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Stimmen zu geplanten Änderungen beim ISU-Kongress

Author: Redaktion Thursday, March 18th, 2004 No Commented Under: Eisschnelllauf

Eisschnelllauf im Wandel – Stimmen zu aktuellen und geplanten Änderungenim Reglement vor dem ISU-Kongress in Scheveningen

Panow: Viel Neues im Gespräch, aber nicht alles wird so kommen

desg.de im Gespräch mit German Panow (Russland), Vorstandsmitglied (Council Member) des Weltverbandes ISU und Verbindungsmann zur Trainerkommission (Coaches Commission)

Herr Panow, die “Coaches Commission” hat sich in Seoul zusammengefunden. Mit welchem Ergebnis?

Das Trainermeeting hatte eine ungewöhnlich gute Beteiligung, 40 Trainer aus allen anwesenden Eis-Nationen, Es ist aber nicht seine Aufgabe, Beschlüsse zu fassen. Die Trainer geben ihr Fachurteil zu den vorgeschlagenen Änderungen ab und leiten es weiter in ihre Verbände, für mich ist es ebenfalls wichtig, um das Echo der Trainer im ISU-Council wiederzugeben. Die Entscheidungen treffen aber die Vertreter der Verbände auf dem ISU-Kongress im Juni in Scheveningen in den Niederlanden.

Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten der vorgeschlagenen Änderungen?

Es gibt einen Vorschlag, die Europameisterschaften künfig als European Open, also offen für andere Kontinente auszutragen. Dieser Vorschlag hat meiner Meinung nach weniger große Aussichten.

Das Technische Komitee hat vorgeschlagen, die Sprint-Weltmeistertitel künftig innerhalb der Einzelstrecken-Weltmeisterschaften zu vergeben …

Heißt das, dass die zu laufenden Sprintstrecken doppelt gewertet würden, einmal als Einzelstrecke und einmal mit Punkten für den Sprintvierkampf?

Genau, so ist es vorgeschlagen, aber ich vermag nicht zu sagen, welche Aussichten auf Annahme dieser Vorschlag hat.

Dann gibt es einen Vorschlag, aus Norwegen übrigens, die 10 Kilometer der Herren und die 5 Kilometer der Damen als WM-Disziplin abzuschaffen.

Das zielt sicherlich auf Zuschauer und Fernsehen, es dauert einfach zu lange.

Ja, aber nach meiner Auffassung wäre eine Abschaffung nicht gut, die langen Strecken haben eine gute Tradition. Fernsehen ist Fernsehen, aber Eissschnelllauf muss auch Eisschnelllauf bleiben.

Ein anderer Vorschlag betrifft die Fehlstarts, hier ist eine noch strengere Handhabung vorgeschlagen, sprich: Disqualifikation bei jeglichen Fehlstarts, auch beim ersten Mal. Ich persönlich meine allerdings, eine zweite Chance sollte ein Athlet haben.

Das IOC hat den Mannschaftswettbewerb als olympische Disziplin aufgenommen, er ist aber noch nicht einmal WM-Disziplin …

Es ist vorgeschlagen, sowohl den Mannschaftswettbewerb als auch die 100 Meter ins WM-Programm aufzunehmen, und ich habe keine ernsthaften Zweifel, dass das so kommen wird.

Wird das Mannschaftsrennen bei Olympia auf die gleiche Weise ausgetragen wie in der zurückliegenden Weltcupsaison, also Läufe in Paaren und anschließen ein Klassement nach Zeiten?

Das zu präzisieren, ist Sache des Technischen Komitees, möglicherweise gibt es mehrere Entscheidungsrunden. Die Distanz wird sicher beibehalten, also 8 Runden bei den Männern und sechs bei den Frauen. Prinzipiell ist es so, dass es vor Olympia auf irgend eine Weise eine Qualifikation geben muss, denn bei den Winterspielen werden nicht mehr als acht Mannschaften laufen.

Im Shorttrack gibt es einen interessanten Vorschlag Italiens, die Runde von 111 auf 100 Meter zu verkürzen, um außen mehr Platz zu haben im Falle eines Sturzes, auch, um gegebenenfalls die Polsterung an der Bande zu erweitern.

