Eisschnelllauf-Weltcup in Erfurt
1. Tag, Damen: Friesinger mit Weltklasse-Bahnrekord
Mit einem Weltklasse-Bahnrekord von 1:56,10 Min. gewann Anni Friesinger vor 1800 Zuschauern die 1500 Meter beim Erfurter Weltcup und revanchierte sich eindrucksvoll für die 1500 Meter bei den Mehrkampf-WM in Heerenveen, als ihre größte Saisonkontrahentin Ireen Wüst (Niederlande) noch fast zwei Sekunden schneller als Friesinger gewesen war. Diesmal konnte sich Wüst, die zwei Paare vor Friesinger lief, zwar zunächst über die Zwischen-Bestzeit von 1:56,59 Min. freuen, womit sie den alten Bahnrekord Friesingers (1:56,74 von den DM im November) unterbot, doch fünf Minuten später war sie den Bahnrekord wieder los. “Das war endlich mal wieder ein schöner Lauf, der Sieg ist ganz wunderbar”, sagte Friesinger, “die Beine taten weh und die Lunge, aber ein großes Kompliment an das Publikum, das mich hier bis ins Ziel getragen hat.” Die Inzellerin sorgte damit für eine Vorentscheidung im 1500-m-Weltcup. Vor dem letzten Rennen in Calgary, für das der Sieger 150 Punkte bekommt, hat Friesinger genau 150 Punkte Vorsprung. Wüst kann den Weltcup nur noch für sich entscheiden wenn sie in Calgary gewinnt und Friesinger fehlt (oder stürzt) – bei Punktgleichheit entscheidet das bessere Resultat im letzten Rennen. Tolle Leistung auch von Lokalmatadorin Daniela Anschütz-Thoms (ESC Erfurt), die hinter Kristina Groves (Kanada) und Martina SSablikova (Tschechien) Platz fünf belegte und in 1:58,16 haarscharf an ihrer Saisonbestzeit vorbeischrammte. Im Gesamt-Weltcup rangiert Anschütz ebenfalls auf Rang fünf. Lucille Opitz wurde 16., Katrin Mattscherodt 18. und Karoline Zillmann kam in der B-Gruppe auf Rang sechs.
1. Tag, Herren: Kramer setzt Maßstäbe / Siebenter Platz für Weber
Der Niederländer Sven Kramer ist derzeit über 5000 und 10’000 Meter das Maß aller Dinge. Nur eine Wochen nach seinem unglaublichen 10’000-m-Weltrekord von Heerenveen lag er in Erfurt wiederum 23 von 25 Runden auf Weltrekord-Kurs, aber die unglaublichen Schlussrunden von Heerenveen (28,9!) konnte er in Thüringen nicht wiederholen. Auch der Zweite Carl Verhejen (NED/13:03:76) und der Dritte Brigt Rykkja (NED/13:16,59) blieben noch unter Bob de Jongs bisherigem Erfurt-Bahnrekord. Starke Leistung von Marco Weber, der in 13:32,28 (knapp an seiner persönlichen Bestleistung vorbei) Siebenter wurde. Tobias Schneider belegte Platz elf (13:40,75). “Ich hatte nach meinem Sturz von Heerenveen eine Woche kein Eis unter den Füßen, nur gestern ein leichtes Training, so gesehen waren die 10 Kilmeter gar nicht so schlecht”, so der Berliner, “ich wollte einfach noch einen Test vor dem Abflug nach Calgary. Wichtig ist, dass es mir jetzt wieder besser geht.” In der B-Gruppe kam der einheimische Robert Lehmann in 13:47,40 auf Platz zehn, Nico Dorsch und Thomas Schwarz liefen auf die Plätze 16 und 22.
