Wintermärchen in Inzell
Wieder ein “Wintermärchen” für den deutschen Sport. Zwischen Biathlon-Euphorie und goldenen Bob-Spuren sorgten die Kufenflitzer mit fünf Weltcupsiegen beim Sprint-Festival in Inzell für ein Wochenende mit Siegen im Stundentakt. Jenny Wolf toppte ihre beiden Erfolge über 500 Meter mit einem Highspeed-Coup auf der 100-m-Distanz. Schneller geht Eisschnelllaufen nicht, spekakulärer wohl auch kaum. Oder doch: Anni Friesinger dominierte die Konkurrenz, darunter Ireen Wüst, auch am Sonntag – und bedankte sich hinterher beim enthusiastischen Publikum. “Wenn dir in der letzten Runde die Puste ausgeht, sorgt die Unterstützung für den letzten Schub.”
Rund 2000 Fans hatten sich auf den Rängen der Ludwig Schwabl Arena eingefunden. Bei strahlendem Sonnenschein verstummten die Stimmen nach dem (notwendigen) Dach kurzfristig, doch sowohl Bürgermeister wie Landrat bekräftigten am Mikrofon des Stadionsspechers den Willen zum baldigen Hallenbau. Inzell soll ein Eldorado der deutschen Speedszene bleiben – mit der Aussicht auf künftige Topereignisse. Vielleicht schon einer (Indoor-) Weltmeisterschaft 2011.
Dass die deutschen Sprinterinnen auch dann noch zur Hautevolée zählen – davon darf man ausgehen. Nichts ist beständiger als die Erfolge der Turbo-Damen. Und über 1000 m untermauerten Pamela Zoellner und Monique Angermüller auf den Plätzen 8 und 10, dass der “zweite Anzug” zunehmend besser passt. “Es ist eine Augenweide, Anni laufen zu sehen. Das ist Motivation pur. Bis 2010 möchte ich auch aufs Treppchen”, so die mittelfristige Planung der 24-jährigen Monique, die sich durch einen Sturz am ersten Tag nur kurzfristig aus der Spur hatte bringen lassen.
Ebenfalls immer flotter unterwegs: Judith Hesse, beachtliche Zweite über die “Bindfaden-Distanz” von 10 000 Zentimetern.
Wolf und Friesinger verabschiedeten sich unisono mit dem Weltcup-Gesamterfolg aus dem Bayerischen – das Finale in Heerenveen ist nur noch Kür, die Einzelstrecken-WM in Nagano kann kommen. Die Miene der DESG-Verantwortlichen, nach der Allround-WM in Berlin noch zweifelnd, passte zum Super-Wetter in Inzell. Heiter bis höchstens ganz leicht bewölkt. Als Letzter aber schloss Stadionschef Hubert Graf die Eisentüre zu seinem Refugium ab. Im Gepäck einen neuen 1000–m-Bahnrekord (Männer) und helle Freude über insgesamt 3600 Zuschauer. Und einer Stimmung, die zum Wintermärchen passte. Seid umschlungen, Medaillen!