ESL: Sprint-WM 2007 in Hamar
1. Tag, Damen: Anni nach 1000-m-Sieg in Führung / Wolf mit 500-m-Bahnrekord
Die Berlinerin Jenny Wolf (Bild) gewann die ersten 500 Meter in hervorragenden 37,88 Sekunden, die Bahnrekord bedeuten, und verwies Shinya Shihomi (Japan/38,29) und Swetlana Kajkan (Russland/38,32) klar auf die folgenden Plätze. Doe über 1000 m favorisierte Anni Friesinger lief in persönlicher Saisonbestzeit von 38,32 auf Platz fünf (vor weiteren WM-Medaillenkandidaten) und hielt damit in der WM-Entscheidung alles offen. Die Erfurterinnen Pamela Zoellner (39,08) und Judith Hesse (39,16) kamen auf die Plätze 16 und 19.
Mit ihrem 1000-m-Sieg in persönlicher und europäischer Jahresbestzeit von 1:15,12 min setzte sich Anni Friesinger (Bild rechts) nach zwei von vier Distanzen an die Spitze des WM-Klassements, und das schon mit einem kleinen Polster von 0,6 Punkten vor Ireen Wüst (Niederlande), die über 1000m in 1:15,29 min Zweite war. Dritte ist momentan Chiara Simionata (Italien). Jenny Wolf, nach 600 m mit der zweitbesten Zwischenzeit noch ausgezeichnet im Rennen (45,8 s – nur Friesinger war hier in 45,7 s schneller), stürzte sie auf der Schlussrunde. Weil sie auch danach noch außerhalb der Bahnmarkierung lief, wurde sie disqualifiziert. Mit persönlichen Saisonbestmarken kamen Zoellner (1:17,51) und Hesse (1:17,84) über 1000 m auf die Plätze 14 und 19, bei “Halbzeit” rangieren sie auf den Plätzen 18 und 19.
“Anni war superschnell und hat als einzige Titelanwärterin auf beiden Strecken überzeugt”, sagte DESG-Teamleiter Helge Jasch, “entschieden ist noch nichts, aber ist auf einem sehr guten Kurs Richtung WM-Titel. Jennys Sturz allerdings ist mehr als ärgerlich. Zum einen war sie sehr schnell unterwegs und hätte sicher auch einen WM-Spitzenplatz schaffen können, zum anderen müssen wir jetzt um den vierten WM-Startplatz 2008 bangen. Dafür müssen zwei unter die ersten 16, ich hoffe, Pamela oder Judith kann das noch schaffen.” Jenny Wolfs Sturz wurde ausgelöst, weil sie an der 600-m-Markierung an die Zeitmesseinrichtung lief und ins Straucheln kam. Auch Friesinger war nahe an einen Strauchler: “Das war knapp, beim Stolperer nach 80 Metern hatte ich ganz schön Dusel”, meinte sie nach ihrem schnellsten 500-m-Rennen der Saison. “Ich bin sehr zufrieden mit dieser Zeit. Das war ein schöner Tag, aber es ist noch nicht vorbei. Auch am zweiten Tag muss jeder Schritt sitzen.”
1. Tag, Herren: Finne Koskela in Führung / Deutsche mit Bestleistungen
Der Finne Pekka Koskela (Bild) gewann die erste Vierkampf-Distanz. Für die 500 m benötigte er 34,80 Sekunden – schneller war in diesem Jahr bislang nur Lee kang-Seok, der auf Rang vier liegt (35,11). Die deutschen Sprinter unterstriichen mit neuen persönlichen Bestleistungen ihre Aufwärtstendenz, auch wenn dies noch nicht für Topplätze reicht. Samuel Schwarz kratzte in 36,09 Sekunden an der 36-s-Marke (bisher 36,36), Jan Friesinger lief 36,21 s (bisher 36,35).
Die erste 1000-m-Distanz gewann in 1:08,41 mit Shani Davis (USA) der Weltrekordhalter auf dieser Strecke vor Lee (1:08,56) und den Niederländer Erben Wennemars (1:08,67). Koskela reichte eine 1:09,03 (Platz 7), um nach zwei Strecken die Führung zu behaupten, allerdings nur ganz knapp vor Lee. Samuel Schwarz (Bild rechts) wurde in neuer persönlicher Bestzeit von 1:10,07 14., Jan Friesinger (1:10,89) 24., nach zwei Strecken liegen sie auf den Plätzen 20 und 27.
Teamleiter Jasch hofft, dass wenigstens einer der beiden noch unter die ersten 16 laufen kann, nur dann hätte die DESG 2008 drei Startplätze. Schwarz’ Abstand zu Platz 16 beträgt 0,13 Punkte – eine durchaus lösbare Aufgabe.
