Stenogramme aus Peking und Calgary
Shorttrack-WM: 1. Tag: Kunze überzeugte
Die 28jährige Radebeulerin Yvonne Kunze (EV Dresden) hat am ersten Tag der Shorttrack-Weltmeisterschaften in Peking mit Platz acht über 1500 Meter für ein sehr gutes Resultat gesorgt. Im Halbfinbale hatte sie als Dritte einen starken Eindruck hinterlassen. Die ersten Weltmeistertitel gingen nach Südkorea. Titelverteidiger Ahn Hyun-Soo verwies im 1500-m-Endlauf vor Francois-Louis Tremblay (Kanada) und Lee Seung-Hoon (Südkorea) aufd die nächsten Plätze. Bei den Damen gab es sogar einen südkoreanischen Doppelsieg: Jin Sun-Yu gewann vor Kang Yun-Mi sowie Wang Meng (China). Für 1500-m-Olympiasieger und Weltcupsieger Apolo Ohno (USA) war ebenso im Halbfinale Endstation wie für den besten Deutschen Sebastian Praus (Olympia Mainz), beide wurden wegen einer Behinderung disqualifiziert.
Die deutsche Damenstaffel mit Yvonne Kunze, Christin Priebst, Tina Grassow (alle Dresden) und Aika Klein (Turbine Rostock) haderte hingegen mit dem Schicksal. Im Halbfinale schon nach wenigen Runden zu Fall gekommen, startete sie eine Aufholjagd, kam wieder heran, berührte beim Überholen eine Französin und wurde wegen Behinderung disqualifiziert. “Schade, denn die Mädels waren gut drauf und wollten den Kampf um den Finaleinzug gegen Kanada aufnehmen, das Niveau hatten sie”, sagt Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt, “auch Sebastian Praus’ Regelverstoß war ärgerlich, er war als Halbfinal-Dritter ins Ziel gekommen und wäre damit ebenfalls unter den ersten zehn gewesen.” Hingegen kamen Aika Klein und Arian Nachbar (Rostock) nicht über die Vorläufe hinaus.
Die deutschen Herren-Staffel greift am Sonnabend ins WM-Geschehen ein, sie trifft im Halbfinale auf Gastgeber China, Kanada und Japan. Zuvor werden die 500 Meter der Herren und Damen entscheiden.
Shorttrack-WM: 2. Tag: Deutsche unter “Ferner liefen:”
Während die deutschen Shorttracker am zweiten WM-Tag in Peking nicht in die Nähe der Top-Ten kamen, unterstrich die chinesische Serienweltmeisterin Yang Yang A (1997-2003) mit dem Weltmeistertitel über 500 m in Peking ihre Ambitionen auf ein olympisches Comeback. Die nach einjähriger Pause in dieser Saison in die Shorttrack-Szene zurückgekehrte Doppel-Olympiasiegerin von Salt Lake City verwies bei einem chinesischen Dreifach-Erfolg die Titelverteidigerin Wang Meng sowie Fu Tianyu auf die nächsten Plätze. Bei den Herren holte sich der Kanadier Francois-Louis Tremblay den Titel vor seinem Landsmann Charles Hamelin und Ahn Hyun-Soo (Südkorea).
Bei den DESG-Shorttrackern lief hingegen nicht viel zusammen: Die Herren-Staffel mit Thomas Bauer (München), Sebastian Praus (Mainz), Arian Nachbar und André Hartwig lief in ihrem Halbfinallauf von Beginn an hinterher und kam ebenso wir die Damen auf Platz acht. In den 500-m-Entscheidungen schieden bis auf Yvonne Kunze (Dresden) alle Einzelstarter frühzeitig aus. Kunze büßte ihre Chancen im Viertelfinale durch einen Sturz ein. “Eigentlich hätte ich erwartet, dass der Starter zurückschießt, denn der Sturz geschah gleich in der ersten Kurve”, sagte Kunze.
“So hatten wir uns das hier nicht vorgestellt, besonders das Staffelergebnis ist enttäuschend”, sagte Shorttrack-Cheftrainer Jürgen Dennhardt der dpa, “und Praus und Kunze konnte ihre gute Form leider nicht in adäquate Platzierungen umsetzen. Vielleicht ist zum Abschluss über 1000 m noch etwas möglich.” Im Mehrkampf liegt Kunze nach zwei Strecken auf dem elften Platz, Sebastian Praus (Mainz) ist 25.
Shorttrack-WM: 3. Tag: Praus zum Abschluss mit Deutschem Rekord
Zwar liefen sich die deutschen Shorttracker auch bei den Weltmeisterschaften in die europäische Spitze, doch waren Europas Shorttracker so weit von der Weltspitze entfernt wie lange nicht. Erstmals seit 22 Jahren kam kein Europäer auf einen Medaillenplatz, die WM-Titel teilten Südkorea (5), Kanada (3), China und die USA (je 1) unter sich auf. Die Shorttracker der DESG konnten ihren Schritt nach vorn nur vereinzelt aufzeigen, so mit dem Deutschen Rekord über 1000 m durch den Mainzer Sebastian Praus (1:27,822 min) und dem 8. Platz über 1500 m durch Yvonne Kunze (Dresden). Hingegen enttäuschten die Staffeln: Die Europameisterstaffel der Herren kam unter den acht qualifizierten Teams ebenso nur auf den letzten Platz wie die Damen, die im Weltcup sogar einmal auf Platz zwei gelaufen waren. Die Mehrkampf-Titel holten sich Titelverteidiger Ahn Hyung-Soo und die erst 16jährige Jin Sun-Yu (beide Südkorea), die zudem die 1500-m-Titel gewannen. Weltmeister über 500 m wurden François-Louis Tremblay (Kanada) und Yang Yang A (China), über 1000 m Apolo Ohno (USA) und Choi Eun-Kyung (Südkorea). In den Staffel-Endläufen setzten sich Kanadas Quartette durch. Die Männer liefen dabei 6:39,990 min und unterboten ihren eigenen Weltrekord vom Oktober 2003 um fast drei Sekunden.
