“Diese Arbeit wird sich auszahlen”
Der Schweiß fließt in Strömen im Fitnesszentrum von Sport-Scheck am Englischen Garten in München. Es ist brütend heiß und der neue Shorttrack-Bundestrainer Eric Bédard verlangt seinen Schützlingen auf den Spinning-Bikes alles ab. „Hey, Bianca, a little more!“, feuert er das „Küken“ im Team Bianca Walter an. Und das immer wieder fordernde „Hopp, hopp!“ beantwortet Paul Herrmann (Bildmitte) mit einem japsenden „I’m not Lance Armstrong!“. Nur für Scherze bleibt unter höchster Anstrengung noch Luft. Bédard grinst breit, um gleich wieder in den Befehlston umzuschlagen: „Let’s go, Ladies. Come on!“
Geschafft. Dreißig mal je eine halbe Minute lang Vollgas auf dem Ergometer, jeweils rund 120 Umdrehungen schnell, bei nur kurzen Verschnaufpausen, das bringt auch gestandene Sportler nach einem anstrengenden Tag an ihre Grenzen. „Good job!“, lobt der Kanadier nach der extraharten Übungseinheit. Durchatmen, Schweiß abwischen, Trinken. Und ein wenig Gymnastik dranhängen. Die Moral der Sportler stimmt. „Ja, es macht Spaß, auch wenn es ganz schön hart ist. Aber wir wissen, dass sich diese ganze Arbeit für uns irgendwann auszahlen wird“, findet Julia Riedel schnell ihr Lächeln wieder.
Der erste Lehrgang unter Federführung des neuen Coachs aus Montreal neigt sich dem Ende zu, noch bis Freitag bleiben die Athleten und ihre Betreuer Eric Bédard, Markus Tröger und Eckhard Steckel in der Bayern-Metropole. Routiniers wie Sebastian Praus und Christin Priebst kennen Eric Bédard schon lange vom Wettkampfgeschehen. Der 31 Jahre junge Kanadier, viermaliger Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, beendete erst nach Turin 2006 seine aktive Karriere. So verlief die Phase des „Beschnupperns“ mit den Athleten kurz und ohne Barrieren. Bleibt mehr Zeit für effektive Arbeit auf dem Eis (teils bis in die Nacht) und im Kraftraum. Nächste Woche geht es in Dresden nahtlos weiter. Auch dort legt Bédard höchsten Wert auf „Vollbelastung“ und „starke Intensität“. „Es geht darum, die Sauerstoffaufnahme deutlich zu verbessern“, erklärt der Coach. Deshalb hetzte er seine Schützlinge auch im Olympiapark – vor den Augen staunender Passanten – immer und immer wieder einen extrem steilen Hügel hinauf. Von nichts kommt nichts.
„Wir sind top motiviert“, fasst Susanne Rudolph den aktuellen Stimmungsstand in der Mannschaft zusammen. Weil das Umfeld gute Voraussetzungen bringt. „Der Trainer bietet Perspektiven“, weiß Christin Priebst, und die Übungsbedingungen in München sowie im neuen Eiszentrum von Dresden „sind einfach klasse“. Nun geht es für die DESG-Truppe darum, die kurze Zeit bis zu den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver perfekt zu nützen. Erste Anhaltspunkte sollen ab Mitte Oktober (Salt Lake City, Vancouver) die Weltcuprennen liefern. „Bei der Weltmeisterschaft in Wien im März 2009 wollen wir Zeichen setzen“, sagt Bédard. Das klingt genauso entschlossen wie zuvor bei seinen ständigen Anfeuerungsrufen: „Come on!“