EM-Zeiten fast wie in der Halle
Drei Tage in der alternativlos majestätisch gelegenen Freiluft-Arena auf dem Rittner Hochplateau, die Zuschauer erlebten mal wieder einen Eisschnelllauf-Plausch. Mit zwei Openair-Weltrekorden, guter Stimmung. Und die deutschen Eisschnellläufer hatten ihren Anteil am Erfolg der Eis-Sause in Südtirol, was so gar nicht unbedingt erwartet worden war. Nico Ihle und Joel Dufter kamen als Fünfter und Siebter im Sprint in Medaillennähe. Roxanne Dufter erreichte im großen Vierkampf das Finale der besten acht Euro-Skaterinnen. Bei den Herren flirteten Lukas Mann als Novize und Felix Maly bei seiner zweiten EM-Teilnahme, mit dem Einzug in den Achtkampf über die 10 km. Coach Daan Rottier hatte durchaus Grund zur Freude. „Ja, wir können zufrieden sein.“ Vier Wochen vor der WM ein guter Formtest. Doch das Saisonziel Nummer 1 steht erst bei den Titelkämpfen in Inzell auf dem Programm.
Nico Ihle meldete sich stark zu Wort an diesem Wochenende: Platz 3 in der zweiten Streckenwertung über 1000 m, dafür gab es Blumen auf dem Podium. „Das ist schon eine Bestätigung und Motivation für die nächsten Aufgaben.“ Dann habe man mehr als Top-Ten-Plätze im Visier. „Obgleich die Konkurrenz noch stärker geworden ist, eher ungewöhnlich für einen nacholympischen Winter.“ Auch in Klobenstein ließen es vor allem die niederländischen und russischen Kufenflitzer richtig krachen. Man glaubte zuweilen gar nicht mehr auf einer Offenen Bahn mit Windeinflüssen zu sein, beim Blick auf die flotten Zeiten.
Erstmals im Fokus: Lukas Mann (19), der die Stelle von Patrick Beckert im 4-Strecken-Race eingenommen hatte. Logisch sei er nervös gewesen – vor dem Debüt auf der ganz großen internationalen Bühne: im Mehrkampf bei seinem „Schnupperkurs“ in einem Wettkampf u.a. mit Schaatser-Legende Sven Kramer (der am Ende auch gewann), gestand der Berliner. „Aber dann waren alle Läufe richtig gut.“ Seine Top-Zeit überhaupt in Europa im Sprint, über 1500 m auch nur eine Sekunde von der eigenen Bestmarke entfernt, über 5000 mit konstanten Zeiten, die bis zuletzt 32-er-Runden ermöglichten. Da nickte Daan Rottier anerkennend. „Er hat das Konzept gut umgesetzt und ist ein Mann für die Zukunft.“
Und Lukie hat sich an die frische Luft gewöhnt, gut so, denn auch sein Saison-Höhepunkt, die Junioren-WM, findet unter italienischer Sonne, in Baselga (Trentino), statt. Kollege Felix Maly zeigt sich nur bedingt zufrieden. Die lange Wettkampf-Pause war sein Handicap. „Jedoch. Platz 18 vor drei Jahren und nun Zwölfter, damit kann ich leben.“ Das stimmte noch konkreter nach dem Damen-Mehrkampf. Roxanne Dufter gelang, womit kaum jemand gerechnet hatte. Beim letzten Rennen über 5000 m noch mit von der Partie. Platz 8, zwar auch dank dem Forfait einer russischen Kontrahentin, aber dennoch eine Ansage Richtung Heim-WM. Dank dem besten 1500-er des Winters, so Coach Danny Leger. Und auch auf der ungewöhnlichen Langdistanz zeigte die Inzellerin, dass die Formkurve – rechtzeitig – nach oben zeigt.
Womit man beim Thema Einzelstrecken-WM wäre. Klobenstein diente vor allem als Anlauf und scharfes Training Richtung Saison-Highlight. Joel Dufter, mal stark über die Kurzdistanz, dann wieder über „seine“ 1000 Meter, formulierte es so: „Jetzt war wichtig, dass es technisch passte – und wir das jederzeit abrufen können. Dass der Dampf noch nicht bei 100 Prozent lag, war klar – doch das kommt noch von ganz allein.“ Dieses Statement würde auch Gabi Hirschbichler unterschreiben. Als Sprint-Elfte erst im letzten Tausender-Rennen aus den Top-Ten gerutscht, meinte die 34-Jährige, dass da noch Luft nach oben sei. Für den final countdown vom 7. bis 10. Februar „dahoam“ in der Max-Aicher-Arena.
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