ngx [.info]

Just another WordPress site

Shorttrack-Saisonrückblick: Beste Saison in der DESG-Historie

Author: Dirk Gundel Tuesday, April 20th, 2010 No Commented Under: Short Track
DESGphoto Julia Riedel DESGphoto / L. Hagen

Mit der Weltcupqualifikation im niederländischen Den Haag eröffneten die deutschen Shorttracker Anfang September 2009 eine sehr lange Saison, die erst am letzten Märzwochenende ihren Abschluss fand. Das Fazit ist schnell gezogen, sehr viel Licht und nur wenig Schatten, eine großartige Saison der deutschen Shorttracker.

Hier ein kurzer Überblick über die Erfolge:

Olympia: Platz 5 für Tyson Heung, Platz 7 für die Herrenstaffel (bestes Abschneiden bei den Olympischen Spielen überhaupt).

Weltmeisterschaft: Bronze für die deutsche Herrenstaffel, erste Medaille in der Geschichte überhaupt.

Mannschafts-WM: Platz 5 für die Herren (beste Platzierung in der Geschichte), Platz 7 für die Damen.

Europameisterschaft: Gold (Damen) und Silber (Herren) in der Staffel, ein begeistertes Publikum und endlich auch einmal entsprechende Würdigung in den Medien.

Militär-WM: Bronze für Torsten Kröger, Plätze 4 und 5 für Christoph Milz und Christin Priebst.

Weltcup: Bei der Olympiaqualifikation in den USA ragten Robert Seifert (Platz 5 über 500 Meter und die Herrenstaffel (Platz 4) hervor. In der Gesamtwertung waren Rang 14 von Robert Seifert über 500 Meter und Platz sechs für die Herrenstaffel, die besten Ergebnisse.

Starclass: Gesamtsieg für Hannes Kröger, Siege durch Anke Hartmann, Daniel Zetzsche, Hannes Kröger und Torsten Kröger bei den drei Wettkämpfen.

Weniger erfolgreich lief es für den deutschen Nachwuchs.

Junioren-WM: Plätze 8 und 9 für die Staffeln, das Aus (mit einer Ausnahme) jeweils in der ersten Runde in den Einzelentscheidungen

Future Champions Trophy: Silber für Christoph Schubert und die deutsche Mädchenstaffel dazu noch weitere gute Platzierungen, das reichte aber nur zu Platz vier der Länderwertung, weit hinter Italien und Ungarn.

Dass die Shorttracker im internationalen Sportgeschehen noch recht stiefmütterlich behandelt werden, zeigte sich schon im Sommer. Lediglich zwei Wettkämpfe wurden den Sportlern zugestanden um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Hätte man den gleichen Maßstab an andere Sportarten gesetzt, dann wäre so mancher Olympiasieger von Vancouver gar nicht für die Spiele qualifiziert gewesen. Zudem fanden die Qualifikationsrennen bereits drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele statt, die beiden weiteren Weltcuprennen bereits im September. Aus trainingsmethodischer Sicht natürlich eine schwierige Situation.

Die Qualifikationsrennen in Montreal wurden aus deutscher Sicht von einem katastrophalen Kampfrichterurteil überschattet. Die Koreanerinnen versuchten in der Staffel auf der Innenbahn zu überholen, dies misslang und es kam zu Kurvenbeginn zu einer Behinderung der deutschen Staffel. Entgegen aller Regularien wurde die deutsche Staffel disqualifiziert, ein Fehlurteil mit fatalen Folgen. Denn am Ende standen so nur 55 Punkte auf dem Konto und dieser Rückstand konnte beim letzten Weltcup nicht mehr wettgemacht werden.

Für die deutschen Damen ein großer Schock, zumal die Hoffnung auf „Gnade“ des DOSB nicht erfüllt wurde und so zwei der drei errungenen Startplätze für die Einzelstrecken bei den Frauen zurückgegeben werden mussten.

Diesen Rückschlag steckten die deutschen Frauen jedoch eindrucksvoll weg, bei der Europameisterschaft in Dresden präsentierten sie sich in glänzender Verfassung und sicherten sich überraschend Gold im Staffellauf. Dabei musste das Team auf Susanne Rudolph verzichten, die stattdessen mit Medaillenchancen im Mehrkampf das 3000 Meter Finale bestritt. Leider reichten für die Sprinterin auf der langen Strecke die Kräfte nicht, so dass am Ende Platz 8 im Mehrkampf heraussprang.

