Abschied mit einer Niederlage
Auch im vierten Anlauf war es den Eisschnellläufern nicht möglich dass Berliner Frauenteam OSC beim Eishockeyvergleich in Hohenschönhausen in Verlegenheit zu bringen. Bei den schnellen kurzen Richtungswechseln, sowie im spielerischen Vergleich waren die Frauen des Deutschen Meisters den Schnellläufern deutlich überlegen, die konnten hauptsächlich mit ihrem Kampfgeist überzeugen. Am Ende immerhin acht Tore für die Eisschnellläufer, allerdings deren zwölf für den Deutschen Meister. In diesem Jahr stand das Spiel unter einem ganz besonderen Stern, denn zwei der Protagonisten hatten im Vorfeld ihren Rücktritt erklärt. Für Tobias Schneider und Jörg Dallmann waren die Weltmeisterschaft in Inzell der letzte sportliche Höhepunkt. Zum Abschiedspiel in Berlin-Hohenschönhausen waren dann auch viele Mitstreiter der vergangenen Jahre als Spieler oder Zuschauer gekommen. Robert Lehmann, Denny Ihle, Samuel Schwarz, Marco Weber, Nico Dorsch, Bob de Jong, Andre Unterdörfel und vielen weitere Aktive oder Ehemalige standen gemeinsam mit Tobias und Jörg auf dem Eis, als Zuschauer waren unter anderem Monique Angermüller, Isabell Ost, Jennifer Bay, Bente Kraus, Stefan Heythausen, die Trainer Klaus Ebert, Klaus Knauer, Uwe Sauerteig, Uwe Hüttenrauch sowie viele weitere Teilnehmer des Trainerseminars inklusive des Leiters Gerd Bonke vor Ort.
Mit einer gemeinsamen Feier im Anschluss an das Spiel war dann die Karriere von Jörg Dallmann und Tobias Schneider beendet und ein Stück deutsche Eisschnelllaufgeschichte vorbei. Auch für www.speedskatingnews.info ein ganz besonderer Moment, denn beide waren die letzten verbliebenen aus einem Herrenteam das www.speedskatingnews.info bei seiner Gründung Angang des Jahrtausends vorfand. Zu einer Zeit als die Strategie des Verbandes gänzlich auf die sehr erfolgreichen Damen ausgerichtet war und die Herren sich nicht ganz zu unrecht als bloße Trainingspartner fühlten. Trotzdem gelangen diesem Team einige Erfolge, allen voran die Bronzemedaille des Jens Boden 2002 in Salt Lake City.
Tobias Schneider absolvierte 1994 seinen ersten internationalen Start für Deutschland, als er im Rahmen des Viking-Races in der AK 12 in Heerenveen startete. Der zwei Jahre ältere Jörg Dallmann gab sein Debüt 1995 ebenfalls bei den Viking Races in der AK 15. Dort belegte der Erfurter den vierten Rang, eine Platzierung die er später nur noch selten bei internationalen Wettkämpfen erreichen sollte. Die Junioren-Weltmeisterschaften 1999 in Geithus wurden ein erster Höhepunkt für “Hugo” wie Jörg Dallmann von allen gerufen wurde, Platz fünf im Vierkampf (Sieger Mark Tuitert) waren ein guter Abgesang bei den Junioren. Bereits im Jahr 2000 gab es das Weltcupdebüt für Jörg Dallmann, Platz 26 über 1500 Meter in Berlin. Trotz des großen Kampfgeistes des Erfurters sollte es auf einer Einzelstrecke nie zu einer Topplatzierung reichen, elfte und zwölfte Ränge waren die beste Ausbeute. Besser lief es mit dem Team, in der Saison 2008/2009 wurde beim Heimrennen nur knapp der Sieg verpasst.
Tobias Schneider gab einen weniger glücklichen Ausstand bei den Junioren, er wurde 2001 in Groningen disqualifiziert und beendete die WM unplatziert. Ende 2003 gab der Berliner sein Weltcupdebüt in Heerenveen und belegte immerhin Rang vier in der B-Gruppe über 5000 Meter. Bis zum Sieg von Samuel Schwarz in diesem Winter in Obihiro war der zweite Rang, den Tobias Schneider beim Weltcup 2006 in Moskau errang, des beste deutsche Ergebnis der letzten 10 Jahre. Hinzu kommt noch ein dritter Rang mit dem Team beim Weltcup 2007 in Calgary.
Gemeinsam standen die Beiden im Olympiakader 2006 in Turin. Damals galt die volle Fokussierung dem Teamlauf, den Deutschland auf Rang 7 beendete. Über 1500 Meter reichte es dann aber nur zu den Plätzen 31 (Tobias) und 37 (Jörg).
Bei Weltmeisterschaften gehörten beide schon fast zum Inventar, acht Teilnahmen bei Jörg Dallmann, deren zehn bei Tobias Schneider. Die Bronzemedaille im Team 2008 in Nagano war ohne Frage der größte Erfolg für Jörg Dallmann, Tobias Schneider gehörte ausgerechnet in dem Jahr nicht zum Team, verfehlte in der abgelaufenen Saison als Vierter sowie 2007 als Fünfter zweimal nur knapp mit dem Team das Podium. Bei der Mehrkampf-Europameisterschaft war Tobias Schneider zwischen 2007 und 2009 gleich drei Mal in den Top-Acht Rängen, für das Podium hatte es nie ganz gereicht.
Bei Nationalen Titelkämpfen war der Berliner sechsmal Sieger, zudem errang er vier Titel bei den Junioren. Jörg Dallmann stand 12 mal auf dem Podium bei Deutschen Meisterschaften (2 x Gold) und errang sechs Medaillen (1x Gold) bei Juniorenmeisterschaften.
Der Berliner Tobias Schneider erzielte in seiner Karriere insgesamt fünf Deutsche Rekorde, seine Bestmarken über 3000 Meter und im Großen Vierkampf sind bis heute von keinem Deutschen übertroffen worden. Zwei Rekorde gehen auf das Konto von Jörg Dallmann, seine Leistung im Minivierkampf steht noch immer als Rekordmarke.
Auch abseits des Eises waren beide sehr engagiert und beliebt, was nicht zuletzt die glänzende Beteiligung beim Abschied zeigte.
Beide fallen nach der sportlichen Karriere keinesfalls in ein tiefes Loch. Das Jörg Dallmann kreativ in der Webgestaltung ist, konnte der geneigte Besucher in den letzten Jahren an seiner Homepage erkennen. So kommt es auch wenig überraschend, dass der Erfurter bereits am Freitag ein Studium als Kommunikationsdesigner aufgenommen hat.
Tobias Schneider hatte bereits während seiner sportlichen Karriere an der FH Ansbach den Studiengang BA International Management belegt und wird das Studium nun intensivieren.
www.speedskatingnews.info wünscht beiden viel Erfolg in ihrem weiteren Leben.