“Auch wenn die Einzelplätze nicht so spektakulär aussehen, sind Praus, Kunze und auch Arian Nachbar sehr gute Rennen gelaufen und haben den Asiaten und Nordamerikanern mehrfach Paroli geboten, zuweilen fehlte nur die im Shorttrack manchmal nötige Portion Glück”, sagte der Shorttrack-Cheftrainer der DESG, Jürgen Dennhardt, “das gibt uns Zuversicht für die Olympiasaison. Hingegen war das Staffelabschneiden absolut unbefriedigend und entsprach nicht den im Vorfeld gezeigten Leistungen. Hier müssen wir uns strecken, um die Olympiaqualifikation zu schaffen.”
Stimmen von deutschen WM-Teilnehmern:
Arian Nachbar (Rostock): “Mit meiner Saison bin ich sehr zufrieden, hier bei der WM hatte ich allerdings ein paar Probleme mit der Kufe. Ich hatte in dieser Saison eine neue Schiene und bin sehr gut damit zurechtgekommen. Die gehärtete Beschichtung ist aber jetzt so gut wie abgenutzt, was die Haltbarkeit von Schliff und Krümmung negativ beeinflusst. In der Olympiasaison wird das wieder in Ordnung sein. Dann will ich wieder angreifen. Hier in Peking hat man aber gesehen, dass die Weltspitze stärker und dichter geworden ist, vor allem auch die Japaner haben vor Olympia nochmal einen Schritt zurück an die Weltspitze gemacht.”
Sebastian Praus (Mainz): “Dass ich heute trotz der starken zeit nicht weitergekommen bin, ist zwar schade, aber da hilft kein lamentieren, da waren zwei noch schneller, und das muss man einfach respektieren. Man jedenfalls gesehen, wo man steht, und darauf kann man aufbauen. Da ärgere ich mich schon mehr über die Disqualifikation im 1500-m-Halbfinale, las ich an dem Chinesen eigentlich schon vorbei war, aber in die Kurve gab es nochmal Körperkontakt, und der Chinese fiel hin. Wäre er nicht gestolpert, hätte sich keiner für diese Situation interssiert. Dagegen war das Staffelergebnis echt enttäuschend. Aber wahrscheinlich hätte hier auch eine europäische Kontinentauswahl keine Chance gehabt. Die Asiaten und Nordamerikaner sind einfach eine Liga höher.”
Andre Hartwig (Rostock): “Bei uns war einfach der Wurm drin. Gleich in der ersten Runde ging die Post ab, da mussten schon abreißen lassen und kamen nie wieder ran. Dabei wollten wir unbedingt zumindest die Japaner schlagen, das hatten wir die ganze Saison über drauf. Da müssen wir uns nun mal in Ruhe hinsetzen und überlegen, woran es lag. Denn Olympia wollen und können wir schaffen.”
Yvonne Kunze (Dresden): “Mit Platz acht über 1500 m und Platz zwölf im Mehrkampf kann ich eigentlich nicht unzufrieden sein. Mehr ist bei dieser Konkurrenz eigentlich nicht drin. Dass das 500-m-Rennen, in dem ich gestürzt bin, nicht abgebrochen wurde, ist aber schon ärgerlich, denn die Kollision mit der Amerikaner war gleich in der ersten Kurve, und da wird nach dem Regelwerk eigentlich noch einmal gestartet. Das Staffel-renn sollten wir schnell abhaken und vergessen. Wir waren die ganze Saison viel stärker, vielleicht wollten wir zuviel, und der Einsatz war zu hoch.”
Rekordfestival in Calgary
Während ein Großteil der deutschen Athleten die Saison bereits beendet hat, nutzt die internationale Konkurrenz das schnelle Eis in Calgary zu Rekordläufen.
5000 Meter Weltmeister Chad Hedrick (USA) verbesserte den 3000 Meter Weltrekord um mehr als drei Sekunden auf 3.39,02.
Eine neue Weltbestzeit erzielte auch Clara Hughes aus Kanada in 14.19,73 über 10000 Meter, damit unterbot sie die noch mit klassischen Schlittschuhen gelaufene alte Bestmarke von Gunda Niemann-Stirnemann um ca. 3 Sekunden.
Die Niederländerin Ireen Wüst stellte gleich vier neue Juniorenrekorde auf: über 1000 Meter, 1500 Meter, 3000 Meter und im Vierkampf.
Wouter Olde Heuvel nahm seinem älteren Bruder Remco die Juniorenrekorde über 3000 Meter und im Vierkampf ab.
Einzige deutsche Starterin war Katja Franzen aus Grefrath, die am ersten Tag über 1500 Meter ihren Deutschen Altersklassenrekord um fast zwei Sekunden auf 2.09,17 verbesserte.
Am vierten Wettkampftag fiel der älteste Deutsche Altersklassenrekord auf einer Einzelstrecke. Die 40,89 der damals 15jährigen Angela Stahnke aus dem Jahr 1981 waren nicht nur Rekord der AK 14/15 sondern bis heute auch Bestmarke der AK 16/17. Beide Rekorde übernahm nun Katja Franzen (Grefrath) die in 40,44 die alte Bestzeit recht deutlich verbessern konnte.
Auch den eigenen 1000 Meter Rekord konnte Katja Franzen anschließend um beachtliche zwei Sekunden auf 1.22,23 verbessern.