Weltcup-Finale in Calgary
Wolf hat 500-m-Gesamtsieg sicher / Schwarz läuft Deutschen Rekord
Bereits vor dem letzten 500-m-Rennen am Sonnabend sicherte sich die Berlinerin Jenny Wolf den Gesamtsieg im Weltcup. Im ersten von zwei Wettbewerben auf der schnellen Bahn von Calgary lief sie in 37,72 Sekunden neue persönliche Bestzeit – schneller war nur Wang Beixing (China/37,61). Da Wolfs Rivalin im Kampf um den Gesamt-Weltcup, Lee Sang-Hwa (Südkorea), nur Siebente wurde, beträgt Jenny Wolfs Vorsprung nun 152 Zähler, womit sie nicht mehr einzuholen ist. Starke Leistung von Judith Hesse (Erfurt): Sie lief sowohl über 500 m (38,23) als auch über 1000 m (1:15,96) neue persönliche Bestzeiten und belegte damit die Plätze 9 und 13. Die 1000 m gewann in 1:13,96 Ireen Wüst (Niederlande). Der 1000-m-Weltcup ist damit abgeschlossen, trotz fünf nicht bestrittener Rennen wurde Anni Friesinger (Inzell) Dritte hinter Chiara Simionata (Italien) und Shannon Rempel (Kanada). Für das beste deutsche Resultat bei den Herren sorgte Samuel Schwarz (Berlin), der in 1:08,68 min einen neuen Deutschen Rekord aufstellte (bisher 1;09,12, seit 2001 von Michael Künzel gehalten) und Zwölfter wurde. Sieger Denny Morrison (Kanada) verfehlte in 1:07,24 min Shani Davis’ Weltrekord nur um zwei Zehntel; Davis wurde mit 1:07,78 Zweiter. Im Weltcup-Endstand setzte sich Erben Wennemars (Niederlande) vor Lee Kyou-Hyuk (Südkorea) und Davis durch. Über 500 m reichte eine neue persönliche Bestleistung von Anton Hahn (35,60) leider nur zu Platz 25, Sieger wurde in 34,64 s Tucker Fredericks (USA). Der Weltcupsieg ist noch offen – gewinnen können noch Pekka Koskela (Finnland), Keiichiro Nagashina (Japan) und Fredericks. Außer den 1000-m-Weltcupsiegern wurden auch die Sieger und Platzierten im Mannschaftslauf geehrt, der bereits in Erfurt entschieden worden war. Die Siege gingen in beiden Kategoriern an die Niederlande, die deutschen team holten jeweils Platz drei. Für die deutschen Damen nahmen Daniela Anschütz-Thoms. Lucille Opitz und Claudia Pechstein (von links) die Bronzeschale entgegen. Das Trio hatte in dieser Besetzung zwei der drei Weltcup-Teamrennen bestritten (Platz drei in Berlin, Sieg in Erfurt); einmal war Lucille Opitz mit Katrin Mattscherordt und Karoline Zillmann unterwegs (Platz fünf in Turin). Bei den Männern standen (von links) Stefan Heythausen, Robert Lehmann, Marco Weber und Tobias Schneider auf dem Podium. Die Läufer hatten mit zweimal Platz vier und einmal Platz fünf genügend Punkte gesammelt, dass es am Ende für den dritten Rang reichte.
Friesinger muss Weltcup-Finale im Krankenbett verfolgen
Riesen-Pech für Sprint-Weltmeisterin Anni Friesinger aus Inzell: Ausgerechnet vor dem Weltcup-Finale 8und dem greifbaren Gesamtsieg über 1500 m) legt ein Infekt die Inzellerin mit Fieber und Gliederschmerzen flach. “Erst dachte ich, es sei ein Muskelkater, aber dann kamm das Fieber dazu”, meinte Friesinger, “hier geht etwas rum, es sind ja mehrere krank, und irgendjemand hat mich angesteckt.”
