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Grüße aus Seoul – Teil 5

Author: Redaktion Sunday, March 14th, 2004 No Commented Under: Eisschnelllauf

Matthias Opatz berichtet für desg.de aus Seoul

WM-Tagebuch- Sonntag

Die deutschen Eisschnelllauf-Damen haben in den zurückliegenden Jahren Medaillen gesammelt wie andere Briefmarken. Anni Friesinger und Claudia Pechstein, die auch diesmal wieder jeden Start mit einer Medaille krönten, haben daheim schon eine stattliche Sammlung. So schon es ist, sich an Erfolge seiner Laufbahn zu erinnern, manchmal überlegt man schon: Wann und wo hast du eigentlich diese Medaille gewonnen? Da ist es gut, wenn das auf der Plakette hinten draufsteht.

Bei den WM-Medaillen ist das auf jeden Fall so: Ereignis, Ort und Jahr sind ebenso eingeprägt wie die Distanz. Schön für die Medaillengewinner, doch das bringt auch Probleme. So gab es über 3000 Meter zeitgleich zwei Silber-Gewinner: Anni Friesinger und Gretha Smit. Da wurde improvisiert: Auf den Podest bekam Anni erstmal die bronzene Medaille, für’s Medaillenfoto lieh sie sich kurz mal Grethas silberne. Die “richtige” Silberplakette bekommt sie nachgereicht.

Als sich nun Claudia Pechstein nach der 5000-m-Siegerehrung ihre Bronzemedaille genauer ansah, war da keine 5000, sondern eine 500 graviert. Vielleicht hat der Graveur eine Null vergessen – oder, was wahrscheinlicher ist, auf der 500-m-Medaillen von Ren Hui steht dann eine 5000. Claudia nahm’s nicht schwer: “Naja, dann müssen wir eben tauschen.”

Stimmen aus dem deutschen Team

Anni Friesinger, Weltmeisterin über 1000 Meter
Jetzt hab ich mir ja wieder einen schönen Rucksack für Inzell gemacht! Aber natürlich bin ich super-zufrieden, ich bin einfach vorneweggelaufen, auch in der letzten Runde konnte ich noch tief und geschmeidig laufen, so dass ich es schon im Gefühl hatte, dass eine gute Zeit wird. Heute früh waren mir zwar noch die Beine schwer von gestern und vorgestern, aber das ist mir ja sicher nicht allein so gegangen. Da mein Heimflug morgen recht spät ist, kann ich heute richtig feiern!

Pamela Zoellner, 15.Platz über 1000 Meter
Das war einfach nicht mein Wochenende, ich habe auch keine Erklärung dafür. Und das bei der Weltmeisterschaft, da ist klar, dass ich enttäuscht bin.

Thomas Schubert, Trainer von Pamela Zoellner
Nach dem verkorksten ersten 500 Metern gestern war die WM für Pamela praktisch schon gelaufen. Das hat ihr einen psychischen Knacks versetzt, und sie ist nicht wieder locker geworden.

Claudia Pechstein, Bronzegewinnerin über 5000 Meter
Gold und Bronze, ich glaube, das ist doch genug Grund, jetzt zünftig zu feiern, was Sportler ja bekanntermaßen gut können. Dass die deutsche Siegesserie über 5000 Meter jetzt gerissen ist, tja, man kann den ersten Platz nicht abonnieren, die anderen Läufer haben auch Schlittschuhe und wissen, wie man damit schnell läuft. Klar hab ich alles versucht, um Gold zu laufen, aber Hughes hatte schon eine verdammt gute Zeit hingelegt. Und Gretha Smith hatte am Anfang zwei schnelle Runde und einen Vorsprung, ich wollte aber nicht schon in der Mitte zu viel investieren, das rächt sich am Schluss. Mein Rhythmus war heute nicht so da wie gestern. Als ich aber zwischenzeitlich an der Anzeige meine Zwischenzeit mit Platz vier sah, dachte aber doch, nun aber los, dass Du hier eine Medaille bekommst. Die habe ich bekommen und bin damit glücklich.

Gunda Niemann, Vierte über 5000 Meter
Ich habe alles versucht, aber es hat eben nicht gereicht, die anderen waren schneller. Klar, ich wollte eine Medaille, und ein vierter Platz ist immer ärgerlich, aber insgesamt kann ich mit dieser Saison und mit meinem Comeback zufrieden sein. Ich bin nicht so weit weg von der Weltspitze, und das bestärkt mich auch für die kommende Saison.

Daniela Anschütz, 11. Platz über 5000 Meter
Heute ging es etwas besser als am Freitag über 1500 Meter, aber natürlich ist es nicht das, wo ich hinwill. In dieser Saison war gesundheitlich immer wieder der Wurm drin. Aber ich hoffe, dass auf ein schlechtes Jahr wieder ein gutes folgt.

Frank Dittrich, Sechster über 10’000 Meter
Mit dem Platz bin ich sehr zufrieden, nur über meine Niederlage gegen Grødum ärgere ich mich ein bisschen. Grødum hat einen längeren Schritt, mit dem er mich, vor mir laufend, ein wenig aus dem Rhythmus gebracht hat. Erst als er etwas weggelaufen war, fand ich wieder meinen optimalen Rhythmus und konnte den Abstand wieder verkürzen. Eine kleine Geheimwaffe war heute ein Nasenpflaster, das ich von Rene Taubenrauch bekommen habe. Bei den 5000 war nach zwei Runden meine Nase zu, heute war alles bestens.

Rene Taubenrauch, Siebenter über 10’000 Meter
Also, diese Leistung hatte ich mir fast selbst nicht zugetraut, es ist die Krönung der Comeback-Saison, mit der ich insgesamt sehr zufrieden bin. Ich bin einfach losgelaufen, hatte hintenraus noch Reserven und hab daher das Tempo am Ende noch einmal angezogen.

Stephan Gneupel, Trainer von Rene Taubenrauch und Daniela Anschütz
Eine riesige Leistung von “Taube”. Wenn man bedenkt, dass er nach seiner Pause wegen der Knieoperation praktisch fast bei Null angefangen hat und wo er jetzt schon wieder steht, kann man nur den Hut ziehen.
Für “Schützi” war es eine schwere Saison, jetzt hat sie noch einmal ihr Niveau bestätigt, mehr war in diesem Jahr nicht drin. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand, sondern schauen nach vorn.

Klaus Ebert, Trainer von Frank Dittrich
Ein guter Lauf von Frank, aber eben noch kein sehr guter, denn wenn er seinen Schlussangriff auf Grødum zwei Runden eher angesetzt hätte, wäre noch mehr möglich gewesen. Dennoch eine sehr schöne Leistung zum Abschluss der Saison, von der ich hoffe, dass es nicht seine letzte war. Alle hängt davon ab, welche berufliche Perspektive er neben oder nach dem Sport bekommt. Turin wäre aber noch einmal ein schönes Ziel.

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