Ich bin kein Shorttrack-Experte, das ist ein interessanter Ansatz. Ich persönlich hätte noch eine andere Idee. [Panow zeichnet eine trapez-ähnliche Runde mit zwei spitzen und zwei stumpfen Kurven] Sehen Sie, in den spitzen Kurven wird Geschwindigkeit herausgenommen, und danach ist Platz zum Beschleunigen und Überholen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Stimmen aus Deutschland zu den vorgeschlagenen Regeländerungen

Gerd Zimmermann, DESG-Präsident und ISU-Vizepräsident
Ein noch härteres Durchgreifen bei Fehlstarts halte ich für richtig. Man muss die Verzögerungen im Wettkampfablauf so gering wie möglich halten. Allerdings halte ich objektivere Mittel zur Entscheidung über einen möglichen Fehlstart für notwendig, zu viel ist noch Ermessenssache.

Die Abschaffung der 10 Kilometer bzw. bei den Damen der 5 Kilometer halte ich nicht für aussichtsreich. Wohl gibt es Nationen, die dies wünschen, möglicherweise kommt der Vorschlag aber gar nicht zur Abstimmung, weil der Antrag nach meiner Information voraussichtlich zurückgezogen wird. Man wird sicher noch einmal über eine weitere Reduzierung des Feldes nachdenken. Für Massenstarts auf diesen Strecken ist die Zeit aber noch nicht reif.

Nach meiner Auffassung sollte man auch die B-Gruppen-Rennen aus den Weltcups herausnehmen. Denkbar ist eine separate Wettkampfserie für die zweite Reihe mit Auf- und Abstieg, ähnlich wie im Skisport.

Helmut Kraus, DESG-Cheftrainer Eisschnelllauf
Die Aufwertung der Mannschaftsrennen durch Olympia ist eine Riesensache. Sie wurde international von fast allen Trainern sehr positiv aufgenommen. Auch innerhalb Deutschlands stehen wir dem sehr positiv gegenüber. Für etliche Läufer wird das ein zusätzlicher Anreiz sein, sich auf diesem Wege für eine WM oder Olympia zu qualifizieren.

Nach den bisherigen Erfahrungen kommen vor allem Mittelstreckler für diesen Wettbewerb in Betracht, für ausgesprochene Langstreckler sind die gelaufenen Rundenzeiten einfach zu schnell. Natürlich wird es auch verstärkt gemeinsames Training dafür geben. Wer die Chance hat, in so einem Team um Medaillen zu laufen, und sei es um eine zusätzliche Medaille, wird sie, glaube ich, auch nutzen wollen. Da werden sich sicherlich auch Leute, die sonst Konkurrenten sind, zusammenraufen. Alle entsprechenden Vorabsprachen waren positiv.

Günter Schumacher, DESG-Sportdirektor und Vorsitzender der ISU-Trainerkommission
Die Austragung der Mannschaftsrennen bei Olympia findet ja an zwei Tagen statt, an genau den Tagen nämlich, die durch die Austragung der 500 Meter der Damen und Herren an jeweils einem Tag statt an zwei freigeworden sind. Viele Trainer und auch ich favorisieren eine Austragung wie folgt: Vorrunde zur Ermittlung einer Zeitrangliste, dann weiter im K.-o.-System mit Viertelfinale, angesetzt nach den Zeiten Nr. 1 gegen Nr. 8, Nr. 2 gegen Nr. 7 usw., und am zweiten Tag Halbfinale und Endlauf, ggf. dazwischen Platzierungsläufe. In diese Richtung arbeitet auch das Technische Komitee.

Die Austragung der 100 Meter hat sich vom Regelement her bewährt. Hier wurde ein spannendes Event geschaffen, das aus meiner Sicht auch ausgezeichnet in den Medien rüberkommen könnte. Was hier noch verbessert werden muss, ist die Information der Läufer innerhalb des laufenden Wettkampfs und die der Zuschauer durch den Stadionsprecher.

Die rege Beteiligung von Trainern aller teilnehmenden Nationen bei unseren Treffen am Rande der WM hat gezeigt, auf wie großes Interesse die begonnenen und geplanten Neuerungen stoßen und wie intensiv sich die Trainer damit auseinandersetzen. Es waren absolut fruchtbare Zusammenkünfte, die auch künftig Impulse für die Entwicklung des Eisschnelllaufs geben.

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