Notizen von den Junioren-WM 2006 in Erfurt
3. Tag: Südkoreanerin Kim, Norweger Bökko und Hollands Teams holen WM-Titel / Stephanie Beckert Zweite über 3000 m
Stephanie Beckert rettete die Eisschnelllauf-Ehre der Gastgeber bei den 33. Junioren-Weltmeisterschaften in der Erfurter Gunßda-Niemann-Stirnemann-Halle. Die 17jährige vom einheimischen ESC Erfurt belegte gestern über 3000 m, die letzte und längste Mehrkampf-Distanz bei den Juniorinnen, Platz zwei und wurde nur von der 5000-m-Olympiaßvierten Martina Sablikova geschlagen. In der Gesamtwertung musste sich die JWM-Favoritin aus Tschechien jedoch knapp der Südkoreanerin Kim Yoo Rim geschlagen geben, Bronze ging ihre Teamkollegin Lee Joo-Jeon. Bei den Männern gewann erwartungsgemäß der Team-Olympiavierte Havard Bökko aus Norwegen.
“Eine Riesenleistung von Steffi”, meinte ihr Trainer Peter Wild, zußgleich Junioren-Bundestrainer, “das ist noch ein Trostpflaster auf ein insgesamt nicht zufriedenstellendes Abschneiden der deutschen Junioßren.” Beckert war als Mehrkampf-Elfte Beste aus den Reihen der DESG, die bis 2003 fast immer mit einer Mehrkampfmedaille von JWM zurückgeßkehrt war. Auch im Mannschaftsrennen gingen die Deutschen leer aus: Die Mädchen mit “Zugpferd” Beckert (die fünf von sechs Runden Führungsarßbeit leistete) kamen auf Platz fünf, die Jungen wurden Siebente. Immerhin hatten alle drei das Finale der besten 24 erreicht. Über 5000 m kamen Nico Dorsch und Arne Becker auf die Ränge 11 und 12, im Gesamklassement wurden sie 15. und 19., für Eric Rauschenbach war nach seinem Sturz über 500 m nicht mehr als Platz 23 drin. Bei den Mädchen kamen Jennifer Plate und Angie Fischer auf die Plätze 20 und 28.
“Hier ist tatsächlich ein Loch, das man nur mit viel guter Nachwuchsßarbeit wieder schließen kann”, meinte das Thüringer Eisschnellauf-Denkßmal Gunda Niemann-Stirnemann, JWM-Augenzeugin in der nach ihr benannten Halle, “aber solche Täler sind auch keine Katastrophe, man muss nur die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Trotzdem gibt es Lichtblicke: Steßphanie Beckert kann mit entsprechendem Trainingsfleiß eine ganz Große auf den Langstrecken werden. Und Jennifer Plate hat das Zeug zu einer Top-Sprinterin.” Die Berlinerin hatte über 500 m Platz drei nur um drei Hundertstel verpasst.
Noch viel knapper ging es zu über 1500 m: Nachdem Sablikova 2:00,74 Minuten vorgelegt hatte, liefen die Südkoreanerinnen Kim Yoo-Rim und Lee Joo-Jeon im letzten Paar 2:00,73 (Kim) und 2:00,74 (Lee). Eine Hunßderstel zwischen den ersten drei ” das hat es seit Einführung der
Hunßdertstelmessung (1970) im Eisschnelllauf noch nie gegeben.
Für Jennifer Plate war es trotz der knapp verpassten 500-m-Medaille ein Riesenerlebnis. “Das war natürlich bitter, ich weiß, dass ich das in der letzten Kurve verbockt habe. Trotzdem hat es Spaß gemacht, es waren schöne drei WM-Tage. Jetzt bin aber froh, dass die Saison langsam zu Ende geht. Die 3000 Meter sind mir schon ziemlich schwergefallen, aber ich war froh, dass ich mich dafür qualifiziert hatte. Jetzt wechsle ich zu den Senioren und werde mich auf den Sprint konzentrieren, 500 und 1000 Meter. ich weiß, dass ich hier noch Reserven habe.”
DESG-Junioren-Cheftrainerin Dr. Isolde Weidner war “beeindruckt von der hohen Leistungsstärke im Juniorenbereich, auch wenn das nicht überraschend kam. Die Leistungen über 500 Meter oder 5000 m lagen im absoluten Spitzenbereich.” Weidner weiter: “Unsere Hoffnungen auf eine Einzelstreckenmedaille sind mit Stephanie Beckert aufgegangen, eine Medaille von Jennifer Plate wäre Zugabe gewesen. Hingegen hat sich gezeigt, dass wir mit der Mädchenmannschaft, die weiter vorn erhofft war, nicht mithalten können. Die Juniorinnen Nummer zwei und drei fallen gegenüber Stephanie Beckert zu sehr ab.” Zur Gesamtleistung sagte Weidner: “Wir müssen unseren insgesamt unbefriedigenden Stand, insbesondere im Mehrkampf, zur Kenntnis nehmen und mit den richtigen Schlussfolgerungen nach vorn schauen.” In Erfurt, aber auch beim Viking-Race in Heerenveen habe sich gezeigt, dass deutsche Sportler oft athletische und schlittschuhläuferische Nachteile haben. “Mit besserer Schlittschuhtechnik wäre der Sturz von Eric Rauschenbach über 500 Meter wahrscheinlich nicht passiert, und Jennifer Plate hätte nicht diese Probleme in der letzten Kurve bekommen.”
