Klaus Ebert: Der Sprint-Macher
Jetzt in Berlin und schon zum zweiten Mal in diesem Sommer auf dem Eis. Es läuft gut in Sachen Olympia-Vorbereitung für den besten deutschen Eisschnell- läufer Nico Ihle. Zusammen mit Bruder Denny legt er sich im Sportforum in die Kurve, an der Bande kontrolliert und koordiniert Klaus Ebert das schnelle Sachsen-Duo. „Bisher blieben alle gesund, es gab keine Verletzungen – und in Sachen Kraftwerten haben wir zwei Wochen Vorlauf gegenüber dem vergangenen Jahr.“ Ebert spricht in der Regel über seine Schützlinge, selten über sich. Dabei hat er, in Absprache mit dem Sportdirektor, sein Pensionärs-Dasein verschoben. Er betreut die beiden Sprinter bis zu den Olympischen Spielen. „In aller Sachlichkeit“ habe er sich mit den beiden Ihles besprochen. „Sie kennen meinen Arbeitsstil.“ Und der heißt: im Sommer die Grundlagen für den Winter legen. Zum Beispiel mit intensivem Radtraining. Da das Chemnitzer Rund derzeit renoviert wird, mussten die liebgewordenen gemeinsamen Einheiten mit den besten deutschen Bahn-Experten ausfallen. Aber Klaus Ebert fand einen rund 1000-m-langen Berg, der für regelmäßige Tests genutzt wird. Im Schnitt 500 Watt, im Spitzenbereich bis 1000 Watt treten die Eisschnellläufer. „Denny ist meist ein Stückchen vorneweg, er legt sich unglaublich rein.“ Auf dem Eis steht er häufig im Schatten des „kleinen Bruders“, nun gibt er den Ton an – für beide Seiten eine positive Ergänzung.
Im letzten Winter hatte sich Denny Ihle, trotz OP-Nachwirkungen, wieder „rangetastet“ (Ebert) „Jetzt sucht er die Bestätigung.“ Und das Ziel heißt: Qualifikation für die Spiele in Südkorea. „2xIhle in Gangneung“, das wär‘ ein Ding – wobei der Coach Nico dann vieles zutraut. Vor allem, weil der 500-m-Vizeweltmeister auch über 1000 Meter Chancen auf das Podest hat. Das System aber basiert auf der kurzen Sprintstrecke. „Deshalb waren die 1500 m nie ein Thema. Wir wollen vorne schnell sein. Es ist ein Prozess von Jahren, dass man sich dann an die 1000 Meter ran arbeitet.“ Entsprechend wurde zuletzt beim Kilometerbolzen auf dem Bike versucht, das Stehvermögen zu verbessern.
Viele Retuschen gibt es nicht, beim Ebert & Ihle-Programm. Das Pensum mit weiteren Einheiten zu „übertreiben“ wäre wenig zielgerichtet. Und so folgt nach der Berliner Eis-Expedition ein vierwöchiges Heimspiel. Der Trainer nennt das den „Chemnitzer Plan.“ Die Brüder wohnen zuhause bei ihren Familien. Partnerinnen, Großeltern und Verwandte helfen mit bei der Organisation. Es funktioniert wie ein Uhrwerk, die Komponenten greifen ineinander. „Eigentlich wie ein Lehrgang, auch am Wochenende ist Training angesagt. Gekocht wird zuhause, wir sparen sogar ein Haufen Geld – und ein Nachteil ist dieses System kein bisschen.“ Suchen Sie mal bei Wikipedia nach Eintragungen über den Erfolgstrainer Klaus Ebert – kaum was zu finden. „Das ist auch gut so“, meint der 65-Jährige. Seine eigene Karriere auf Kufen sei „unbedeutend“ gewesen. 1972 schlug er die Trainer-Laufbahn ein, zuerst im Juniorenbereich, ab 1985 bei den Senioren. „Aber niemals im Sprintbereich.“ Ebert führte die Langstreckenläufer Frank Dittrich und Jens Boden über 5000 und 10 000 m zu Medaillen, „wovon wir selbst nicht zu träumen gewagt hatten“. Er betreute Gunda Niemann-Stirnemann, die 2001 Weltmeisterin mit Weltrekord wurde. Und drückte anschließend die „Tempo-Taste“. In Zusammenarbeit mit Bundestrainer Thomas Schubert („von dem ich viel lernte“) kniete sich Klaus Ebert in den Sprintbereich hinein. Strecken, früher im deutschen Eisschnelllaufen weniger prominent besetzt, rückten – auch durch Samuel Schwarz – in den Fokus. Heute sind die flotten Jungs der DESG in der Weltklasse angekommen. Im Team-Sprint gab es Medaillenplätze im Weltcup, Nico Ihle gelang der Griff nach den Sternen. „Das reiht sich in die Ergebnisse mit Frank (Dittrich) mit ein“, sagt Klaus Ebert in bekannt zurückhaltender Manier. Um sich unverzüglich wieder Richtung Kraftraum zu begeben. Ganze Berge „heavy metal“ warten in der Folterkammer auf die Ihle-Brothers.
Quelle: DESG
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