2. Tag: Wolf weiter mit Podest-Abo / Kramer mit Weltrekord
Jenny Wolf hat weiterhin einen Platz auf dem Siegerpodest abonniert. Nimmt man einmal ihren Sturz von Heerenveen beiseite, lief sie bei 13 internationalen 500-m-Starts (Weltcup und Sprint-WM) 13mal in die Top-3 – 6x Erste, 5x Zweite, 2x Dritte. Beim letzten Weltcuprennen der Saison wurde sie in neuer persönlicher Bestzeit von 37,71 Sekunden Dritte hinter Wang Beixing (China), die in 37,32 nur eine Zehntelsekunde am Weltrekord vorbeilief, und Sayuri Osuga (Japan/37,66). Pamela Zoellner wurde in 38,40 s 16. Im von Jenny Wolf gewonnenen Gesamt-Weltcup belegen Judith Hesse und Pamela Zoellner die Plätze 17 und 18. Die Berlinerin Jenny Wolf ist mit ihren 500-m-Auftritten “ganz zufrieden. Insgeheim hatte ich es mir noch ein klein wenig schneller erhofft, aber ich musste mich erst an das schnelle Eis gewöhnen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich dann bei den Weltmeisterschaften noch was drauflegen kann.” Als WM-Favoritin sieht die Weltcupsiegerin aber eine andere: “Seit ihrem Auftritt bei den Asienspielen ist Wang Beixing für mich die klare Favoritin, und das hat sie hier in Calgary bei ihrem Heimspiel auch unterstrichen.” Am Sonntag hat Wolf die Chance, über 100 m noch einen weiteren Weltcup zu gewinnen. “Wenn ich starte, will ich auch gewinnen, nur 90 Prozent zu geben gibt es bei mir nicht.” Die 1500 m gewann Ireen Wüst (Niederlande) in 1:52,38min (0,6 s über Klassens Weltrekord) vor den Kanadierinnen Kristina Groves und Cindy Klassen. Damit konnte Wüst die Inzellerin Anni Friesinger doch von der Spitze des Gesamt-Weltcups verdrüngen. Friesinger fehlte wegen Infekts. Mit persönlichen Bestleistungen kamen Daniela Anschütz-Thomas (1:55,29) und Lucille Opitz (1:57,60) auf die Plätze 9 bzw. 20. In der Gesamtwertung kam Daniela Anschütz auf Platz fünf. Anni Friesinger ist zum Glück wieder fieberfrei und reist bereits am Sonntag nach Salt Lake City weiter. Bei den Männern gingen die Siege an Yuya Oikawa (Japan) und Sven Kramer (NED). Oikawa gewann die 500 m in 34,42 s (0,12 s über WR) und verwies Lee Kang-Seok (Südkorea/34,43) und Vortags-Sieger Tucker Fredricks (USA/34,48) auf die nächsten Plätze. Fredricks gewann damit den Gesamt-Weltcup, wo Anton Hahn als 30. bester Deutscher ist. Über 5000 m unterbot Kramer in 6:07,48 min seinen eigenen Weltrekord um 1,3 Sekunden und verwies seinen Landsmann Carl Verheijen sowie Enrico Fabris (Italien) auf die weiteren Medaillenränge. Marco Weber (6:25,16/PB – Bild), Robert Lehmann (6:27,05), Tobias Schneider (6:28,74) und Jens Boden (6:30,41) kamen auf die Plätze 12, 16, 19 und 24. Bei den Männern war ein nie dagewesene Leistungsdichte auffällig: 22 Läufer (Plätze 8 bis 29) sind in einem Bereich von 10 Sekunden Differenz (6:22 bis 6:32). Im Langstrecken-Weltcup-Endstand rangiert Kramer vor Verheijen und Fabris; für starke deutsche Platzierungen sorgen Tobias Schneider (7.) und Marco Weber (12.). Zudem hat die DESG bei der WM über 5000 m drei Startplätze. “Es war ein hochklassiger Wettkampf”, sagte DESG-Teamleiter Helge Jasch, “allerdings hatten wir das Eis noch schneller erhofft, es war aber doch mehr Sprinter-Eis. Sieht man einmal von Kramer ab, sind viele nicht so schnell gelaufen, wie sie sich vorgenommen hatten, sind auf den letzten Runden eingebrochen. Wir haben uns im Klassement aber ganz gut eingereiht.”
