Jenny will, Anni will nicht und “Zamboni” kann nicht
Heute Nacht (23:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit) kann Jenny Wolf ihr Ziel erreichen und den Olympiasieg über 2x500m, auf den sie die gesamte Saison über hin gearbeitet hat, erlaufen. Mit viel Routine wollte sie in den vergangen Tagen dem Druck und der Aufregung entkommen – funktioniert hat dieser Plan dann aber doch nicht so ganz bei der als haushohen Favoritin gesetzten Berlinerin: ”Das mit dem Ablenken hat nicht geklappt. Als hier die Wettkämpfe begonnen haben, war ich echt nervös. Jetzt geht es langsam wieder”, sagte Jenny einen Tag vor ihrem großen Auftritt.
Auch Bundestrainer Markus Eicher ist sehr zuversichtlich “dass es klappt”, da die gesamte Vorbereitung der Berlinerin perfekt war: “sie ist sehr konzentriert, aber gleichzeitig auch unglaublich locker”, kommentierte er den Zustand seines Schützlings.
Wenn Jenny Wolf heute Abend auf den Eis steht, so werden unter den Zuschauern im Richmond Oval neben ihren Teamkollegen auch eine Reihe anderer Sportler zu finden sein. So z.B. auch Trainingsnachbar im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen, Sven Felski. Der Eishockey-Spieler der Berliner Eisbären versprach im Vorfeld: “Wenn Jenny läuft, sind wir da. Das habe ich ihr schon gesagt”.
Anni wird nicht zuschauen
Gianni RommeAuf eine Zuschauerin muss Jenny Wolf heute Abend jedoch verzichten. Anni Friesinger-Postma wird nicht im Richmond Oval anwesend sein um ihre Teamkollegin bei deren “Gold-Plan” anzufeuern, sondern konzentriert sich mit Routine und viel Ruhe voll und ganz auf ihre eigenen noch kommenden Lauf: “Ich schau mir die Wettkämpfe bewusst nicht in der Halle an. Selbst vor dem Fernseher werfe ich nur mal kurz einen Blick drauf und schalte dann schnell wieder um. Es kostet mich einfach zu viel Energie.”
Diese Energie wird sie brauchen, wenn sie am Donnerstag über die 1000m an der Start geht, um bei ihren vierten und letzten Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen. “Manchmal zwickt es noch ein wenig, aber die Tendenz bleibt steigend. Wenn das Gelenk warm ist, läuft’s ganz gut. Und das Timing wird immer besser”, sagte Anni, die verletzungsbedingt die gesamte Saison noch nicht in Topform gekommen ist.
Vielleicht bekommt sie aber auch noch unerwartete Unterstützung durch ihren Mann Ids Postma, der eventuell entgegen einer ursprünglicher Planung, doch nach Vancouver fliegen will: “Das würde mir jede Menge Rückenwind geben”, sagte sie.
“Zambonis” wollen nicht
Die Situation, welche sich beim gestrigen 500m der Herren bei der Eispflege zugetragen hat ist an Dramatik aber auch Peinlichkeit kaum noch übertreffen. Alle drei im Richmond Oval verfügbaren Eismaschinen fielen wegen technischer Probleme aus.
Kurzzeitig wurde sogar erwogen das Rennen abzubrechen und am Freitag zu wiederholen. Diese Blöße wollten sich die Veranstalter dann aber doch nicht geben – schon gar nicht vor den Augen von IOC-Präsident Jacques Rogge, der unter den Zuschauern war.
Zu viel Wasser das bei der Eisbereitung auf die Bahn gelangte und diese zu einem “Eisacker” verwandelte, war wohl der Grund für die fast 90-minütige Unterbrechung. Sehr bildlich beschrieb der Niederländer Jan Bos die Eisqualität: “Wenn ich meine Trinkflasche über dass Eis schiebe, rutscht sie im Normalfall zehn Meter weit. Hier fällt sie sofort um.” und der Trainer von Anni Friesinger Gianni Romme kommentierte die Situation mit: “So etwas darf bei Olympia einfach nicht passieren.”
Die Verantwortung für das Versagen von gleich drei Maschinen auf einmal, soll ein US-Autokonzerns tragen der auch als Sponsor bei den Olympischen Spielen in Vancouver auftritt und seine eigenen “elektronisch gesteuerten” Maschinen zum Einsatz bringen wollte. Nach der gestrigen Pleitenserie hat das Organisationskomitee jedoch sofort reagiert und eine “altmodische” Ersatzmaschine aus Calgary geordert. Ob diese jedoch bereits am heutigen Abend zum Einsatz kommen kann, ist eher fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass sie am Mittwoch einsatzbereit steht.