Die Leistungen auf dem hervorragend präparierten Thüringer Eis sprengten alle Prognosen. Neben einem Junioren-Weltrekord (3:56,27 Minuten durch die niederländische Mannschaft) gab es neun Bahnrekorde, elf JWM-Rekorde und 168 persönliche Bestleistungen. Auch die gute Organisation und das für eine Juniorenveranstaltung rege Interesse ” an den drei Tagen kamen insgesamt 1600 Zuschauer ” überzeugten die Vertreter des Weltverbands ISU. “Das hat es bei einer Junioren-WM noch nicht gegeben”, sagte ISU-Präsidiumsmitglied Jan Dijkema (Niederlande), “ich kann mir vorstellen, dass hier auch noch größere Meisterschaften stattfinden können.” Auch die Sportler und Betreuer aus den 21 beteißligten Nationen waren sich einig: Erfurt war eine Reise wert.
2. Tag: Südkoreanerin Kim und Norweger Bökko vor Titelgewinn / Zentimetereinlauf der Damen über 1500 m / Fünf Deutsche im Endkampf
Havard Bökko aus Norwegen und die Südkoreanerin Kim Yoo-Rim führen bei den
Junioren-Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer in Erfurt die Mehrkampf-Wertung nach drei von vier Wettbewerben souverän an. Kim gewann nach dem Sieg über die 500 m auch die 1000 m sowie die 1500 m und kann von der hinter Lee Joo-Jeon (Südkorea) auf Platz drei liegenden Tschechin Martina Sablikova damit kaum noch eingeholt werden. Im Mehrkampf der Männer führt 3000-m-Sieger Bökko vor Mo Tae-Beom aus Südkorea, der die 500 und 1500 m für sich entschied,Die Berliner Jennifer Plate als auf Platz 15 und Nico Dorsch auf Rang 16 haben dagegen keine Chance mehr auf einen Spitzenplatz. Fünf der sechs deutschen Starter erreichten aber den Endkampf der besten je 24 Läufer. Stephanie Beckert, die mit einer guten 1500-m-Leistung auf dieser Strecke Achte wurde, nachdem sie auch schon übwer 1000 m beste Deutsche gewesen war (14.), hofft auf den abschließenden 3000 m auf eine “kleine Medaille”.
Einen bisher nie dagewesenen “Zentimetereinlauf” gab es über 1500 Meter der Damen. Nachdem Sablikova 2:00,74 Minuten vorgelegt hatte, liefen die Südkoreanerinnen Kim Yoo-Rim und Lee Joo-Jeon 2:00,73 (Kim) und 2:00,74 (Lee). Die erst 16jährige Kim hat damit bereits drei Distanbzen für sich entschieden und kann kaum noch von Platz ein verdrängt werden. Sablikova müsste über 3000 Meter fünfzehneinhalb Sekunden schneller sein als Kim, um noch an ihr vorbeizugehen. Kims starke 1500 m deuten aber darauf hin, dass sie auch über 3000 m nicht ganz abfallen wird. Die einheimische Stephanie Beckert (Erfurt) will hingegen ihre Platzierungstendenz 30 (500) – 14 (1000) – 8 (1500) über 3000 m fortsetzen. Hier hofft sie ebenfalls auf eine Top-3-Platzierung wie im anschließenden Mannschaftsrennen, in welchem sie voraussichtlich zusammen mit Angie Fischer und Bente Kraus antritt.
Bei den Männern präsentierten sich Arne Becker, Nico Dorsch und Eric Rauschenbach entsprechend ihrem Leistungsvermögen mit Zeiten um 1:53. “Arne hätte vielleicht auch drunter bleiben können, aber er hat bei einem engen Wechsel, als er Tempo rausnahm, zuviel zeit verloren. Aber insgesamt sind wir von den Zeiten her an vorderen Plätzen nah dran, das ist ermiutigend”, sagte Andre Hoffmann, Trainer von Dorsch und Becker. Bester über 1500 Meter war Nico Dorsch als 13. Alle drei deutschen Männer haben das Finale über 5000 erreicht (Rauschenbach trotz seines 500-m-Sturzes durch seine 3000-m-Leistung).