3. Tag: 3000-m-Krimi: Anschütz Zweite / Weltrekord: Wolf (100 m), Davis (1500 m)
In einen außerordentlich spannenden 3000-m-Rennen beim Weltcupfinale setzte sich Martina Sablikova (3:57,04/PB) vor der Erfurterin Daniela Anschütz-Thoms (3:58,59/PB – Bild) und Kristina Groves (3:58,62/PB) durch, als Vierte vetpasste Claudia Pechstein (Berlin) das Siegerpodest nur um 12 Hunderstelsekunden. Als Fünfte blieb Paulien van Deutekom unter der magischen Vier-Minuten-Marke, die bis vor diesem Tag erst sechs Läuferinnen geknackt hatten (und in dieser Saison noch niemand). Lucille Opitz (Berlin) wurde in 4:04,26 (PB) 13. Den Gesamt-Weltcup gewann erwartunggemäß SáblÃkova, Daniela Anschütz sicherte sich mit diesem Ergebnis Platz zwei, Claudia Pechstein wurde Dritte. Die fünf Erstplatzierten von Calgary plus Olympiasiegerin Ireen Wüst (die den Wettkampf ausließ und stattdessen schon nach Kearns weiterreiste) sind somit auch die heißesten Medaillenkandidaten für die WM-Entscheidung. Auch Weltklasse über 100 Meter: Mit der neuen Weltbestzeit von 10,28 s gewann Jenny Wolf den Endlauf des Finalwettbewerbs vor Lee Sang-Hwa (Südkorea) und Sayuri Osuga (Japan). Judith Hesse gewann das B-Finale und wurde damit Vierte. Im Gesamt-Weltcup verteidigte Jenny Wolf damit wie schon über 500 m ihren Pokalgewinn aus dem Vorjahr, Nagano-Siegerin Judith Hesse wurde überraschend Zweite. “Das ging heute locker-fluffig, das hat richtig Spaß gemacht”, freute sich Jenny Wolf über ihren Erfolg, “jetzt fahre ich mit einem sehr guten Gefühl weiter nach Utah.” Einen weiteren Weltrekord verbuchte Shani Davis (USA). Über 1500 Meter lief er in 1:42,32 min 36 Hundertstel schneller als vor einem Jahr am gleichen Ort (wo Davis auch trainiert). Er gewann vor Erben Wennemars (Niederlande) und Denny Morrison (Kanada). Mit neuen persönlichen Bestzeiten kamen Tobias Schneider (1:45,82), Samuel Schwarz (1:46,03) und Stefan Heythausen (1,46,97) auf die Plätze 17, 19 und 22. Schneider verpasste Christian Breuers Deutschen Rekord nur um drei Zehntelsekunden. In der Gesamtwertung setzte sich Wennemars vor Enrico Fabris (Italien) sowie Morrison durch (Davos hat nur 3 von 6 Rennen bestritten und wurde Vierter), bester Deutscher ist Tobias Schneider als Zwölfter. Über 100 m setzte sich in Calgary Yuya Oikawa (Japan/9,45), der auch die Gesamtwertung gewann, vor Joji Kato (Japan/9,59) und Maciej Ustynowicz (Polen/9,83) durch, der durch den Verzicht einer Reihe qualifizierter Läufer in das Feld nachgerückte Anton Hahn wurde Neunter.
WM 2007: Qualifizierte deutsche Starter
Die Startplätze für die Weltmeisterschaft werden über eine Rangliste vergeben, die End-Platzierungen im Weltcup sowie eine Weltcup-Zeitenrangliste berücksichtigt. Folgende Sportler haben sich für die DESG qualifiziert:
Damen. 500 m: Wolf, Hesse, Friesinger (Zoellner, Angermüller, Anschütz-Thoms) 1000 m: Friesinger, Hesse, Zoellner (Angermüller) 1500 m: Friesinger, Anschütz-Thoms, Pechstein (Opitz) 3000 m: Anschütz-Thoms, Pechstein, Mattscherodt (Friesinger, Opitz, Beckert) 5000 m: Anschütz-Thoms, Pechstein, Friesinger (Mattscherodt)
Herren. 500 m: Hahn 1000 m: Schwarz 1500 m: Schneider, Heythausen, Schwarz 5000 m: Schneider, Weber, Lehmann (Boden) 10’000 m: Schneider, Weber
Anmerkung: Wenn mehr als 3 qualifiziert sind, sind die Läufer ab Nr. 4 in Klammern angeben, da nur drei WM-Starter pro Nation und Strecke erlaubt sind. Die angegebene Reihenfolge sagt nichts darüber aus, welche Sportler dann tatsächlich an den Start gehen.