für eines der frühen Highlights, als er vor wenigen Wochen in einem Testwettkampf die “magische” Marke von 3:50 Minuten für 3000 m unterbot – nur knapp hinter dem holländischen 10.000-m-Olympiasieger Bob de Jong, der Bahnrekord lief. Ein Indiz für Fortschritt. “Wir haben unser Leben komplett auf die Olympischen Spiele 2010 ausgerichtet”, erklärt Robert Lehmann entschlossen. “Alle ziehen an einem Strang, die Atmosphäre und der Teamgeist sind sehr gut”, weiß Trainer Bart Schouten. “Kufenflitzer des Jahres” Tobias Schneider, der mit starken Weltcuprennen auf den “langen Kanten” Anfang des Jahres in die erweiterte Weltspitze vordrang, unterstreicht, dass die sichtbaren Erfolge den Ehrgeiz der talentierten Jünglinge anfeuern. Und Marco Weber, bei der “Deutschen” in Erfurt über 5000 und 10.000 m stark, will nach der bevorstehenden Geburt seiner Tochter (“ich werde erstmals Vater”) dann ab dem Weltcup in Moskau (1./2. Dezember) nachhaltig angreifen.
Bundestrainer Schouten erklärt, dass sich nicht nur die Rundenzeiten in Berlin deutlich verbessert hätten, sondern vor allem die Grundeinstellung seiner Schützlinge. “Am Anfang begrüßte ich einen Haufen Männer ohne Selbstbewusstsein. Die trauten sich nichts zu. Das hat sich inzwischen geändert.” Die Philosophie des Niederländers: “Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, werden alle besser – Sportler und Trainer.” Einen wichtigen Part auf dem Berliner “Stundenplan” nimmt das Thema “Stärkung der Willenskraft” ein, die Technik wurde auf engen Shorttrack-Bahnen gestärkt. “Das war auch für mich eine Lehrstunde”, gibt der Chemnitzer Klaus Ebert, der gemeinsam mit dem Grefrather Jan Coopmans seinem “Chef” Schouten assistiert, zu. Das Trio stellt klar: Der Sportler ist für sich selbst verantwortlich, die Trainer führen und unterstützen.
Schouten weiß, dass er und seine Mannen im Sportforum Berlin “optimale Bedingungen” vorfinden: Vom Eistraining mitten im Sommer über die Wohngemeinschaft bis zur physio-therapeutischen Unterstützung. In der “Halbzeit-Saison” auf dem Weg nach Vancouver sollten deshalb zählbare Verbesserungen herausspringen. “Vier, fünf Leute unter die Top-10 bei der Einzelstrecken-WM” und nochmals bessere Weltcup-Platzierungen hat der 40-jährige Trainer im Sinn.