DM-Vorschau Mehrkampf+Sprint-VK in Berlin
Kampf um Titel, Medaillen und Weltcup-Plätze
Letzte Meldung: Jörg Dallmann (Erkältung) und Judith Hesse (Zerrung) mussten ihren Start absagen.
Bei den Deutschen Meisterschaften 2006/07 im Mehrkampf und Sprint-Vierkampf am 29. und 30. Dezember in Berlin wird die komplette deutsche Spitze erwartet. Für die Wettbewerbe, die am Freitag um 17.30 Uhr und am Sonnabend um 12 Uhr beginnen, ist der Eintritt frei.
Das prominenteste Feld stellt sich im Mehrkampf der Damen den Startern: Gemeldet haben für die Vielseitigeitsprüfung über 500, 1500, 3000 und 5000 Meter die vier Mannschafts-Olympiasiegerinnen Claudia Pechstein (Berlin/Foto links), Daniela Anschütz-Thoms (Erfurt), Anni Friesinger (Inzell) und Lucille Opitz (Berlin) ebenso wie die jüngst im Weltcup mit Bestleistungen überzeugenden Stephanie Beckert (Erfurt) und Katrin Mattscherodt (Berlin). Für die Mehrkampf-EM sind Friesinger, Pechstein und Anschütz gesetzt, für die anderen geht es um ein bis zwei noch offene Startplätze – in Abhängigkeit von Friesingers Entscheidung, die auch für die Sprint-WM vornominiert ist, aber voraussichtlich nur eine dieser Meisterschaften bestreiten wird. Friesinger will ihre Entscheidung nach den “Deutschen” bekanntgeben. “Das wird bestimmt ein interessanter Wettkampf”, meinte Claudia Pechsteins Trainer Joachim Franke, “Anni Friesinger wird über 500 und 1500 Meer jeweils stark vorlegen, und Claudia wird versuchen, ihre Stärken über 3000 und 5000 Meter auszuspielen. Trotzdem warne ich davor, das Ganze auf einen Zweikampf zu reduzieren. Gerade Daniela Anschütz hat im Weltcup gezeigt, dass immer mit ihr zu rechnen ist.”
Sprint-Vierkampf der Damen (je zweimal 500 und 100 Meter): Im Kampf um die Plätze für die Sprint-WM am 20. und 21. Januar in Hamar (Norwegen) sind noch zwei (bis drei) Plätze vakant – gesetzt ist neben der im Weltcup über 1000 und 1500 Meter dominierienden Anni Friesinger (siehe oben), die in dieser Saison noch unbezwungen ist, nur Jenny Wolf (Foto rechts). Die 27jährige Berlinerin hat in dieser Saison von acht 500-m-Weltcuprennen drei gewonnen, war viermal Zweite und einmal Dritte; ausgerechnet in Berlin gelang ihr eine neue 500-m-Bestzeit (wofür normalerweise die schnellen Hochlandbahnen in Nordamerika “zuständig” sind). “Stimmt, so gut wie in diesem Jahr bin ich noch nie in eine Saison gestartet”, sagte Wolf , “ich hoffe, ich kann die gute Form bis zum Saisonende, sprich Einzelstrecken-WM, halten. Erfahrungsgemäß ist das aber bei mir eigentlich nicht das Problem.” Im Sprint-Vierkampf sind ihr die 1000 Meter eigentlich zu lang. “Eine Null streichen, das wäre dann ein echter Sprintwettkampf”, meinte sie verschmitzt – über 100 Meter hat Wolf schon zweimal den Weltcup gewonnen. Dass für die DM-Titel-Abonnentin über 100 und 500 Meter zwei überragende 500-m-Ergebnisse reichen, um ihre Nachteile über zweieinhalb Runden zu kompensieren und den ersten nationalen Titel im Sprint-Vierkampf zu holen, ist nicht sicher. Konkurrenten im Medaillenkampf und Aspiranten auf eine WM-Fahrkarte sind u. a. Judith Hesse, Pamela Zoellner (beide Erfurt) und Monique Angermüller (Berlin). Zoellner plagt sich allerdings noch an den Folgen der bei den Asien-Weltcups zugezogenen Magen-Darm-Entzündung.
Im Mehrkampf der Herren, der 500, 1500, 5000 und 10’000 Meter umfasst, will sich der Aufsteiger der Saison, Tobias Schneider (Berlin/Foto links), den zweiten der beiden Startplätze für die EM vom 12. bis 14. Januar in Klobenstein (Italien) sichern. Den ersten hat entsprechend der internen Nominierungskriterien mit seinem fünften Platz über 1500 m beim Moskauer Weltcup Stephan Heythausen (Grefrath) ergattert. “Weil bei der EM die letzte Strecken 10’000 Meter nur laufen darf, wer zuvor auf den anderen Strecken überzeugend war, hatten wir gesagt, nur 1500 Meter und 5000 Meter sind im Weltcup gültig für die Qualifikation”, erläuterte Herren-Bundestrainer Bart Schouten, “das hieß eine Top-Sechs-Platzierung. Die hat Stefan geschafft, aber Tobias als Siebenter über 5000 m knapp verfehlt.” Schneider selbst lamentierte nicht lange über diese Situation, sondern zeigte sich kampfentschlossen: “Ich will einfach an meine gute Verfassung vom ersten Saisonabschnitt anknüpfen, hier Meister werden und das Ticket für Klobenstein lösen”, sagte der Berliner. Doch ein Spaziergang wird das mit Sicherheit nicht: Die Konkurrenz aus dem insgesamt erstarkten Männer-Team wird ihm das alles andere als leicht machen. So wollen auch Marco Weber (Chemnitz), Robert Lehmann (Erfurt) und Jens Boden (Dresden) ganz vorn ein Wörtchen mitreden.
