Rituale vor dem Start
Saisonstart-Gespräch: Jörg Dallmann will über 1500 m in die Top-Ten
Langsam aber sicher pirscht sich der 26jährige Erfurter Jörg Dallmann auf seiner Spezialstrecke 1500 m an die Weltspitze heran: Bei seinem Weltcup-Debüt 2001/2002 war er Gesamt-42, dann 36., 20. und im Vorjahr schließlich 17. Jetzt will der Stephan-Gneupel-Schützling endlich in die Top-Ten, am liebsten auch bei Olympia.
Mit “Hugo”, wie er genannt wird, sprach Matthias Opatz.
Wie war der Urlaub in diesem Jahr?
Na, das ist ja schon eine Weile. Ich hatte mit meiner Freundin diesmal Kultur-Urlaub in Brüssel und Paris mit vielen Museen und Galerien, war ganz toll, aber leider zu kurz.
Ja, gute Wintersportler werden im Sommer gemacht. Sind Sie gut über den Sommer gekommen?
Bin ich hervorragend, keine Krankheit, keine Verletzungen, und bei gesteigertem Umfang alle Trainingsaufgaben gut bewältigt.
Vor zwei Wochen sind Sie zum Saisonstart 5000 m gelaufen, heute 500 und 3000 Meter. Verkehrte Welt?
Nein, nein, der Trainer hat sich schon was dabei gedacht. Die 500 sind zur Überprüfung der Sprintfähigkeiten, die 3000 m stehen unter den Vorzeichen der Mannschaftsnominierung. Ich bin mit meinen Zeiten heute recht zufrieden, das liegt im Plan.
Was werden Sie bei den “Deutschen” in zwei Wochen in Berlin laufen?
Voraussichtlich 500, 1000 und 1500 Meter. Über 1500 m will ich möglichst mein Ergebnis vom Vorjahr bestätigen (Deutscher Meister – d. A.) und mich für den Weltcup qualifizieren, mal sehen, was über 1000 m drin ist. Ich werde mein Bestes geben.
Saisonhöhepunkt sind in diesem Jahr die Olympischen Spiele. Es wären ihre ersten …
Ich will auf jeden Fall dabei sein, und das nicht als Tourist. Über 1500 m eine einstellige Platzierung wäre super. Das wird schwer, die Weltspitze ist unheimlich dicht. Und natürlich möchte ich in die Mannschaft.
Nach dem 7. WM-Platz von Inzell hat die gelegentlich geäußerte Medaillenerwartung für die Männermannschaft einen Dämpfer bekommen. Was ist in Turin möglich?
Die Erwartungen vor Inzell haben viel Druck aufgebaut, und die Besetzung war nach zwei Ausfällen, darunter meinem, nicht optimal. Nach menschlich Ermessen sind Gold und Silber weg, an die Holländer und die USA kommt keiner ran, die laufen in einer anderen Liga. Für die nächsten Plätze kommen vier, fünf Länder in Frage, darunter wir. Warten wir erst einmal die Weltcups ab, noch sind wir ja noch nicht einmal qualifiziert.
Wenn Sie zum Wettkampf gehen, haben Sie da einen Talisman oder sonstigen Glücksbringer dabei?
Nein, garnichts in der Richtung, aber ich pflege vor jedem Rennen meine Rituale, das ist unheimlich wichtig und gibt mir die Ruhe.
Welche Rituale sind das?
Nichts spektakuläres, nur eine feststehende Abfolge von Tätigkeiten, die sich immer wiederholt. Zum Beispiel mache ich immer ein paar Stunden vor dem Wettkampf noch ein Läufchen und höre Musik dabei.
Was kommt denn da aus den Kopfhörern?
Zur Zeit am liebsten Franz Ferdinand, eine englische Combo, und “Magnet Coda”, eine feine Band aus Erfurt. Aber insgesamt bin ich da nicht so festgelegt, Hauptsache ordentlich Sound von den Instrumenten, die Gitarristen dürfen richtig reinhauen.