Verbandsversammlung bestätigt Präsidium
Es wurde geredet, diskutiert, gelacht. Die 24. Ordentliche Verbandsversammlung der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) in Mannheim – unter der organisatorischen Federführung des Baden-Württembergischen Eislaufverbands – verlief harmonisch und manchmal durchaus lebhaft. Mit großer Mehrheit wurde das DESG-Präsidium von den Delegierten der Landesverbände und Vereine bestätigt. Vorsitzender bleibt Gerd Heinze, als Stellvertreter fungieren weiterhin Stefanie Teeuwen (1. Vizepräsidentin Eisschnelllauf) und Miroslaw Kulik (Vizepräsident Short Track). Kurt Hertel wacht auch künftig als Schatzmeister über die Kassen. Dass der Vorstand für vier, statt wie bislang zwei Jahre wieder gewählt wurde, ist in einer von mehreren Satzungsänderungen begründet, die in der Quadrate-Stadt an Rhein und Neckar beschlossen wurden.
Zunächst stand der Rückblick auf dem Programm. Gerd Heinze ging auf die 2006 eingeleiteten „abgespeckten“ Arbeitsstrukturen in der DESG und ihre Vorzüge ein: spürbar verbesserte Effektivität, höhere Handlungsgeschwindigkeit, erleichterte Verwaltungsabläufe. Bilanzen und Haushalt sind ausgeglichen, die Überprüfungen durch Behörden blieben ohne Beanstandung. DOSB und Bundesinnenministerium unterstützen die DESG zuverlässig. Und: „Eine wesentliche Voraussetzung der erfolgreichen Arbeit des Verbandes ist die Unterstützung durch unseren Hauptpartner, die Deutsche Kreditbank AG. Dank Ihres Engagements konnte das Niveau der Vermarktung der DESG und die Zusammenarbeit mit neuen Sponsoren, zum Nutzen der Aktiven des Verbandes, weiter angehoben werden.“ An Frank Dittrich (DKB Service GmbH) gerichtet, sagte Heinze: „Ich hoffe, wir halten die gute Zusammenarbeit aufrecht.“ Auch die Ausrüster Mizuno und Hunter sowie das Hotel Kolumbus in Berlin wurden für ihr Engagement dankend erwähnt.
Motivation und Herausforderung für die Eisschnellläufer und Short-Tracker sei die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018. „Licht und Schatten“ sah der Verbands-Chef in der sportlichen Entwicklung. Die starken Eisschnelllauf-Resultate bei der Einzelstrecken-WM in Nagano und die „eingeleitete Männer-Entwicklung“ versöhnten für die Mehrkampf-WM in Berlin, „wo unsere Wünsche nicht in Erfüllung gegangen sind“. Auch die Resultate im Juniorenbereich hätten den Erwartungen nicht entsprochen. An die Abteilung Short Track gerichtet, meinte Heinze: „Wir unternehmen viele Anstrengungen, damit es wieder aufwärts geht. Kopf hoch! Wir lassen euch nicht hängen.“ Lob gab es für die Arbeit der Beiräte, die u. a. eine neue Wettlaufanleitung sowie Hilfen für Trainer oder Kampfrichter erarbeitet haben. Gute Arbeit lieferten laut dem 65-jährigen Berliner Gerd Heinze auch die Trainerkommission unter Helge Jasch, die Sportmediziner (u.a. Dr. Elke Neuendorf), die Lehr- und Ausbildungskommission (Gerd Bonke) oder die Forschungs- und Entwicklungsstelle (Dr. Stefan Panzer) ab. Ein Problem ist die Mitgliederentwicklung, die einen Verlust an Aktiven auf 1023 Eisschnellläufer und 154 Short-Tracker ausweist.