Indessen will der für die Mehrkampf-EM vornominierte Stefan Heythausen (Foto rechts) in Berlin den Sprint-Vierkampf der Herren bestreiten. Trainer Schouten: “Das ist eine gute Vorbereitung für die EM, denn dort muss er ja auch die 500 m laufen.” Im Kampf um den Titel wird der Grefrather aber nicht eingreifen können, Medaillenkandidaten sind hier Anton Hahn (Erfurt), die Chemnitzer Ihle-Brüder Denny und Nico sowie der deutschen 1000-m-Meister Samuel Schwarz (Berlin), aber auch Frank Steiner (Dresden), Jan Friesinger (Inzell) und Eric Rauschenbach (Erfurt) hoffen auf ihre Chance. Noch unsicher ist nach überstandenem Infekt noch der Start von Jörg Dallmann (Erfurt). Hier geht es um zwei Startplätze für de Sprint-WM (keine Vornominierungen).
Zeitplan für die Deutschen Meisterschaften
Freitag (29. Dezember) ab 17.30 Uhr: erste 500 m der Sprinter Damen und Herren, anschl. 500 m Mehrkampf Damen und Herren, anschl. erste 1000 m der Sprinter Damen und Herren, anschl. 3000 m Mehrkampf Damen, anschl. 5000 m Mehrkampf Herren. Ende gegen 20 Uhr.
Sonnabend (30. Dezember) ab 12 Uhr: zweite 500 m der Sprinter Damen und Herren; anschl. 1500 m Mehrkampf Damen und Herren; anschl. zweite 1000 m der Sprinter Damen und Herren (Entscheidung); anschl. 5000 m Mehrkampf Damen (Entscheidung); anschl. 10’000 m Mehrkampf Herren (Entscheidung); anschl. Siegerehrung. Ende gegen 15 Uhr.
Stimmen vom Pressegespräch
Jenny Wolf: Ich konzentriere mich in dieser Saison auf den Weltcup und am Saisonende auf die Einzelstrecken-WM 500 Meter. Bei den Sprint-Weltmeisterschaften kann ich nichts holen, weil meine 1000 Meter dafür nicht ausreichen. Hamar ist aber eine wichtge Standortbestimmung und ein Kräftemessen mit der Weltspitze, und so nehme ich auch den Sprintvierkampf bei den Deutschen ernst. Eisfrei hatten wir nur am 25. Dezember, ab dem zweiten Feiertag war wieder Training angesagt. Die Feiertage maßzuhalten war kein Problem, ich stehe sowieso nicht so auf Braten.
Tobias Schneider: Ich nehme die Herausforderung an und will den Meistertitel und die Qualifikation für die EM in Klobenstein. Ich hoffe, dass ich im weitere Saisonverlauf an meine bisher gezeigten Leistungen anknüpfen kann. Vor ein paar Jahren fand ich den Mehrkampf nicht so attraktiv, aber jetzt habe ich mich damit sehr gut angefreundet. Das Training unter Bart Schouten und das gut Klima unter uns Männern motiviert mich sehr, man sieht ja, dass wir mehr können, als wir in den vergangenen Jahren zeigen konnten. Weihnachten habe ich die Festessen ohne Rücksicht auf Verluste reingehauen, denn herr Scouten hat gesagt, ich kann noch was auf die Rippe gebrauchen.
Trainer Joachim Franke: Für Claudia Pechstein als Langstreckenspezialistin sind die Einzelstrecken 3000 und 5000 Meter wichtiger als der Mehrkampf, Höhepunkt soll die Einzelstrecken-WM sein. Dennoch nehmen wir diese Wettkämpfe ernst, sie sind wichtige Zwischenstationen. Claudia stellt sich der Herausforderung hier in Berlin, es könnte ein spannender Wettkampf werden. Insgsamt muss man sich aber fragen, ob die Mehrkampfmeisterschaften in dieser Form noch zeitgemäß sind. Klar, die Holländer schwören drauf, aber in den anderen Ländern gibt es weniger Interesse, für die Zuschauer ist es sehr langwierig. Vielleicht kann man sich hier noch etwas neues einfallen lassen, zum Beispiel ein Mannschaftsrennen in ein Mehrkampfereignis einbeziehen. Oder die letzte und längste Strecke mit Massenstart absolvieren.
Trainer Thomas Schubert: Für Jenny Wolf sind die Mehrkampftitelkämpfe eine Standortbestimmung. Ihr Saisonschwerpunkt iegt auf den Einzelstrecken, speziell 500 Meter. Um einen EM-Start wird Lucille Opitz kämpfen. Sie war vor den Deutschen in starker Form, doch dann zog sie sich ene Schnittverletzung zu, die sich als folgenschwerer herausgestellt hat als zunächst angenommen.
Trainer Bert Schouten: Weil die Einzelstrecken-WM auf einer Höenbahn stattfindet, sind wir zu einem Trainingslager mit den Männern nach klobenstein gegangen, haben in 1400 m Höhe logoert. Wir haben in Klobenstein sehr gut und sehr hart trainiert. Jetzt kommt wieder ein Prüfstein. Die Stimmung in der Truppe ist gut, und wir hoffen dass wir den eingeschagenen Weg weier erfolgreich beschreiten können.
Wettkampfleiter Kurt Ney: Die Eismeister werden die “Deutschen” mit dem gleichen Einsatz angehen wie den Weltcup, wo es ja einige sehr gute Zeiten und ber 5000 Meter sogar eine Zeit in der Nähe des Weltrekords gab. Möglicherweise können wir nahe an den einen oder anderen Bahnrekord oder gar einen Deutschen Rekord kommen, vielleicht auf den Männer-langstrecken bzw. im Mehrkampf.