Gangneung vibriert
Short Tracker sorgen für die Show. Sie sind spektakulär, faszinieren mit ihrem Kurvenkratzen. Katzengleich lauern sie im Pulk auf eine Lücke – Könner wie Apolo Anton Ohno (USA) oder der Südkoreaner Ahn Hyun Soo (dreifacher Olympiasieger von Turin) gehören in ihrer Heimat zur Sportelite. Davon können die deutschen ST-Cracks nur träumen. Immerhin hatte Sebastian Praus 2006 aus Italien eine olympische TopTen-Platzierung mitgebracht. Die DESG bemüht sich, die „Eiskratzer“ mehr in den Fokus zu rücken. Aber der dynamische Sport findet meist nicht vor der Haustüre statt. Und vor den Weltmeisterschaften in ST-Paradies Südkorea hatte sich Glücksgöttin Fortuna gegen die vier qualifizierten Aktiven verschworen. Susanne Rudolph musste aufgrund einer Grippe kurzfristig passen. Tina Grassow konnte aufgrund einer Fußverletzung ihren Platz nicht einnehmen.
Christin Priebst, Paul Herrmann und Tyson Heung sorgte mit den Plätzen 26, 16 und 24 am ersten Tag über 1500 Meter für einen „normalen Start – aber was haben die Fernostreisenden schon alles erlebt… Während der Deutschkanadier Heung direkt von Montreal nach Seoul geflogen war, musste die Delegation aus Dresden aufgrund des schlechten Wetters zunächst andere Destinationen ansteuern – und dann funktionierte in Gangneung das Mobiltelefon nicht, um zu Hause Bericht zu erstatten. Bundestrainer Markus Tröger kam sich wie das „Mädchen für alles“ vor – assistiert von Jeroen Otter, Physiotherapeut und medizinischer Abteilung.
„Wir drücken unserer kleinen Delegation für die nächsten Einsätze fest die Daumen“, sagt Teamleiter Helmut Kraus. Im Gepäck hatten die Kurvenflitzer vorzeigbare Resultate bei den Weltcups in Quebec und Salt Lake City (u.a. Rang 5 für Tyson Heung über 500m). Im „Land der Morgenstille“ aber ist von Andacht bei den Wettkämpfen nichts zu merken. Das Publikum scheint seine Athleten quasi ins Ziel schieben zu wollen. Gangneung City (230 000 Einwohner), 230 km von der Hauptstadt Seoul entfernt, vibriert, wenn die Besten ihre Finals austragen. Davon ist das deutsche Short Track natürlich weit entfernt. Aber man will zumindest in die Nähe. Wie hatte schon Eisschnellläuferin Monique Angermüller berichtet. „Unser ST-Training bringt den Kick.“ Bis zu den Finals am Sonntagnachmittag mit den Staffeln über 3000 Meter (Frauen) und 5000 m (Männer) steppt in der Küstenstadt am Japanischen Meer der Kufenbär – kämpfen 150 Athleten aus 32 Ländern um die Lorbeeren.