Omas Schupfnudeln als Belohnung
Eigentlich sollten für Shorttrackerin Susanne Rudolph die Deutschen Meisterschaften im letzten Februar auf ihrer Heimbahn München den Schlussstrich bilden. Schließlich gibt es ein Leben neben dem Sport. Zwei Semester fehlen der 27jährigen Grafingerin an der Uni München zum Grundstudium der Architektur. „Ich wollte im Februar definitiv aufhören. Es gab keine sportliche Herausforderung mehr.“ Jetzt hat sie doch noch einmal „Blut geleckt“, ihr Studium unterbrochen und ist nach Dresden umgezogen. Vancouver 2010 ruft. Es wären ihre dritten Olympischen Spiele.
„Zwei Dinge haben mich umgestimmt“, sagt die 500-m-Meisterin 2008, „zum einen das plötzliche Angebot der Sportförderung in der Bundeswehr, zum anderen der neue Trainer.“ Éric Bédard war der Auslöser für den Umzug nach Dresden. „Er trainiert hier die Nationalmannschaft, in München hatte ich ja keine ernsthaften Trainingspartner mehr. Und so einen Coach wie Bédard hatten wir noch nie.“ Dass sie dabei, wie schon in ihrer Münchner Zeit, ihrem Heimatverein EHC Klostersee Grafing treu bleibt, ist für sie selbstverständlich: „Dort habe ich meine Wurzeln, dort bin ich sportlich groß geworden, da ist die Vereinszugehörigkeit das Mindeste, was ich für die weitere Entwicklung dort tun kann.“
In Dresden fühlt sich die Oberbayerin wohl. „Die Sprache und Mentalität der Sachsen sind natürlich etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt sie, „aber die Stadt ist sehr schön, viel tolle Architektur, was ja mein Hobby ist, und viel Kultur. Ich war auch schon zum Konzert in der Semperoper und im Theater. Und die Trainingsbedingungen sind sowieso bestens.“ Allerdings knallhart. „Das ist keine Kritik, denn es bringt uns ja was. Es ist auch nicht zu viel, sondern einfach sehr intensiv. Man ist praktisch nach jeder Einheit völlig platt.“
So viel Einsatz soll nicht umsonst sein. „Im Vorjahr war ich im Weltcup auf meiner Spezialstrecke 500 Meter fast immer im Viertelfinale, beim letzten Weltcup auch im Halbfinale“, sagt Rudolph. „Und das Halbfinale, also die Top-8 der Welt, ist auch mein Maßstab in dieser Saison. Mit der Staffel wollen wir in Europa mit um den Titel laufen, in der Welt zu den besten fünf gehören.“
Wenn Susanne Rudolph ein sportlicher Erfolg gelingt, gönnt sie sich auch mal ein Bier. Und kommt sie dann nach Hause, weiß Oma schon: „Suse“ wünscht sich ihre selbst gemachten Schupfnudeln. „Die kriegt in Dresden keiner so gut hin!“