Die Weltcups in Berlin und Erfurt (Eisschnelllauf) sowie in Dresden (Short Track) stehen nächsten Winter im Blickpunkt. Im Spitzensport ist die DESG zwar gut aufgestellt, doch „die Nachwuchssichtung bleibt Schwerpunktthema“, so Heinze. „Wir brauchen besser vorbereitete Sportler schon ab Jugendalter. Zweimal wöchentlich Training, das ist kein Leistungssport.“ Vorangetrieben wird die seit knapp einem Jahr bestehende Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rollsport- und Inline-Verband – mit gemeinsamen Ausbildungskonzepten, Wettkampfaktivitäten und Förderungen von Talenten. Abgesehen von den Sportstätten in Berlin, Erfurt und Dresden müssten alle anderen Anlagen „zulegen“. Der Hallenbau in Inzell geht mit der Unterstützung der Stadt sowie der bayrischen Landesregierung voran.
Zusammengefasst sieht der Blick in die Zukunft folgende Eckpfeiler vor, die sich das Präsidium ins Lastenheft geschrieben hat: Sicherung der Rahmenbedingungen für optimale Leistungssportentwicklung, Erhöhung der Mitgliederzahlen (Aktive) in Zusammenarbeit mit Vereinen und Landessportverbänden, Verbesserung der Sportstättensituation.
Sportliche Ziele nahm Sportdirektor Günter Schumacher ins Visier: sechs Medaillen bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver. Den „Qualitätssprung“ in der Verbandsstruktur belegt der Generalsekretär u.a. mit dem Engagement des neuen Short Track-Bundestrainers Eric Bédard, mit optimierter sportmedizinischer Betreuung oder dem Ausbau der Stützpunkte durch Bundeswehr und Bundespolizei. 25 Kaderathleten sind Sportsoldaten, 13 profitieren als Polizisten von professionellen Trainingsbedingungen und Ausbildung. Noch knapp über 500 Tage bis zu den Olympics in Kanada – Schumacher forderte den Verband auf, „schnell und erfolgshungrig“ zu bleiben.
Über die von der ISU beschlossenen Wettkampfänderungen im Eisschnelllauf referierte Klaus Lindner. So werden weniger Klötze in den Kurven und gar keine auf den Geraden ausgelegt. Bahnbegrenzungsschneiden wird künftig härter durch Disqualifikation geahndet. Den (zu) starken Bewegungen bei Meldevorgängen für deutsche Meisterschaften, zuletzt ein Ärgernis nicht nur für die Veranstalter, tritt die DESG mit geänderten Bestimmungen entgegen. Im Short Track gibt es ebenfalls Neues, erklärte Dr. Christel Petzschke: Juniorenstaffeln laufen künftig 3000 m und bekommen WM-Status. Die Qualifikation für Olympische Spiele verläuft nach modifiziertem Modus.
Der Bericht von Schatzmeister Kurt Hertel kam bei Rechnungsprüfern und Delegierten gut an. Diskussionsstoff lieferten zwei Satzungsänderungsanträge. Im Paragraph 14 ist der Ausschluss des Rechtswegs zur ordentlichen Gerichtsbarkeit vorgesehen, angepasst der internationalen Regelung (CAS – Court of Arbitration for Sport = Internationaler Sportgerichtshof) gemäß dem DOSB-Anliegen. In Paragraph 15 störte sich ein Delegierter an der Fristenregelung für Zustellungen an die DESG. Ralph Wollmann vom Referat Rechtswesen leistete Überzeugungsarbeit. Beide Änderungen wurden beschlossen, teilweise muss redaktionell nachgearbeitet werden.
Nach einem feierlichen Grußwort der Mannheimer Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer übernahm Ralph Wollmann mit zwei Beisitzern das Podium zur Durchführung der Präsidiumswahlen. Gerd Heinze, Stefanie Teeuwen, Miroslaw Kulik und Kurt Hertel wurden mit hohen Mehrheiten bestätigt, einstimmig wiedergewählt wurden Rechnungsprüfer und Referatsleiter. Neun verdiente DESG-Mitglieder zeichnete Gerd Heinze mit der Silbernen Ehrennadel aus, darunter Dr. Christel Petzschke und Klaus Lindner, den Inzeller Stadionchef Hubert Graf und Thüringens Landesverbandsvorsitzenden Werner Noack. In seinem Schlusswort plädierte Gerd Heinze für jederzeit „offene und ehrliche“ Umgangsweise im Verband.