ngx [.info]

Just another WordPress site

Sicherheitsdebatte im Shorttrack

Author: Redaktion Thursday, December 14th, 2006 No Commented Under: Eisschnelllauf

Praus: “Flexible Banden in Dresden wären tolle Sache!”
Ein Denkanstoß zur möglichen Erhöhung der Sicherheit im Shorttrack

Stürze gehören zum Shorttrack ” bei einer so rasanten Sportart mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern, schrägen Kurvenlagen und gewagten Überholmanövern ist das keine Überraschung. Die meisten Stürze enden glimpflich. Doch immer wieder kommt es vor, dass Stürze zu schweren Verletzungen führen. Nicht zuletzt der schwere Sturz des talentierten Dresdner Shorttrackers Thomas Seifert beim Weltcup in Chicoutimi (mehr dazu) hat die alte Debatte neu entfacht, wie man die Sicherheit im Shorttrack erhöhen und das Verletzungsrisiko minimieren kann.

Im Training durch geeignete ßbungen richtig fallen zu lernen und bestimmte Verhaltensweisen zu automatisieren und zu verinnerlichen, ist eine Möglichkeit, das Verletzungsrisiko zu verringern. Zuweilen geht ein Sturz aber so schnell oder kommt so überraschend, dass die richtige Reaktion nicht rechtzeitig möglich ist.

Bei der Ausrüstung der Shorttracker hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Nach der schon früh eingeführten Helmpflicht wurde auch die Halskrause obligatorisch und die Anforderungen an die Schnittfestigkeit der Rennbekleidung sind deutlich gestiegen. Tatsächlich sind Anzahl und Schwere von Schnittverletzungen zurückgegangen. Häufiger als im Wettkampf passieren solche Verletzungen im Training, wenn zuweilen die den hohen Scherheitstandards entsprechende Rennbekleidung nicht getragen wird.

Eine andere wesentliche Gefahrengruppe umfasst Verletzungen bei Aufprall an die Bande. Zwar haben sich auch die Eigenschaften der Schutzmatten in den vergangenen Jahren verbessert. Aber zum einen stehen noch nicht überall die wirksamsten Schutzmatten zur Verfügung, zum anderen kann auch damit ein ungebremster Aufprall mit mehr als 40 Sachen nicht vollständig abgefangen werden. Das war auch beim Sturz von Robert Seifert der Fall, der mit den Füßen voran mit hoher Geschwindigkeit fast rechtwinklig auf die Schutzmatten auftraf. “Vielleicht hätte ein modernes Mattensystem, wie in Calgary oder bei Olympia in Turin praktiziert, eine so schwere Verletzung verhindert”, sagt Seiferts Trainingsgefährte Sebastian Praus, der zugleich Athletensprecher der Shorttracker in der DESG ist.

Was war das Besondere am Turiner Sicherheitskonzept? Der Kern liegt im Verzicht auf eine feststehende harte Bande, wie sie für Eishockeyspiele nötig ist. Für Shorttrack und Kunstlauf ist solche eine Bande nicht erforderlich (in der gleichen Halle wurden in Turin auch die Eiskunstlauf-Entscheidungen gelaufen), die Begrenzung durch stehende Matten ist hier ausreichend. Das bietet für das Shortrack-Mattensystem gleich zwei Vorteile: Erstens kann die Mächtigkeit der Polster erhöht werden, ohne den Innenraum zu verkleinern (eine 50 cm mächtige Dämmung zur Eisseite verringert die Größe des Innenfeldes bereits um 5 Prozent!). Zum anderen geben die Matten im Falle eines Aufpralls nach außen nach, was den Stoß weiter abmindert.

In Sportstätten, an denen nur eine Eisfläche zur Verfügung steht, die sich Eishockeyspieler mit anderen Sportlern teilen, ist solch eine Lösung nicht ohne weiteres möglich. Dort aber, die Eisfläche nicht für Eishockeyspiele genutzt wird oder wo gar zwei Eisflächen zur Verfügung stehen, wäre eine solche Lösung zu überlegen. Im Falle des deutschen Shorttrack-Zentrums Dresden sollte man diese Lösung sogar ganz ernsthaft erwägen, da das im Bau befindliche neue Eissportzentrum der Elbestadt mit zwei Eisflächen konzipiert ist. “Das wäre natürlich eine tolle Sache. Dann hätte man diesen hohen Sicherheitsstandard täglich im Training”, sagt Sebastian Praus. Auch Stützpunkttrainerin Diana Scheibe meint: “Das ist eine gute Idee!” Vielleicht ist es noch nicht zu spät, dies einmal ernsthaft zu prüfen und ggf. zu verwirklichen.

Erfurt macht vor, dass bei zwei Eishockeyflächen eine davon auch ohne feste Bande geht. Ursprünglich hatte man die Hartbande bei dem in der Erfurter Eisschnelllaufhalle gelegenen Eishockeyfeld nur aus Gründen der besseren Sicht für einen internationalen Wettkampf abmontiert. Doch dann verzichtete man auf den Wiederaufbau der Bande, weil sich herausgestellt hat, dass sie nicht unbedingt benötigt wird. Die umbandete Eisfläche reicht ” sorgfältige Planung vorausgesetzt – für Training und Wettkampf von fast einem Dutzend Eishockeymannschaften aller Altersklassen aus. Und Eiskunstläufer haben mit der bandenlosen Fläche ebensowenig ein Problem die die Gäste beim öffentlichen Eislaufen.

“Wir unterstützen jede Initiative, die der Gesundheit der Sportler dient”, sagte DESG-Sportdirektor Günter Schumacher, “für Rückfragen bzw. Sicherheitsüberlegungen stehen wir gern zur Verfügung.”

Klar, Sicherheit ist nicht zum Nulltarif zu haben, und eine flexible Mattenbande gibt’s nicht geschenkt. Aber die Gesundheit der aktiven Shorttracker ist ein zu hohes Gut, als dass man nicht alle greifbaren Möglichkeiten ausschöpfen sollte, um sie noch besser zu schützen. Es wäre eine Investition in die Zukunft Dresdens als bedeutender Shorttrack-Standort.

Comments are closed.