Wenn Bronze Gold wert ist …
Robert Lehmann war nicht zu bändigen. Wie Rumpelstielzchen hüpfte er hinter der Bandenbegrenzung umher, als die Dreierteams aus Kanada und Russland in den letzten drei Runden immer langsamer wurden. „Ich flippe aus, ich glaube, das reicht!“, brüllte der Mann, der aufgrund seiner Bänderverletzung eine WM zum vergessen erlebte und auch im letzten Wettbewerb, dem Team Pursuit, zum zuschauen und anfeuern verdammt war. Seine Kameraden Jörg Dallmann, Stefan Heythausen und Marco Weber schafften es tatsächlich. Den Russen ging die Luft aus, die Kanadier kämpften vergeblich. Bronze für Deutschland, hinter den Niederländern und den nur etwas schnelleren Italienern.
„Diese Bronze ist Gold wert“, sagte ein überwältigter Marco Weber, der sich als einer der Gewinner dieser Einzelstrecken-WM in Nagano fühlen darf: Platz 7 über 5000 m, 6. über 10.000 – und dann „dieser krönende Abschluss. Jetzt wissen wir, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Die Arbeit einer starken Truppe, zu der ja auch Tobias Schneider und Robert Lehmann gehören. Und Bart Schouten hat uns alle fit gemacht. Aber auch den Medizinern sowie Technikern – allen gehört ein Teil diese Medaille.“
Jörg Dallmann war „am Ende. Im Teamwettbewerb gehst du an Grenzen, die du im Einzelwettkampf nicht erreichst.“ Auch ein Indiz für den Zusammenhalt in der sympathischen Schouten-Truppe. Heythausen gab offen zu, „dass ich gestern noch bitterböse war, weil die Trainer mich aus dem 1500-m-Lauf herausgenommen haben. Jetzt muss ich sagen: diese Entscheidung war richtig.“
So durfte auch der Coach aufatmen: „Wir wussten immer, dass wir es drauf haben. Im Weltcup haben wir es mehrmals bewiesen. Aber vorne ist die Luft dünn, eine Medaille zu gewinnen ist nicht einfach.“ Nun haben seine Männer das so heiß ersehnte „Ding“ im Sack. „Unglaublich. Das war unser Lauf des Jahres“, jubelte Weber. „Hugo“ Dallmann meinte: „Von einem Moment auf den nächsten ist die ganze Leidenszeit vergessen. Es war aufgrund der Ergebnisse diesen Winter nicht leicht zu vermitteln – aber wir haben riesige Fortschritte gemacht.“
Das dürfen sie nun auskosten. Deshalb haben die flotten Flitzer Tickets für den Schnellzug Shinkansen von Nagano nach Tokio gebucht. Dann brauchen sie nicht ab 4 Uhr am Montag früh im Bus sechs Stunden lang zum Flughafen gondeln, sondern können drei Stunden länger schlafen – oder feiern…