Bei den Herren beeindruckte Paul Herrmann die Zuschauer mit seinem Kampfgeist und schaffte es als Gesamtsiebter ebenfalls in das Finale. Der Dresdner lief dann auch noch im Team mit, wo man am Ende hauchdünn den Italienern unterlag, aber auch mit der Silbermedaille zufrieden sein konnte. Für die Sportart Shorttrack in Deutschland waren die EM-Tage medial gesehen mindestens genauso viel wert wie später die Olympischen Spiele.  Auf Grund der Fernsehübertragungen und der zahlreichen Berichte in den Printmedien wurde erstmals in Deutschland ein breites Publikum für diesen Sport erreicht.

Bei den Olympischen Spielen war Shorttrack in den Deutschen Medien dagegen kaum präsent, nachdem die Herrenstaffel ihr großes Finalziel verfehlt hatte. Der glänzende fünfte Platz von Tyson Heung ging so leider etwas im Rummel um die großen Stars unter. Trotzdem hatten sich die DESG-Athleten großartig verkauft und konzentrierten sich nun auf die WM.

2010-01-24-0434]Und in Sofia sollte das gelingen, was in Vancouver noch nicht geklappt hatte: Bronze für die deutsche Herrenstaffel. Die erste Medaille in der WM-Geschichte für die DESG. Bei diesem großartigen Erfolg blieben die Einzelleistungen der Deutschen nur eine Randerscheinung. Diese Bronzemedaille war durchaus kein Zufall oder Glück, sondern die Belohnung für konstant starke Staffelrennen in den letzten beiden Jahren, und fast stetig Platzierungen zwischen drei und acht im Weltcup.

Obwohl körperlich bereits am Ende, gelang auch zum Abschluss bei der Mannschafts-WM in Bormio ein großer Erfolg, die deutschen Herren kamen auf Platz fünf und übertrafen damit die Ergebnisse aus den Vorjahren. Diese Platzierung wäre auch für die Damen realistisch gewesen, der Verletzungsausfall von Aika Klein konnte dann aber nicht kompensiert werden.

Olympische Jahre bedeuten in der Regel auch immer eine Zäsur im Kader. So auch in der DESG. Zwei der Staffelhelden bei den Herren werden in den nächsten Jahren nicht mehr zur Verfügung stehen: Tyson Heung und Sebastian Praus haben ihre Karrieren beendet. Mit Robert Becker, der Ersatzmann der Herrenstaffel in diesem Jahr, sowie mit Torsten Kröger der diese Rolle im letzten Jahr wahrgenommen hat, stehen die Nachfolger bereits „Gewehr bei Fuß“. Dahinter überzeugte zuletzt Hannes Kröger, aber auch der in diesem Jahr lange Verletzte Junior Peter Anderl und der Oberstdorfer Christoph Milz haben Chancen den Sprung in das Weltcupteam zu schaffen.

Bei den Damen wird nach Anke Hartmann und Aika Klein vermutlich auch Susanne Rudolph ihre Karriere beenden. Neben Christin Priebst, Bianca Walter und Julia Riedel werden dann die Nachwuchsathletinnen die Lücke schließen müssen. Beste Aussichten hat dabei die Deutsch-Italienerin Josephine Meschnik, die den Nachwuchsbereich in diesem Jahr deutlich dominiert hat. Allerdings liegt bisher die Freigabe des Italienischen Verbandes noch nicht vor. Sollte Elisa Lenke verletzungsfrei bleiben dürfte die Dresdnerin erste Anwärterin auf den fünften Startplatz sein. Das jedoch wird sich erst in der neuen Saison zeigen.

Das der Trainer einen großen Einfluss auf die Erfolge der DESG-Starter hatte, das haben alle Sportler immer wieder betont. Bleibt zu hoffen, dass es der DESG gelingt den Kanadier Eric Bédard auch für die kommenden Jahre zu verpflichten, um für die nächsten Olympischen Spiele wieder ein schlagkräftiges Team aufbauen zu können.

Comments are closed.