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Freude und Leid eng beieinander

Author: SSN Monday, February 15th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf, Olympia
DESGphoto Stephanie Beckert DESGphoto / L. Hagen

Das gestrige 3000m der Damen im Richmond Oval war an Spannung und Dramatik kaum noch zu überbieten. Zunächst legte die Top-Favoritin Martina Sablikova aus der Tschechischen Republik eine fantastische Zeit vor, dann kam es zu einer Verzögerung, ausgelöst durch einen (vergeblichen) Protest der Niederländer, die die letzten Paarungen (mit Ireen Wüst) wegen “angeblich fehlerhafter Eisbereitung” benachteiligt sagen und das niederländische Fernsehen NOS sogar von einem “Eisacker” sprach.

Doch dann kam die Stunde von Stephanie Beckert, die das umsetzte was Bundestrainer Markus Eicher zuvor voller Zuversicht und Optimismus verkündet hatte: “Die Mädels sind topmotiviert nach dem Motto: Wenn nicht heute, wann dann?”

Im direkten Duell gegen die Kristina Groves sah es über Teile des Rennens aber so aus, als ob die 22-Jährige nicht mit der Kanadierin mithalten könne. In der letzten Runde setzte die von Trainer Stephan Gneupel betreute Erfurterin jedoch zum Schlussspurt an. Angefeuert von ihrem Trainer und den mehr als 7000 Zuschauern im Richmond Oval bezwang sie die Kanadierin auf der Zielgeraden und belegte in 4:04,62 Platz 2.

Die letzte Paarung, in der sich Daniela Anschütz-Thoms und Ireen Wüst gegenüber standen, brachte dann die Entscheidung. Nach dem (leider fast schon zu erwartenden) Fehlstart durch Ireen Wüst, lag Daniela Anschütz-Thoms weite Teile des Rennens auf Silberkurs. In der Schlussrunde hatte die Erfurterin und Team-Olympiasiegerin von Turin jedoch nichts mehr hinzuzusetzen und kam in 4.04,87 auf Platz 4.

DESGphoto Daniela Anschütz-Thoms DESGphoto / L. Hagen

Nach dem Rennen lagen Freude und Trauer im deutschen Team sehr eng beieinander. Während die Leistung von Stephanies großem Vorbild, Gunda Niemann-Stirnemann, mit den Worten: “Sensationell!” kommentiert wurde und Stephanie bei den anschließenden Interviews immer wieder “Das alles ist der Wahnsinn! So richtig glauben kann ich es noch nicht”, sagte, war die Trauer und Fassungslosigkeit bei Daniela Anschütz-Thoms grenzenlos. “Ich habe die Scheiße einfach an der Backe kleben”, sagte die 35-jährige die bislang noch keinen großen Einzelerfolg in ihrer Karriere verbuchen konnte und diesmal wieder nur mit drei Hundertstel an einer Medaille vorbei geschrammt war.

Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllaufgemeinschaft (DESG), fand dann auch bei der Pressekonferenz im deutschen Haus die passenden Worte für beide Läuferinnen: “Natürlich ist das grandios, was Stephanie geleistet hat. Aber mein Respekt für Daniela ist genauso groß.”.

Beide Sportlerinnen werden in den kommenden Tagen noch weitere (Einzel)Auftritte in Richmond haben und gemeinsam im Team starten. So kann Daniela Anschütz-Thoms am 22. Februar ihre Chance auf eine Medaille über 1500m vielleicht nutzen und Stephanie Beckert am 24. Februar über die 5000m. Hier gilt sie neben Martina Sablikova als Mitfavoritin – und die Tschechin sieht Stephanie nach deren Weltcup Erfolgen und nicht zuletzt wegen des gestrigen Ergebnisses, längst als ihre ärgste Konkurrentin auf dieser Strecke: “Stephanie ist großartig, und ich glaube, sie wird auch über 5000 Meter meine größte Rivalin sein.”

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