– Junioren-WM am Sonntag: ab 13 Uhr 3000 m Juniorinnen (=JWM-Entscheißdung Mehrkampf); anschl. 5000 m Junioren (=JWM-Entscheidung Mehrkampf); anschl. Mannschaft-WM Juniorinnen; anschl. Mannschafts-WM Junioren
– Eintrittskarten zum Preis von 5 Euro sind an der Tageskasse erhältßlich.
– Informationen und Ergebnisse im Internet: /erfurt/ und https://www.eisevents-erfurt.de/wm/
1. Tag: Bökko (Norwegen), Kim (Südkorea) vorn / Plate verpasst über 500 m “kleine Medaille” ganz knapp / Pechvogel Rauschenbach
Am Auftakttag der Junioren-Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer in Erfurt gab es gestern einen einzigen Sturz – und der ereilte ausgerechnet den Erfurter Eric Rauschenbach. An der Spitze liegen nach einer (Juniorinnen) bzw. zwei Strecken (Junioren) Norwegens Team-Olympiavierter Havard Bökko und die Südkoreanerin Kim Yoo-Rimin. Kim gewann die 500 m, einzige Strecke der Juniorinnen am Freitag, in 39,48 Sekunden vor ihrer Landsmännin Lee Joo-Jeon (40,38) und Xu Jinjin (China/40,40). Jennifer Plate (Berlin) verpasste vor fast 500 Zuschauern in 40,43 Sekunden als Vierte den Sprung aufs Treppchen nur knapp.
Bei den Junioren gewann Bökko die 3000 m in 3:45,51 Minuten vor den Niederländern Wouter Olde Heuvel (3:52,28) und Ten-Jan Bloemen (3:52,84). Arne Becker (Berlin) wurde in 3:57,56 Minuten Elfter. Über 500 Meter setzte sich 35,83 Sekunden Mo Tae-Beom (Südkorea) vor Igor Nefedjew aus Russland (36,48) und dem Kasachen Alexander Shigin (36,80) durch. Bökko führt im Mehrkampf nach zwei Strecken mit 74,405 Punkten klar vor Shigin (75,758) und Mo (75,996). Bester Deutscher ist hier Nico Dorsch (Berlin/ 77,715) als 18.
Lokalmatador Eric Rauschenbach (18) ärgerte sich zunächst über seinen Patzer, lief danach aber über die ungeliebten 3000 Meter persönliche Bestzeit. “Das war schon ärgerlich, zumal mein Abgang ziemlich gut war”, so der gebürtige Crimmitschauer, “ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, ich war in der Kurve einfach einen Moment unkonzentriert. Dafür bin ich mit den 3000 Metern sehr zufrieden. Das gibt mir Zuversicht für die 1500 Meter morgen, wo ich die besten Aussichten auf eine vordere Platzierung habe.” Auch Rauschenbachs Trainer Peter Wild ärgerte sich. “Eric hätte eine zeit um 37,2 draufgehabt, das wäre ein Platz in den Top-Ten gewesen und wäre eine gute Basis für ein solides Mehrkampf-Ergebnis gewesen. Schade!”
Hingegen war Rauschenbachs Klubkollegin vom ESC Erfurt, Stephanie Beckert, mit ihrem Ergebnis über 500 Meter sehr zufrieden. Mit 42,49 Sekunden lief sie nahe an ihre Bestzeit. “Ich bin ganz zufrieden”, so die 17jährige Thüringerin, “das ist ja alles andere meine Spezialstrecke, und mein Ziel, mich für die 3000 m zu qualifizieren, bin ich damit sicherlich nähergekommen.” Auf dieser Strecke hat sie Aussichten auf eine “kleine Medaille”, die vom Weltverband ISU auf den Einzelstrecken vergeben werden und die die Berlinerin Jennifer Plate knapp verpasst hat. Junioren-Bundestrainer Peter Wild (Erfurt): “Ihr Angang war sehr gut, aber in der letzten Kurve fehlte noch einmal der optimale Abdruck. Da hat sie mehr als fehlenden drei Hunderstel verschenkt.”
Einen entsprechend ihren Möglichkeiten guten Eindruck hinterließen die Berliner Nico Dorsch und Arne Beckert. Beide sind schon so gut wie qualifiziert für die 5000 Meter (Top-24). Über 3000 Meter liefen beide persönliche Bestzeit, Dorsch auch über 500 Meter.
- Junioren-WM am Sonnabend: ab 13 Uhr 1000 m Juniorinnen, anschl. 1500 m Junioren; anschl. 1500 m Juniorinnen (bis ca. 17 Uhr)
- Junioren-WM am Sonntag: ab 13 Uhr 3000 m Juniorinnen (=JWM-Entscheidung Mehrkampf); anschl. 5000 m Junioren (=JWM-Entscheidung Mehrkampf); anschl. Mannschaft-WM Juniorinnen; anschl. Mannschafts-WM Junioren
- Eintrittskarten zum Preis von 5 Euro sind an der Tageskasse erhältlich.
- Informationen und Ergebnisse im Internet: https://www.eisevents-erfurt.de/wm/