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München – Johannesburg

Author: Gastauthor Tuesday, December 7th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf, Sportler Tagebuch
DESGphoto Moritz Geisreiter DESGphoto / L. Hagen

Geplante Anfahrt per PkW zum Flughafen: Zweieinhalb Stunden- „Auf Nummer sicher, wegen des Wetters“. Die Berliner und Erfurter treffen, gemeinsamer Check-in und Abfertigung am Flughafen: Geschätzte weitere eineinhalb Stunden- „Vorsichtshalber. Wer weiß, wer wieder länger braucht…“ Noch etwas Puffer dazu, für alle Fälle- „Kein Ahnung, ob noch was dazwischen kommt“. Das ergab eine Abfahrtszeit von 16:30 Uhr aus Inzell. Alles klar, so wird es sicher klappen mit unserem Flug um 20:50 Uhr in den Südafrikanischen Sommer… Dachten wir. Doch wir hatten uns geirrt, und zwar gewaltig. Ein Reisebericht von Moritz Geisreiter.

Die Umstände waren wirklich widrig; anhaltendes Schneetreiben in ganz Bayern, Schneefahrbahnen weit und breit und die bedrohliche Meldung der Radiosprecherin schon kurz nach der Abfahrt, dass „Fahrzeuge auf den bayrischen Autobahnen fast nur noch im Schritttempo“ vorwärts kämen. Na sauber. Doch die Besatzung des Inzeller Busses bestehend aus Markus Eicher, mir, Chauffeur Georg Lisowski sowie dem EicherPhone mit frisch geladenem Akku konnte soweit gelassen bleiben. Wir waren noch im grünen Bereich.

Bis zur Ostumfahrung von München lief es tatsächlich passabel. Die Fahrt durch dichten Schnee, hängengebliebene LkW und einige Kilometer zähfließenden Verkehr nagten zwar an unserem zeitlichen Puffer, doch es sah noch gut aus. Eine Hiobsbotschaft kam indes aus Berlin. Der Flughafen München konnte aufgrund des Wetters nicht angeflogen werden. Mattschi, Isi, Bente und Robert hatten keine Chance, es zu unserem gemeinsamen Flug zu schaffen. Außerdem wurden immer mehr Flüge von München abgesagt. Unserer mit der Nummer SA 265 stand zum Glück noch auf der Liste. Antje Jasch wurde eingeschaltet, um uns im Viertelstundentakt live mit Neuigkeiten zu versorgen.

Dann stand der Inzeller Bus. Keine halbe Stunde vom Flughafen ging nichts mehr, Stau. Fast zeitgleich erfuhren wir, dass es die Erfurter nicht rechtzeitig schaffen würden, weil sie auf dem Weg nach München ebenfalls feststeckten. Das EicherPhone glühte. Der ungefähr 20ste Anruf auf dieser Fahrt war dann ein erfreulicher: Antje teilte mit, dass unser Flug verspätet sei. Inzell hatte wieder Hoffnung, zumal es nun auch wieder weiter ging und wir die letzten Kilometer zum Flughafen preschten. Endlich dort angekommen, checkten wir ein und mussten auch schon zum Gate- nur zwei von dreizehn Personen hatten es zum Flug SA 265 geschafft. Auf dem Weg scherzten Markus und ich über die festsitzenden Passagiere der gestrichenen Flüge, die, auf zahllosen Feldbetten auf den Gängen verteilt, missmutig einer unbequemen Nacht im Flughafen entgegensahen. SA 265 sollte nach wie vor starten. Doch eine Verschiebung folgte auf die andere. Würden es die Erfurter vielleicht doch noch schaffen? Per Telefon wurde erneut beraten und kalkuliert. Das Eicher-Phone schuftete- vergeblich. Kurz nach Mitternacht wurden wir schließlich aufgerufen, in unser Flugzeug zu steigen. Die Erfurter waren nicht hier. Dass die Freude nicht lange währte, ist nicht ganz richtig. Ganze zwei Stunden saßen wir immerhin schon auf unseren Plätzen, bis uns eröffnet wurde, dass ein Enteisen unmöglich sei und somit auch der Flug SA 265 gestrichen werden müsse. Zonk!

Um kurz vor drei Uhr morgens gesellten wir uns also todmüde und ziemlich kleinlaut unter die Feldbettschläfer, ergatterten jeder noch eine freie Pritsche und suchten unter hauchdünnen Lufthansadecken etwas Schlaf. Der zweite Anlauf am folgenden Tag gelang und um kurz vor Mittag ging es für Markus und mich tatsächlich nach Johannesburg, wo uns hochsommerliche Temperaturen erwarten sollten. Das Eicher-Phone brauchte jetzt erstmal eine Steckdose. Der Akku war leer.

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