… reifer Wein, Rekord-Eis, mehr Podestplätze im Visier, geladenes Magazin…
Berlin war eine Reise wert für die vielen Eisschnelllauf-Fans, die vor allem am zweiten und am dritten Weltcup-Tag beste Stimmung am Oval verbreiteten. Kein Wunder: In guter Form zeigten sich auch die Eismeister im Sportforum von Hohenschönhausen, die mit einem schnellen Untergrund die Voraussetzungen für Top-Leistungen und extrem spannende Rennen legten. So konnte der Auftakt in den Kufen-Winter gelingen.
Persönliche Bestleistungen und spannende Entscheidungen verzeichneten auch die deutschen Athleten. Zum Beispiel Stephanie Beckert. Die 20-jährige Erfurterin überraschte in 4:09,90 min. über 3000 m, steigerte ihre drei Jahre alte Bestleistung gleich um rund 2 Sekunden und strahlte vor Glück über Platz 9. Sonnenschein-Stimmung auch bei Monique Angermüller, die als 12. über 1500 m sowie als 8. auf ihrer Lieblingsdistanz über 1000 m gewissermaßen Blut geleckt hat. „Ich komme der Weltspitze immer näher“ und auch Frauen-Cheftrainer Markus Eicher glaubt, „dass bald die erste Weltcup-Podestplatzierung fällig sein könnte“.
Im Fokus – auch der TV-Kameras – standen Claudia Pechstein und Daniela Anschütz-Thoms. „Pechi“, von einer Muskelverletzung zunächst gestoppt, resümierte nach ihrem 5. Platz im 3000-m-Lauf, dass die „Entscheidung, mich vor Berliner Publikum zu zeigen“, richtig gewesen ist. Und was ist mit „Schützi“ los? Die Erfurterin wird immer besser – „es ist wie beim reifen Wein“, meinte ihr Heim-Trainer Stephan Gneupel und strahlte nach ihrem überraschenden 2. Platz hinter der herausragenden Tschechin Martina Sablikova.
Jenny Wolf wurde – trotz ihrer ersten „Niederlage“ nach zehn siegreichen 500-m-Weltcupläufen – von über 2000 Besuchern begeistert gefeiert. „Jetzt wird es richtig spannend“, freute sich die Lokalmatadorin sogar über die starke Konkurrenz der Chinesin Beixing Wang, die nach dem hauchdünnen Kopf-an-Kopf-Rennen am Samstag gemeinsam mit der Deutschen das Rennen analysierte und meinte: „Wir verstehen uns sehr gut.“ Schön, dass im Leistungssport Platz für solche Szenen besteht. Gleichstand herrscht nach den ersten beiden Weltcuprennen auf der kurzen Distanz. „Das Magazin für das Duell der Saison ist geladen“, lieferte Teamleader Helge Jasch gleich eine medien-konforme Headline.
Frank SteinerIm Schatten der DESG-Frauen und ihrer eigenen Leistungsfähigkeit blieben die meisten Männer in den neuen, rotschwarzen Rennanzügen. Die Weltcup-„Frischlinge“ Frank Steiner und Patrick Beckert zählten zu den positiven Überraschungen. Platz 4 für Jörg Dallmann im B-Lauf über 1500 m war ebenfalls ein Erfolg. Tobias Schneider oder Stefan Heythausen hatten sich mehr erhofft, ebenso Samuel Schwarz auf seiner Lieblingsstrecke über 1000 m. Aber dann drehten Trainer Bart Schoutens „Jungs“ wieder mal richtig auf – im Team Pursuit verpassten sie den Sieg nur um 8 Hundertstelsekunden. Ende gut, alles gut. Und die Damen (Lucille Opitz, Daniela Anschütz-Thoms, Claudia Pechstein) schrammten fast ebenso hauchdünn (17 Hundertstel) am obersten Podest vorbei. Die Niederländerinnen gewannen. „Mal schauen, ob wir nächste Woche nicht noch die fehlenden Sekundenbruchteile finden“, hofft Markus Eicher auf die Revanche beim „Auswärtsspiel“ in Heerenveen vom 14. bis 16. November, der zweiten Weltcup-Station.