2. Tag, Damen: “‘ne gute Zeit für ‘ne Oma”
Spannende Dramaturgie und Weltklasse-Eisschnelllauf im 5000-m-Rennen der Damen, das mit fast 1700 Zuschauern sehr gut besucht war. Katrin Mattscherodt startete mit neuer persönlicher Bestzeit von 7:11,27 – das reichte am Ende für Platz acht, die beste bisherige Weltcupplatzierung der Berlinerin. Für einen Paukenschlag sorgte Daniela Anschütz-Thoms (Erfurt), die mit dem (zwischenzeitlichen) Bahnrekord von 7:00,49 min sogar die Sieben-Minuten-Marke schrammte. Doch – nicht unerwartet – toppte Martina SSablikova die Zeit und lief in 6:50,39 min wiederum überirdisch (4 s am Weltrekord vorbei). Claudia Pechstein unterstrich ihre ansteigende Formkurve und lief im letzten Paar 6:57,68 und auf Platz zwei. Die Differenz auf SSablikova verringerte sie damit von 12 Sekunden (Klobenstein) über 10 Sekunden (Heerenveen) auf 7 Sekunden (Erfurt). “Ist doch ‘ne ganz gute Zeit für ‘ne Oma”, sagte sie keck gegenüber dem ZDF, “ich habe mich heute ganz gut gefühlt, und es lief auch gut. Ich bin jetzt sehr optimistisch hinsichtlich Cagary und vor allem hinsichtlich der WM.” Auch Daniela Anschütz-Thoms war sehr zufrieden. “Die Zuschauer haben mich Runde für Runde regelrecht getrieben. An die Sieben Minuten habe ich vorher nie gedacht”, sagte sie. Im Mannschaftsrennen ließen Pechstein und Anschütz zusammen mit Lucille Opatz die Stimmung in der Halle nochmals aufbrodeln, als sie in einem tollen Duell mit Russland und dem neuen Bahnrekord von 3:03,98 Min. den Sieg in Erfurt errangen (vor Russland und Japan). Damit steht Deutschland auch im Weltcup-Endklassement auf Platz drei. Nach diesem Klassement wird Deutschland bei den Weltmeisterschaften in den Top vier ausgelost (letzte zwei Paare), wozu noch Kanada, Russland und die Niederlande gehören. Außerdem für die WM qualifiziert: USA (Gastgeber), Rumänien, Polen, Japan.
2. Tag, Herren: Fabris holt sich Sieg und Bahnrekord
Mit dem neuen Bahnrekord von 1:45,50 Min. entschied Olympiasieger Enrico Fabris (ITA) die 1500 m für sich und verwies Erben Wennemars (NED) und Mark Tuitert (NED) auf die Medaillenränge. Ein sehr gutes Rennen lief Samuel Schwarz, der in 1:48,98 Elfter wurde. “Erneut eine Eins-48er Zeit, von der vor dieser Saison nur träumen konnte, das ist ganz stark”, sagte Trainer Jan Coopmans, “er hat sich in der Weltcup-A-Gruppe festgesetzt.” Stefan Heythausen, noch geschwächt von einer Erkältung mit Trainingsausfall, kam in 1:50,13 auf Rang 14. “Das war ncht so toll, aber ich bin froh, dass der Infekt anders als bei Bundestrainer Bart Schouten so glimpflich abgelaufen ist und ich in Calgary wiederangreifen kann”, sagte Heythausen. Zufriedene Miene beim Erfurter Jörg Dallmann: Er mischte in 1:50,09 nahezu die gesamte B-Gruppe auf, nur zwei Kanadier waren schneller. Frank Steiner und Patrick Wirth kamen auf die B-Gruppen-Plätze 10 und 18. Im Mannschaftsrennen gelang dem DESG-Trio ein Husarenstreich. Noch vor dem Rennen war nicht auszuschließen, dass Deutschland die WM-Qualifikation verfehlt – am Ende holten Robert Lehmann, Marco Weber und Tobias Schneider als Vierte genau so viele Punkte, dass man am Ende mit Platz drei das beste Weltcupergebnis der Männer seit Jahren erzielte. Das Rennen von Erfurt gewannen die Niederlande in 3:46,61 (Bahnrekord) vor Schweden, Japan und Deutschland. Nach dem Weltcup-Klassement wird Deutschland bei den Weltmeisterschaften in den Top vier ausgelost (letzte zwei Paare), wozu noch Kanada, Italien und die Niederlande gehören. Außerdem für die WM qualifiziert: USA (Gastgeber), Russland, Schweden, Japan. Die Norweger, die in Erfurt nur Zwölfter wurden, haben den WM-Zug hingegen verpasst. “Das war heute noch nicht unser volles Leistungsvermögen”, meinte Robert Lehmann nach dem Erfurter Teamrennen, “das können wir hoffentlich im rechten Moment abrufen. Nach Platz sieben bei Olympia lautet mein Ziel WM-Platz fünf oder besser. Natürlich träumt man auch von einer Medaille, aber da muss alles passen. Man hat im Weltcup gesehen, wie eng es oftmals auf den Plätzen zugeht.”