„Das Ziel liegt am Ende der Saison“
Es lief nicht optimal für die DESG-Männer beim zweiten Weltcup der Saison in Heerenveen. Keine Top-10-Platzierung für Marco Weber & Co., und dann stürzte Jörg Dallmann in der finalen Runde der Teamverfolgung. Blech statt Edelmetall. Bundestrainer Bart Schouten zieht vor der dritten Station in Moskau am nächsten Wochenende eine Zwischenbilanz.
In Heerenveen hatten sich alle Geister gegen das DESG-Team verschworen. Samuel Schwarz noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, Pech mit beschlagenem Eis, der Sturz im Team Pursuit. Wie analysiert der Trainer mit einer gewissen Distanz die Ereignisse?
Bart Schouten: „Man erkennt, dass wir zwar nicht mit den Platzierungen zufrieden sein können, dass aber die Leistungen im Sprint- und Langstreckenbereich besser sind als in Berlin. Und wir im Team Pursuit, abgesehen vom Sturz, gut gelaufen sind. Die Platzierungen von Samuel Schwarz sind, auch nach seiner Verletzung, besser als letztes Jahr bei den ersten Weltcups. Sein 1000-m-Lauf in Heerenveen war nicht fehlerfrei, er kam trotzdem auf den 14. Platz. Beim 5000-m-Rennen in der A-Gruppe bin ich stolz auf die Art und Weise, wie Weber und Schneider gelaufen sind. Die Fehler, die sie in Berlin machten, haben sie korrigiert. Leider war die Eisbereitung von den Schiedsrichtern falsch geplant, was sie später auch zugegeben haben und im Fernsehen statistisch belegt wurde. Im Team Pursuit haben wir wieder bestätigt, dass wir vorne mitlaufen können. Zur Zeit des Sturzes, in der letzten Runde, lagen wir eine halbe Sekunde vor der Mannschaft, die am Ende Dritte wurde. Eine Medaille war wieder möglich, und ein Sturz kann leider immer passieren. Nach Platz 2 in Berlin letzte Woche, war dies erneut eine Bestätigung der WM-Medaille vom letzten Winter.“
In den Medien zirkulieren Zitate von einem Rückfall auf das Niveau von Eisschelllauf-Entwicklungsländern. Muss man so schwarz sehen – oder sind die jüngsten Ergebnisse auch das Resultat einer Vorbereitungsplanung, die sich eher später positiv auswirken wird?
„Es tut mir leid, dass ich in den Medien falsch zitiert worden bin und sich Menschen wegen dieser aus einem Kontext entnommenen und somit fehlinterpretierten Berichterstattung angegriffen fühlen. Im Interview sprachen wir eigentlich über positive Leistungen jüngerer Läufer wie Moritz Geisreiter oder Patrick Beckert. Auch wenn zur Sprache kam, dass es wenige Teilnehmer gibt bei den Deutschen Meisterschaften, es weniger Kinder im Eisschnelllauf gibt und es nicht einfach ist, Spitzentalente zu finden. Es ist schade, wenn Zitate falsch dargestellt werden. Die Presse sollte objektiv berichten. Aber hier wurde leider ein anderweitiges Ziel verfolgt. Die Strukturen in der DESG und im Herrenbereich mit der A- und B-Mannschaft funktionieren super. In der B-Mannschaft sind die meisten Läufer bereits persönliche Bestzeiten gelaufen. Deutlich wird aber auch, dass wir aus jedem Kind, das in Deutschland in diesen Sport einsteigt, alles herausholen müssen. Wir können uns nicht auf eine Masse von Kindern verlassen, aus der automatisch viele Talente hervorkommen. Diese Masse gab es noch nie und wird es auch nie geben, im Vergleich etwa mit Holland.“
Kann die nächste Weltcup-Station am Wochenende in Moskau eine Entwicklung zum Besseren einleiten? Auch wenn die 10 000 m-Männer kurzfristig in die B-Gruppe verbannt werden?
„Wir haben so geplant, dass wir im Laufe der Saison besser werden und das wollen wir in Moskau beweisen. Das Ziel liegt dann am Ende der Saison: Einzelstrecken-WM in Vancouver, die optimale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. In Moskau werden auch die 10.000 m gelaufen, die Strecke, auf der wir bei internationalen Wettkämpfen die besten Leistungen gebracht haben, mit einer Weltcup-Silbermedaille von Tobias Schneider und drei Top-6-Platzierungen von Marco Weber.“
Wie kann Samuel Schwarz die Pause vor den Sprint-Weltcups in Asien nutzen, um wieder hundertprozentig fit zu werden?
„Eine Unwahrheit, die in einem Medienbericht verbreitet wurde, ist, dass Samuel Schwarz bestraft worden ist und deswegen nicht nach Moskau fährt. Dort werden nur einmal die 1500 m gelaufen, dafür aber viermal die 1000 m in Asien. 1000 m ist seine beste Strecke, und deswegen haben wir bereits am 2. November, gleich nach den „Deutschen“, entschieden, dass er nicht nach Moskau fährt, dafür aber nach Japan und China. Samuel bereitet sich jetzt in Berlin vor. Ein Schwerpunkt ist sein spezifisches Krafttraining, weil das wegen seiner Verletzung etwas zu kurz kam.“