Inzell: Grünes Licht für WM-Gala
Berlin – Erfurt – Inzell sind die „Mekkas“ des deutschen Eisschnelllaufens – doch die traditionelle Anlaufstelle der Kufencracks im Süden der Republik drohte den Anschluss zu verlieren. Zwar wunderschön gelegen, doch ohne Dach. Das dürfte sich ändern. Das Chiemgau erhielt den Zuschlag für die Weltmeisterschaften auf den Single-Strecken 2011 – damit springen die Ampeln auf „Grün“ für das Indoor-Projekt. Hubert Graf, Stadionchef in Inzell, bei bisher zehn WM-Titelkämpfen im Einsatz, nimmt Stellung zu den aktuellen Fragen.
Die Meldung kam eher überraschend: Zuschlag für die Einzelstrecken WM 2011. Gratulation! Verraten Sie bitte, wie Sie und die „Macher“ aus dem Chiemgau den Weltverband (ISU) überzeugen konnten.
Graf: „Wir haben schon sehr frühzeitig die ISU und DESG von unserem Vorhaben informiert, aus zwei Gründen: 2011 wird der DEC Frillensee 50 Jahre alt und eine WM kann unser Hallenprojekt wesentlich unterstützen. Gerd Zimmermann hat als ISU-Präsidiumsmitglied dieses Vorhaben ebenfalls unterstützt.“
Auch das Thema „Dach“ wurde heftig diskutiert. Hinter Ihnen liegt ein langer Weg von Gesprächen, Argumenten. Es hatte nicht immer den Anschein für ein Happy End…
Graf: „Trotz vieler erheblicher Rückschläge sind wir von unserer Linie der sportlichen Notwendigkeit nie abgewichen und haben dies mit Hilfe der DESG und des BEV und besonders durch deren Präsidenten immer wieder belegen können. Erhebliche Unterstützung erhielten wir durch die bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber und Beckstein, welcher sich in einem Schreiben direkt an die ISU wandte. Der CSU-Landesgruppenchef Dr. Peter Ramsauer, MdB war von der ersten Stunde an eingebunden und führte die Verhandlungen mit Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble. Von einem Happy End spreche ich erst, wenn wir die Finanzierungszusagen auch schriftlich haben. Unser Präsident des bayerischen Landtages Alois Glück ist ständig in Kontakt mit uns.“
Bestehen schon Details für den Bau? Wann beginnen die Handwerker – welche Gestalt hat das Dach?
Graf: „Da wir mit dem Probebetrieb im Oktober 2010 beginnen wollen, müssen die ersten Abbrucharbeiten bereits Ende Februar 2009 begonnen werden. Der Zeitplan ist eng, aber möglich. Bezüglich der Dachkonstruktion wird unter mehreren Varianten in den nächsten Wochen eine ausgewählt, die den sportlichen, optischen und insbesondere sicherheitstechnischen Voraussetzungen (Schneelast) entspricht und dabei noch finanzierbar ist.“
Dann wäre die Premiere des Junioren-Weltcups Ende November die letzte hochkarätige Veranstaltung im Freien. Schwingt auch Wehmut mit? Sport unter stahlblauem Himmel, eingerahmt vom Berg-Panorama, begründete auch den Mythos einer Eisschnelllauf-Hochburg.
Graf: „Wir führten sehr erfolgreiche Weltcups und WMs im Freien durch, weil wir oftmals Glück mit dem Wetter hatten. Als aber beim Sprint Weltcup im Dezember 2005 heftige Schneefälle eine reelle Durchführung fast nicht zuließen, wurde von allen Seiten Kritik laut, warum man solch wichtige Veranstaltungen überhaupt an Freiluftanlagen vergebe. Erst beim diesjährigen Weltcup im Februar hat Weltmeisterin Anni Friesinger von einer Eishalle in Inzell „geträumt“. Der Eisschnelllaufstandort Inzell würde ohne Halle trotz seiner lebendigen Geschichte mittelfristig aus dem internationalen und nationalen Wettkampfkalender verschwinden. Eine Schließung wäre nicht aufzuhalten.“
Sollte München den Zuschlag für die Winterspiele 2018 (2010 Vancouver, 2014 Sotschi) erhalten – würde Inzell dann auch profitieren, obgleich man mit einer eigenen Anlage an der Isar plant?
Graf: „Die Winterspiele in München würden Inzell sicher gut tun, da nach meiner Überzeugung etliche Teams Inzell als Vorbereitungsstützpunkt auswählen oder gar die Winterspiele von Inzell aus bestreiten würden. Bei einer Stunde Fahrzeit ist das durchaus möglich.“
Was bietet das Eisstadion jetzt im Sommer – ab wann können sich die Kufenflitzer wieder ins Zeug legen?
Graf: „Im Sommer wird die Bahn für Rollertraining genutzt, insbesondere durch unseren eigenen Nachwuchs mit unseren Talenten Roxanne Dufter und Hubert Hirschbichler. Derzeit nutzt Anni Friesinger das schöne Wetter für ihr tägliches Rollertraining aber auch die Nationalteams aus Russland und Kazachstan haben in Inzell ihr Trainingslager aufgeschlagen. Ab 28. Juni trainiert der gesamte Kader wieder in Inzell, geleitet von Bundestrainer Markus Eicher.“