2. Tag, Damen: Friesinger famos – tolle Zeit und WM-Titel / Wolf gewinnt 500 m
Anni Friesinger hat ihrer glanzvollen Karriere einen weiteren Edelstein hinzugefügt. Nach 8 WM-Titeln auf Einzelstrecken, drei im Mehrkampf und einem im Mannschaftslauf komplettierte sie ihre Titelsammlung im “Wikingerschiff” von Hamar mit WM-Gold im Sprint-Vierkampf. Als erstem Eisschnellläufer überhaupt gelangen Friesinger damit Siege bei drei verschiedenen Weltmeisterschaften sowie bei Olympischen Spielen. Friesinger verwies Ireen Wüst (Niederlande) und Cindy Klassen (Kanada) auf die weiteren Medaillenplätze.
Anni Friesinger zeigte auch auf den zweiten 500 Metern eine Top-Leistung (Platz fünf und in 38,30 s noch drei Hundertstel schneller als am Vortag) und gewann dann die 1000 Meter in wiederum starken 1:15,13 souverän. Ihre beiden 1000-m-Zeiten (am Vortag war sie ein Hunderstel schneller) sind die schnellsten je in Europa und auf einer Tieflandbahn gelaufenen 1000-m-Zeiten. Friesinger: “Das war ein Super-Wochenende. Ein Traum. Jetzt wird kräftig gefeiert!”
Auch Jenny Wolf zeigte noch einmal ihre Klasse. Nach ihrer Disqualifikation über die 1000 m des Vortages zwar nicht mehr in der WM-Wertung, aber mit 38,07 Sekunden war sie über 500 Meter erneut nicht zu schlagen. Kleine Milchmädchenrechnung: Über die kurzen Distanzen holte Wolf 75,95 Punkte, Bronze gab’s für 153,378 Punkte. Sie hätte also für eine Medaille über 1000 m um die 1:17,4 laufen müssen, also fünf Zehntel schneller als bei den “Deutschen” Ende Dezember in Berlin – aber über 500 Meter war sie ja sogar weit mehr als fünf Zehntel schneller. Möglicherweise war aber genau diese Aussicht mit Schuld am Malheur des Vortags: “Ich bin mit der Zeitmessung kollidiert. Sowas darf nicht passieren. Ich war wohl zu sehr in Gedanken, wie weit nach vorne ich hier hätte kommen können”, meinte Wolf. Schade, Jenny!
Die Nichtklassierung der Berlinerin im Schlussklassement ist um so ärgerlicher, da Pamela Zoellner und Judith Hesse als 17. und 18. die Top-16 knapp verfehlten. Damit hat die DESG bei den Sprint-WM 2008 in Heerenveen nur drei statt vier Startplätze. “Ein Vorwurf an die beiden ist aber fehl am Platze”, sagte Eisschnelllauf-Teamleiter Helge Jasch, “beide haben sich angesichts vorangegangener Erkrankung bzw. Verletzung bestmöglich präsentiert, sind über 1000 m sogar Saisonbestzeiten gelaufen.”
2. Tag, Herren: Lee fängt Koskela noch ab / Schwarz stark
Eine Zentimeterfinale gab es in der Titelentscheidung der Herren. Im allerletzten 1000-m-Paar lief der nach ein, zwei und drei Distanzen führende 500-m-Doppelsieger Pekka Koskela (Finnland) rund eine Zehntelsekunde zu langsam und musste Lee Kyu-Hyeok (Südkorea/Bild) damit den Titel überlassen – ein Sieg der Konstanz auf beiden Distanzen, denn Lee hatte keinen Streckensieg (4-2-3-2). Bronze gewann Shani Davis (USA), der in beiden 1000-m-Rennen vorn war. Seine 1:08,38 sind zugleich Jahresweltbestzeit.
Eine tolle Leistung zeigte der Berliner Samuel Schwarz, der über 1000 Meter seine persönliche Bestleistung noch weiter steigerte und mit 1:09,73 als erst vierter Deutscher überhaupt unter 70 Sekunden blieb (nach Künzel, Gillarduzzi, Breuer). Schwarz’ Vor-Saison-Bestzeit lag mit 1:11,70 zwei Sekunden höher – und als Elfter auf den zweiten 1000 m lagen noch ganze 1,35 Sekunden zwischen ihm und dem Sieger. In der WM-Gesamtwertung wurde es leider nur Platz 17; Jan Friesinger wurde 23. im Feld der 38 Starter. Am 16. Platz, der drei DESG-Startplätze bei den Sprint-WM 2008 bedeutet hätte, fehlten Schwarz am Ende ganze neun Hundertstel …